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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Mönche in gelben Roben und einige Stadtleute, verließen ebenfalls ihre Kissen und begannen, miteinander zu plaudern.
    Als Nakamura, den untersetzten Körper jetzt in grauer Jacke und Hose, den zusammengerollten gi unter dem Arm, wieder aus der Kabine trat, sah er, wie der Abt sich gerade mit Diomed Umfando, dem Kommandeur der örtlichen Protektorat-Garnison, unterhielt. Wartend stand er da, bis sie ihn bemerkten. Dann verbeugte er sich.
    „Oh, Nakamura“, sagte der Abt. „Ein ausgezeichneter Kampf heute abend.“
    „Es war nichts, ehrwürdiger Vater.“
    „Was wollten … ah, richtig. Sie werden uns morgen verlassen, nicht wahr?“
    „Ja, Meister. Zur Kreuz des Südens, der Expedition zu dem Dunkelstern. Es ist ungewiß, wie lange ich fortbleiben werde.“ Er belachte seine eigenen Worte geringschätzig, wie die Höflichkeit es erforderte. „Es ist immerhin möglich, daß man nicht zurückkehrt. Darf ich daher den ehrenwerten Abt in aller Bescheidenheit bitten, daß …“
    „Natürlich. Die Ihren stehen unter unserem Schutz, und Ihre Söhne werden hier erzogen werden, falls sich für sie kein besserer Platz findet.“ Er lächelte. „Aber wer bezweifelt, daß der beste Pilot auf Sarai als Eroberer zurückkehren wird.“
    Sie tauschten die üblichen rituellen Komplimente. Anschließend sagte Nakamura verschiedenen anderen Freunden Lebewohl. Als er zur Tür trat, erblickte er die hochgewachsene blaugekleidete Gestalt Captain Umfandos. Er verbeugte sich.
    „Ich wollte gerade zurück in die Stadt“, sagte der Offizier fast entschuldigend. „Wollen Sie mir die Freude Ihrer Gesellschaft machen?“
    „Falls diese unwürdige Person dem edlen Captain auch nur eine Minute der Zerstreuung bieten kann?“
    Sie machten sich auf den Weg. Das dojo war Teil des buddhistischen Klosters, das sich zwei oder drei Kilometer vor der Stadt Susa erhob. Die Straße, die durch Kornfelder führte, war jetzt leer, denn die Zuschauer nahmen noch unter dem roten Dach des Klosters den Tee. Nakamura und Umfando schritten eine Weile schweigend aus.
    Capella war schon lange untergegangen. Ihr sechster Planet, II-Khan der Riese, zeigte fast volle Phase, ein gewaltiger goldener Schild, geschmückt mit hundert farbigen Mustern. Zwei Monde, kaum kleiner als das erdgroße und von Menschen besiedelte Sarai, standen neben ihm. Nur einige wenige Sterne, tief unten an dem purpurroten Himmel, vermochten sich in all dem Licht bemerkbar zu machen. Die Felder ertranken unter bernsteinfarbenen Strahlen, in der Ferne blinkten schwach die Lichter von Susa. Zur linken Hand wuchs am Horizont eine Gebirgskette auf. Ein Mondvogel trillerte, die Fiedler-Insekten antworteten, eine sanfte Brise raschelte in den Ähren. Sonst war nur das Knirschen der Schritte auf dem Kies der Straße zu hören.
    „Ein schönes Land“, murmelte Nakamura.
    Captain Umfando zuckte die Schultern. Sein Ebenholzgesicht verzog sich leicht. „Ich wünschte, es wäre etwas umgänglicher.“
    „Glauben Sie mir, Captain, trotz politischer Meinungsverschiedenheiten hat gegen Sie oder Ihre Leute hier niemand etwas persönlich.“
    „Ach, lassen Sie das doch. So naiv bin ich nun auch nicht. Möglich, daß Sarai uns anfangs ganz allgemein nur deshalb nicht gern sah, weil wir eben als Soldaten und Steuereinnehmer der Erde kamen. Einer Erde, die einem gewöhnlichen Kolonisten nicht einmal erlaubt, sie zu besuchen. Aber derartige Gefühle übertragen sich sehr leicht auf den Menschen, der in dieser Uniform steckt. Mir selbst ist es schon passiert, daß die Kinder mich verspottet und mit Steinen beworfen haben, selbst wenn ich Zivil trug.“
    „Das ist zutiefst bedauerlich“, sagte Nakamura gepeinigt. „Erlauben Sie mir, daß ich mich im Namen meiner Stadt bei Ihnen entschuldige.“
    Umfando zuckte die Achseln. „Ich bin nicht so sicher, daß eine Entschuldigung am Platze ist. Niemand hat mich schließlich gezwungen, die Armeelaufbahn einzuschlagen. Im Grunde beutet die Erde ihre Kolonien ja auch aus. Natürlich finden sich dafür beschönigende Worte und eine Menge Entschuldigungsgründe, aber letzten Endes ist und bleibt es doch Ausbeutung.“
    Er schwieg einen Augenblick und fragte dann fast verzweifelt: „Aber was sonst bleibt der Erde denn übrig?“
    Nakamura gab keine Antwort. Wieder gingen sie eine Zeitlang schweigend nebeneinander her.
    Schließlich sagte Umfando: „Ich möchte Ihnen eine vielleicht etwas ungehörige Frage stellen.“ Als das breitgedrückte Gesicht neben
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