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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift
Autoren: Michael Kubiak
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Darum war auch noch niemand auf die Idee gekommen, dieses Kloster dem Fremdenverkehr zugänglich zu machen. Gelohnt hätte es sich sicher, denn dieses Ordenshaus war in Kunsthistorikerkreisen für seine prächtigen Wandmalereien berühmt. Auf wunderbare Weise hatten sich die Bilder über die Jahrhunderte erhalten, und die Zeit war gänzlich spurlos an ihnen vorübergegangen.
    Auch diese Tatsache mußte rätselhaft und sonderbar erscheinen, konnte man doch immer wieder feststellen, daß Wandmalereien in anderen Bauwerken ähnlicher Art zum großen Teil dem Untergang geweiht waren.
    Niemand wagte es, dieses Geheimnis zu ergründen. Niemand wagte auch nur, von einem Geheimnis zu sprechen, das dieses Kloster umgab. Als einzige hätten der Abt der Ordensgemeinschaft und einige wenige alte Ordensbrüder das Geheimnis enthüllen können.
    Doch sie hüteten sich, darüber ein Wort zu verlieren. Zu schrecklich und gefährlich war ihr Wissen um die wahren Tatsachen. Die Menschheit wäre in Gefahr geraten.
    Schwer trugen die Mönche unter der Last ihrer Erkenntnisse und der Gewißheit, ihr Leben in den Dienst der Geheimhaltung dieses Wissens stellen zu müssen.
    Denn niemals würden sie das alte Gemäuer verlassen können. Sie waren zu Wächtern bestimmt, zu Hütern über das Grauen, das tief unten in den finsteren Gewölben des Klosters dem Licht des Tages entgegenfieberte.
    Tief im Berg, auf dem das Kloster angelegt war, hinter einer mehrere Zentimeter dicken Eichentür, befand sich ein Raum, in dem die Aura des Unerklärlichen fast greifbar war.
    Überladen mit geweihten Gegenständen aller Art, wirkte der Raum wie die Schatzkammer des Klosters. Doch dieser Schatz hatte für den normalen Sterblichen keinen Wert. Dieser vor undenklichen Zeiten geweihte Schatz hatte nur den Sinn, das Buch, das in der Mitte des Raumes auf einer Art Katafalk lag, zu bewachen.
    In diesem Buch lag das Geheimnis des Klosters von Nantes begründet. Es war das Buch des Bösen, das schwarze Buch, die Satansbibel. Geriet sie in die falschen Hände, dann würde das Menschengeschlecht untergehen, denn den dämonischen Kräften hätten normale Sterbliche nichts entgegenzusetzen.
    Wehe der frevelhaften Hand, die sich erhebt, um dieses Buch in ihren Besitz zu bringen!
    ***
    Das alte Kloster war nur zu Fuß erreichbar. Die Autostraße endete am Fuß des Hügels in einem großen asphaltierten Platz, auf dem die Autos parken konnten. Von da führte ein steiler und schmaler Pfad hinauf zu dem langgestreckten Gebäude.
    Um diese mitternächtliche Zeit lag die ganze Gegend wie ausgestorben. Nur ein einsames Auto tastete sich mit seinen Lichtfingern die Straße hinauf zu dem Platz, wo es stehenblieb. Der Wagen wendete und blieb mit bergab gerichtetem Kühler stehen.
    Die Scheinwerfer verloschen. Die Tür auf der Fahrerseite öffnete sich, und ein junger Mann glitt aus dem Wagen. Sichernd schaute er sich nach allen Seiten um.
    Der Mond beschien ein totenblasses Gesicht, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, in dem die Augen wie glühende Kohlen wirkten. Der Unbekannte hatte lange dunkle Haare, die ihm bis in den Nacken fielen. Er beugte sich noch einmal in den Wagen, um etwas zu suchen.
    Gleich darauf tauchte er wieder aus dem Wageninneren auf und untersuchte die Gegenstände, die er nun in der Hand hielt.
    Ein langes Seil mit einem ankerähnlichen Haken am Ende, eine starke Taschenlampe und eine schwarze Kapuze. Die Kapuze zog er sich sofort über den Kopf. Das Mondlicht ließ die Augen hinter den Schlitzen in der Kapuze kurz aufblitzen. Den Ankerhaken befestigte er an seinem Gürtel, und das Seil legte er sich in mehreren Windungen um den Leib.
    Dann vergewisserte er sich, daß seine Lampe funktionierte. Er ließ sie einige Male aufleuchten, schloß den Wagenfond, ohne die Tür zu verriegeln, und ging dann eilig auf die Stelle zu, wo der Pfad zum Kloster hinauf seinen Anfang nahm.
    Lautlos bewegte er sich über das lose Geröll, das den Pfad reichlich bedeckte. Nur ab und zu knirschte es, wenn er auf einen Stein trat, der nicht sicher und fest in seinem Bett lag.
    Der junge Mann kam zügig voran. Bald schon ragten vor ihm die Mauern aus Natursteinen auf, die dem Kloster das Gesicht einer uneinnehmbaren Burg gaben.
    Der Mann wandte sich vom Pfad ab und verschwand nach rechts in dem dichten Buschwerk, das bis an die Festungsmauern des Klosters heranreichte.
    Der Unbekannte schien sich hier auszukennen, denn zielstrebig näherte er sich einer kleinen Lücke im Gebüsch,
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