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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
Autoren: Delfried Kaufmann
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Ich war neugierig auf San Francisco. Als Junge hatte ich einmal einen Film gesehen, ich glaube, mit Clark Gable in der Hauptrolle, und der Schlager war ein einziger Lobgesang auf die Stadt am Pazifik. »San Francisco, öffne dein goldenes Tor«, hieß er, oder so ähnlich. Seitdem glaubt jeder Amerikaner, San Francisco hätte irgend etwas mit Gold und Fülle und Licht zu tun, wenigstens solange, bis er dort gewesen ist.
    Auch ich glaubte es, bis ich in Frisco, wie es meistens genannt wird, ankam. Da stellte ich fest, daß es eine Stadt ist wie die anderen Millionenstädte unseres Kontinents auch, nicht so kompakt und gewaltig wie New York oder so rassig und laut wie Detroit, aber im übrigen mit Geschäftsvierteln, Hochhäusern, Parks, langen Mietskasernenstraßen, dunklen Slums und einer imponierenden Hafenanlage, dem »Goldenen Tor« nach Ostasien. Und die Brücke, die die Frisco-Bucht überspannt, war wirklich ein atemberaubendes, technisches Wunder.
    Nun, ich war nicht nach San Francisco gekommen, um mir den Atem rauben zu lassen. Im Gegenteil nahm ich an, daß ich alle Puste brauchen würde, wenn ich die Leute einholen wollte, hinter denen ich her war. Von diesen Leuten wußte ich bisher nichts, als daß sie ihr Geld mit einem Zeug verdienten, auf das andere Leute so verrückt waren, daß sie den letzten Anzug vom Leibe verscheuerten, um sich die kleinen Röhrchen mit Morphium, das weiße, harmlos aussehende Pulver des Kokains und die schwarzen, zähen Kügelchen des Opiums kaufen zu können.
    Mit einem Wort: man hatte mich auf die Spur eines Rauschgiftringes gesetzt, und ich sollte den Herren das Geschäft ein wenig versauern.
    An diesem Geschäft wird groß verdient, mehr als an jeder anderen Ware des ehrlichen oder unehrlichen Marktes. Kein Wunder, daß die großen Bosse unter allen Umständen versuchten, sich das Absatzgebiet zu sichern, und mit Kugeln und Messerstichen gezählt wird, wenn die Syndikate sich ins Gehege kommen. Noch böser aber werden die Leute im Hintergrund, wenn Männer sich in den Handel einmischen, denen es nicht auf den großen Verdienst ankommt, sondern die nur daran denken, daß in den Vereinigten Staaten jährlich Tausende von Menschen am Rauschgift zugrunde gehen, gute, oft wertvolle Menschen, die einmal in einer schwachen Minute einer der Rauschgifthyänen in die Finger gefallen waren und seitdem von dem verdammten Zeug nicht mehr loskamen.
    Wir kennen die Methoden, mit denen die Gangster sich immer neue Opfer und damit neuen Absatz für ihre Ware suchen. Auf Kirmesplätzen, in harmlosen Milchbars, auf den Sportfeldern schlängeln sie sich an die Menschen heran, meistens an sehr junge Leute, und sie scheuen sich auch nicht davor, Kinder zu verführen. Sie verschenken die erste Kokainprise. Sie behaupten, das Zeug mache nicht süchtig, packe die Widerstrebenden beim Ehrgeiz, daß man alles einmal ausprobiert haben müßte. Auch die zweite Ampulle, Zigarette oder Prise geben sie dem Opfer noch umsonst, drängen sie ihm sogar noch auf, und die dritte lassen sie ihm billig. Aber je fester die Sucht die Verführten in die Klauen nimmt, desto höher werden die Preise des Verführers, denn er weiß, das Opfer wird alles tun, um seine Rauschgiftsucht befriedigen zu können, und hohnlachend verweigert er ihm das begehrte Gift und fordert es auf, zu stehlen, zu rauben – vielleicht sogar zu morden. – So kommt es, daß Rauschgifthandel und Rauschgiftsucht eine Unzahl anderer Verbrechen nach sich ziehen.
    Wir Beamte der Bundesgeheimpolizei hassen die Rauschgiftganoven mehr als alle anderen Verbrecher wegen ihrer heimtückischen Art, die Menschen in die Sucht zu treiben, und sie hassen uns entsprechend wieder. In keiner Branche wird so schnell geschossen und so brutal vorgegangen wie im Rauschgiftgeschäft. Ein G-man, der gegen die ›Koks‹-Händler eingesetzt wird, tut gut daran, seinen Freunden mitzuteilen, ob er mit oder ohne Musik beerdigt zu werden wünscht.
    Ich hatte mir eine große Blaskapelle ausgebeten, als ich mich von meinem New Yorker Chef, Mister High, und meinem Freund Phil Decker verabschiedete und in die Transkontinent-Maschine kletterte. Es wurde ein hübscher Flug, den ich mit Erfolg verschlief, und als ich am Morgen vom Flughafen mit dem Wagen der Luftverkehrsgesellschaft nach Frisco hineinfuhr, fühlte ich mich zu allen Schandtaten bereit.
    Die Vorgeschichte des Falles, dessen ich mich annehmen sollte, hatte mir Mister High in New York erzählt. Es dauerte genau drei
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