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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition)
Autoren: Carrie Lofty
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1. Kapitel
    „Dich, Scarlet, lässt der Wald stets missgelaunt zurück.“
    – Robin Hood
    The Foresters: Robin Hood and Maid Marian
    Alfred Lord Tennyson, 1892
    In der Nähe von Melton Mowbray, England
    Herbst 1199
    W  ill Scarlet hasste Bäume. Alle Bäume.
    Wälder. Gehölze. Und mehr als alles andere hasste er den Sherwood Forest.
    Obwohl Sherwood gut einen Tagesritt entfernt in Richtung Nordwesten lag, war Charnwood Forest ihm so ähnlich, dass es für Will wie ein Hohn wirkte. Der Gestank fauliger Blätter stieg ihm in die Nase. Die sich wiegenden Zweige verursachten Laute, als plapperten dort Kobolde. Selbst jetzt um die Mittagsstunde wurde jede klare Sicht durch das Zwielicht vereitelt.
    Ein Schauder überlief ihn. Will kauerte im Unterholz zwischen den Farnen und versuchte festzustellen, ob das Dutzend Männer, die für Sheriff Finch arbeiteten, sein Unbehagen bemerkten, doch jeder von ihnen ging seinen Aufgaben nach.
    „Gott rette mich aus diesem Höllenschlund“, murmelte er und bekreuzigte sich.
    Mit einem Knie auf den Lehmboden gestützt, beugte er sich vor und blickte die Straße nach Nottingham entlang. Vier Streitrösser näherten sich langsam aus der Richtung von Melton. Das Sonnenlicht spiegelte sich auf den Rüstungen der vorderen Reiter. Einer saß so entspannt da, als hielte er ein kleines Schläfchen, während ein anderer die Zügel seines Pferdes nur locker über die Hände gelegt hatte. Schlankere Pferde folgten ihnen nach. Sie trugen prächtig gewandete Reiter mit dem Wappen des Earl of Whitstowe.
    Wills Kommandant, Roger of Carlisle, ein enger Verbündeter des Sheriffs von Nottingham, trat aus dem Gebüsch, das ihm bis dahin Deckung verliehen hatte. Die Pferde, die ihm zunächst waren, schnaubten und scheuten zurück. Die Reiter schreckten auf, hoben die Schilde und zogen ihre Schwerter. Stahl klirrte gegen Stahl.
    Die erste Wache des Earls, ein hagerer Mann mit geröteten Wangen, hob die behandschuhte Hand und brachte den Zug dadurch zu einem abrupten Halt. „Wer ist da? Aus dem Weg, Mann!“
    „Nein.“ Carlisle verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. Sein Lederwams ließ seinen gedrungenen, muskulösen Körper noch beeindruckender erscheinen. „Ich will mit Lord Whitstowe sprechen.“
    Der Earl ritt persönlich heran. „Was soll das bedeuten?“
    „Mein Name ist Roger of Carlisle. Ich vertrete Peter Finch, den Sheriff von Nottingham.“
    Lord Whitstowe schob die Kapuze seines bestickten Umhangs zurück und runzelte die Stirn. „Mein Trupp hat die Grenze von Nottinghamshire noch nicht erreicht. Was habt Ihr hier zu suchen?“
    „Milord, Ihr besitzt Ländereien in beiden Shires. Es ist Eure Pflicht König John gegenüber, diese Wälder vor Wilderern und Herumtreibern zu schützen.“
    Whitstowes Miene verfinsterte sich. „Ihr lauert mir auf der Straße auf und wagt es, mich an meine Pflichten meinem König gegenüber zu erinnern?“
    „Das ist richtig, Milord, im Auftrag des Sheriffs, denn Ihr habt diese Pflicht nicht erfüllt.“
    Sorgsam darauf bedacht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, bewegte Will seine Füße. Whitstowe stand in dem Ruf, ein ebenso kluger wie wohlerzogener Mann zu sein, doch es war auch bekannt, dass er sich den königlichen Edikten bezüglich Entschädigungen und Armeen gern widersetzte. Eine große Anzahl der königlichen Forderungen hielt er schlicht für übertrieben und zog es aus diesem Grund vor, sie nicht zu beachten.
    Sich zwischen den Bäumen zu verbergen bedeutete gewöhnlich Ärger. Aber vielleicht machte der Umgang mit dickköpfigen Adligen Carlisles dramatische Methoden notwendig – indem er sich wie ein Straßenräuber verhielt. Will erinnerte sich an den Lohn, der ihm winkte, und dieser Gedanke linderte sein Unbehagen.
    Der zweite der vorderen Reiter trug einen spitz zulaufenden Helm mit einem Nasenschutz, der sein Gesicht fast ganz verbarg. Er lenkte sein Streitross zwischen Carlisle und den Adligen hindurch. „Ihr wagt es, so mit Lord Whitstowe zu sprechen? Mehr Respekt, Mann.“
    „Mäßigt Euch, Hendon.“
    „Milord, das werde ich nicht“, erwiderte Hendon. „Seine Unverschämtheit kann nicht geduldet werden. Ihr da, aus dem Weg!“
    Carlisle grinste. „Geht Ihr aus dem Weg. Ich habe etwas mit Eurem Herrn zu besprechen, Schwächling!“
    „Schurke!“
    Drohend zog Hendon sein Schwert und hielt es hoch in die Luft.
    Von überall her sprangen Carlisles Männer aus der Deckung und stürmten herbei. Schreie und Flüche
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