Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Sie tauften es Kreuz des Südens und schickten es hinaus auf den Weg, dessen Ende keiner von ihnen je sehen würde. Monate später hatte es halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht; sollte genügend Reaktionsmasse für Bremsweg und Manöver bleiben, mußten die Motoren jetzt schweigen. Stille senkte sich über das Schiff und hüllte es ein während der vierundeinhalb Jahrhunderte, die es nun antriebslos fiel.
    Sie bemannten es abwechselnd, bauten weitere Schiffe, schickten auch diese hinaus und konnten noch erleben, wie einige der kürzeren Reisen ihr Ende fanden. Dann starben sie.
    Andere Männer kamen nach ihnen. Kriege flammten auf und verloschen, wehklagend hausten die Menschen in zerstörten Städten und nährten ihre Feuer mit Büchern. Eroberer kamen und nach diesen neue Eroberer; ein Imperium entstand und erhob, kaum entstanden, die Hände gegen die eigenen Väter. Eine Religion rief die Menschen auf die Höhen fremder Berge. Schließlich schritt eine neue Rasse über den Boden der Erde und brachte mit sich einen neuen Staat. Doch immer noch fielen die Schiffe durch die Nacht, und niemals hatten Männer aufgehört, auf ihnen ihre Wachen zu gehen. Zeitweise trugen diese Männer Schirmmützen mit dem Zeichen des Kometen, zeitweise stählerne Helme, dann wieder graue Kapuzen, endlich dann blaue Mützen mit dem geflügelten Stern. Doch sie alle wachten über die Schiffe, und immer häufiger, während die Jahrzehnte verstrichen, lief eines davon in einen neuen unbekannten Hafen ein.
    Zehn Generationen später war die Kreuz des Südens ihrem endgültigen Ziel kaum um die Hälfte nähergekommen, obgleich sie zu diesem Zeitpunkt von allen von Menschen geschaffenen Dingen die Erde schon am weitesten hinter sich gelassen hatte. Man sah es ihr an: Kratzer und Flickwerk unterbrachen an vielen Stellen die glatte Rundung ihrer Hülle, und auf ihren Wänden erinnerten Kritzeleien an die lange Reihe gelangweilter einsamer Männer, die ihren Flug überwacht hatten. Aber immer noch durchforschten jene Energiefelder und Partikelströme, die ihr als Auge, Hirn und Nerven dienten, unermüdlich die Himmel; ein jeder Mann ihrer Besatzung nahm, wenn er abgelöst wunde und den Einhundert-Lichtjahr-Schritt zum Mond der Erde machte, ein Kästchen mit Mikroplatten mit, das Ergebnis jener unermüdlichen Suche. Während des Jahrhunderts, in dem die Menschheit hauptsächlich damit beschäftigt war, zu überleben, gingen zwar viele dieser Platten verloren, doch schließlich kam der Augenblick, als eine geduldige Maschine sich wieder an die Sichtung vieler solcher Platten von vielen Schiffen machte – und damit gewisse Leute zum Tode verdammte.

 
1. Kapitel
     
    Sonnenuntergang flammte über den Wassern. Weit hinten im Westen über Neuseeland gossen hochgetürmte Wolken heißes Gold über das Himmelsgewölbe. Eine leichte Brise, kaum stark genug, um die Wasserfläche zu kräuseln, trieb kleine Wellen gegen den Rumpf der Ketsch, strich über das müde herabhängende Hauptsegel und fingerte durch das offene Haar des Mädchens.
    Terangi Maclaren deutete nach Norden. „Die Tangfelder liegen dort oben. Die Hauptquelle des Familieneinkommens, wie du weißt. Sie mutieren und kreuzen sich, und wir bekommen auf diese Weise einen Seetang, der die Grundlage einer Menge nützlicher Produkte ist. Ich selbst verstehe nichts davon. Biochemie ist ein organisiertes Chaos. Ich halte mich lieber an einfachere Dinge, das degenerierte Atom, beispielsweise.“
    Das Mädchen lachte.
    Sie gehörte der Kaste der Techniker an wie auch er, das verstand sich von selbst. Nie hätte er jemand aus Bürgerkreisen an Bord seines Schiffes gelassen. Ihr Rang war sogar höher als der seine. Sie entstammte einer sorgfältig ausgesuchten Mutation burmesischer Herkunft, mit bernsteinfarbener Haut, feingeformten Gesichtszügen und blondem Haar, über dem ein grünlicher Schimmer lag.
    Maclaren stimmte in ihr Lachen ein. „Keineswegs wollte ich damit etwas gegen das Atom sagen. Degeneriert nennt man einen bestimmten Zustand der Materie unter gewissen extremen Bedingungen. Noch nicht ganz durchforscht, selbst nach drei Jahrhunderten Quantentheorie. Aber ich schweife ab, und ich möchte midi doch viel lieber konzentrieren. Auf dich natürlich.“
    Er stapfte barfuß über das Deck und ließ sich neben ihr nieder, ein hochgewachsener Mann Anfang der Dreißig, schlank, mit breiten Schultern und energischen Händen, dunkelhaarig und braunhäutig wie alle Ozeanier. Aber in dem breiten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher