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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
Autoren: Delfried Kaufmann
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Portier, und in dem Augenblick, in dem der Chinese sich umwandte, fühlte ich seine Hand in meiner Rocktasche. Der Portier läutete einen Pagen herbei, der mich und meinen Koffer in den dritten Stock liftete, mir mein Zimmer zeigte, nach den Wünschen fragte und nach einem Trinkgeld Dank murmelnd verschwand. Ich sah mich in dem Raum um, der für die nächste Zeit meine Heimat sein sollte, ein einfaches, helles Zimmer mit freundlichen Nußbaummöbeln. Das Fenster ging zur Crash Street hinaus. Über den Dächern der Nachbarhäuser sah ich bunte Wimpel, die Wahrzeichen von Chinatown. Sorgfältig verschloß ich die Tür, und dann sah ich in meiner Rocktasche nach, welches Geschenk der Kollege mir hineingezaubert hatte. Ich fand ein aus einem Notizbuch gerissenes Blatt. »Kommen Sie heute abend zehn Uhr ins ›Shanghai‹. Ich sitze im Hauptlokal. An meinem Tisch wird ein Stuhl frei sein. Wir kennen uns nicht und werden uns erst im Laufe des Abends kennenlernen. Richten Sie sich auf Aktion ein. B. M.«
    Viel war das nicht, das heißt, viel konnte es schon sein, aber deutlich war es nicht. Wenn ich den Schrieb richtig verstand, brauchte mein Kollege einen zweiten Mann, um ein Ding zu schaukeln.
    Ich zog mich um. Dann ging ich in die Halle hinunter. Mister Bear war nicht mehr vorhanden. Ich verwickelte den Chinajüngling in der Portiersloge in eine lange Unterhaltung, in deren Verlauf ich ihm erzählte, was ich in Frisco suchte. Es ist immer gut, wenn man einen Hotelmenschen von seiner Harmlosigkeit überzeugt, damit er es gegebenenfalls weitererzählen kann. Ganz nebenbei erkundigte ich mich nach den Vergnügungsmöglichkeiten für einen einsamen Mann, und siehe da, der Jüngling empfahl mir nicht nur Chinatown, was so selbstverständlich ist wie das Montmartre in Paris oder der Broadway in New York, sondern er nannte als eines der maßgebenden Lokale auch das »Shanghai«.
    »Echt wie in China, Sir«, versicherte er.
    Es ist schwer, jemandem einen Begriff von San Francisco Chinatown zu geben, der nie dort war. Auch in New York gibt es ein Chinesenviertel, aber die Chinamänner dort werden spätestens in der zweiten Generation trotz ihrer Hautfarbe zu Amerikanern. Die Friscoer Chinesen bleiben immer Chinesen, selbst wenn die Familien seit hundert Jahren im Lande sitzen.
    Natürlich machen die Söhne des Himmels ein gutes Geschäft aus ihrer Sonderstellung und servieren vergnügungshungrigen und neugierigen Amerikanern bestes China. Weniger aus Tradition als aus Gründen des Fremdenverkehrs tragen viele von ihnen noch Zöpfe und lange, seidene Kaftane. Sie schmücken ihre Häuser mit bunten Wimpeln und ihre Frauen trippeln auf hohen Holzsandalen über die Straßen und binden sich Kissen auf die Rücken. Sie verkaufen den Dummen echte Haifischflossen, die aus einer Chicagoer Fleischpackerei stammen, und ihre großartigen uralten Porzellanvasen beziehen sie von einer Fabrik aus Philadelphia.
    Trotzdem blieb es auch für mich interessant, durch die Straßen des Viertels zu bummeln. Die Häuser sind hoch und schmal, unentwirrbar ineinander verschachtelt.
    Ich fragte mich zum »Shanghai« durch Jeder kannte es. Es schien eines der größten Lokale zu sein. Es lag am Ende einer Sackgasse und nahm die ganze Straßenbreite ein.
    Der Portier trug eine merkwürdige, altmodische Rüstung mit einem Schwert auf dem Rücken, was ihn nicht hinderte, Trinkgelder anzunehmen. Der Laden war äußerst raffiniert aufgemacht. Hinter dem großartigen Eingang folgte ein langer, schmaler, nur von trüben Lampions erhellter Gang, an dessen Ende ein bezopfter Seidenmandarin sich lächelnd meiner Garderobe bemächtigte. Er schlug einen Mattenvorhang zurück. Wieder ein Gang, aber jetzt hörte ich schon Musik, Jazzmusik natürlich. Ein zweiter Mandarin öffnete mir einen zweiten Vorhang, und ich befand mich im eigentlichen Lokal.
    Der Laden war rund gebaut, mit niedriger Decke, von der Lampions baumelten. Die Wände hatten sie mit allerlei Chinesischem bepinselt und behängt. Die Kellner, alles Chinesen, huschten in weißen Leinenjacken zwischen den Tischen umher, und die Damen, die das Haus zur Unterhaltung alleinstehender Herren bereithielt, bewiesen, daß man auch mit gelber Haut ein hübsches Mädchen sein konnte.
    Ich sah nach der Armbanduhr. Es war punkt zehn. Ich ließ den Blick von Tisch zu Tisch gleiten. Verdammt, ich fand Bear-Masson nicht. Ich suchte unter den Tanzenden, aber ich konnte ihn nicht entdecken.
    Wenn ein G-man mit einem G-man
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