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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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Landhausstil erbauten Villa am Stadtrand von Singen war aber eher der Ausdruck ›residieren‹ angebracht, dachte sich Wiegele, als er seinen Wagen vor dem Haupteingang parkte.
    Der Verstorbene, der das nicht unbeträchtliche Erbe seines Vaters durch geschickte Spekulationen zu einem zweistelligen Euro-Millionenvermögen vermehrt hatte, war ein echter Eigenbrötler gewesen. Er hatte sich bereits im Alter von 45 Jahren aus dem aktiven Erwerbsleben als Vorstandsdirektor einer großen internationalen Versicherungsgesellschaft zurückgezogen und sich nur mehr seinen Hobbys und der Börse gewidmet.
    Der praktizierende Frauenliebhaber hatte bereits mit 22 ein erstes Mal geheiratet und sich knapp drei Jahre später schon wieder scheiden lassen. Seither hatten jede Menge mehr oder weniger schöne Frauen sein Bett und seine manchmal etwas ausgefallenen Neigungen geteilt. Keine hatte es aber geschafft, die zweite Frau Webernitz zu werden.
    Umso neugieriger waren daher Dr. Bittner und damit auch Anselm Wiegele, wem dieser große Wurf fast doch noch gelungen wäre.
    Mit Ausnahme der Haushälterin, einer Francesca Doppoli, 41 Jahre alt und in Tarent geboren, und Bertram Lütterbrin, einem 34-jährigen Deutschschweizer, der als Fahrer und Gärtner für den Honorarkonsul von Sao Timero beschäftigt gewesen war, hatte Webernitz alleine in dem riesigen Anwesen gewohnt.
    Zu dem vom Gerichtsmediziner ermittelten Zeitpunkt seines Todes war die Haushälterin bereits seit zwei Wochen im Italienurlaub. Lütterbrin dagegen hatte in Chur im Kantonsspital gelegen und sich von einer drei Tage zuvor durchgeführten Leistenoperation erholt.
    Der Postbote hatte Webernitz am Morgen seines Todestages noch zwei Briefe und ein Päckchen geliefert. Auf Befragen hatte er ausgesagt, dass ihm am Verhalten des Herrn Konsul nichts Besonderes aufgefallen sei. Er sei so freundlich gewesen wie immer und habe ihm sogar einen Witz erzählt.
    Wiegele legte das Protokoll der beiden Beamten der Schutzpolizei, die den Toten zwei Tage später gefunden hatten, wieder zur Seite und suchte das Badezimmer auf, den möglichen Tatort.
    Dank der Absenz dienstbarer Geister war hier bis auf den Leichnam alles so geblieben, wie es die Polizei vorgefunden hatte. Selbst der umgestürzte Schirmständer, auf dem Webernitz gestanden haben musste, lag noch unverändert da, wie ein Blick auf das im Protokoll aufliegende Foto bewies.
    Nachdenklich kratzte sich Wiegele an der Stirne. Auf den ersten Blick sah tatsächlich alles nach Selbstmord aus. Ohne Kenntnis des erst später aufgetauchten Briefs an Rechtsanwalt Bittner wäre er selbst auch zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangt.
    Obwohl … Obwohl was?, überlegte der Hauptkommissar.
    Irgendetwas stimmte nicht auf dem Bild. Er hatte keine Ahnung, was das sein könnte, aber ein ganz bestimmtes Gefühl im Bauch sagte ihm, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ein Gefühl, das ihn bisher nur selten getäuscht hatte.
    Auf jeden Fall mussten hier die Kollegen von der Spurensicherung ans Werk. Vielleicht würden aus den Ergebnissen ihrer Arbeit Antworten auf Fragen resultieren, die er heute noch gar nicht kannte.
    Wiegele holte sein Handy heraus und setzte die entsprechende Maschinerie in Gang.
     
    * * *
     
    Die Kaffeepause war zu Ende und die Jury hatte wieder Platz genommen. Jetzt standen noch Präsentation und Beurteilung einer erstmals in die Entscheidung aufgenommenen Kategorie, der ›Finanzierung‹, auf dem Programm.
    Ehe die erste der drei für diesen Wettbewerb qualifizierten Dokumentationen über Raubzüge von nahezu genialer Einfachheit zu laufen begann, bat der Sprecher des Organisationskomitees um einen Augenblick Aufmerksamkeit.
    »Wie wir eben erfahren haben, konnte die Observation einiger Mitglieder unserer Gruppe durch die Polizei vor etwa einer Stunde definitiv abgewehrt werden«, teilte er mit monotoner Stimme mit. »Dabei wurde eine verfeinerte Variante der Methode ›Provozierte Unfälle‹ mit, soweit wir bisher wissen, großem Erfolg angewendet. Da die spontane Aktion darüber hinaus vollständig filmisch dokumentiert worden ist, wird dieser Beitrag morgen um 11.30 Uhr außer Konkurrenz gezeigt und diskutiert werden. Wir bitten um rege Beteiligung. Und nun zur Startnummer 15, Edmond Grassinsky und sein Team mit der ›Salatschüssel‹. Technik bitte abfahren.«
    Die tatsächliche Identität der als weitgehend gewaltfrei agierend bekannten Nummer 15 war natürlich ebenso eines der großen
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