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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Mannes auf der Schwelle stand.
    „Sind Sie es, Techniker Maclaren?“ rief der Mann.
    „Ja, Kapitän Magnus Ryerson.“ Maclaren trat vor und verbeugte sich. „Ich habe mir erlaubt, einen weiteren Gast mitzubringen, Sir, den ich nicht erwähnt habe, als ich anrief.“
    „Ich kann mir denken, wer das ist“, sagte der alte Mann. „Es ist schon gut, Mädchen. Komm herein und sei willkommen.“
    Sie traten ein, und Tamara flüsterte Maclaren zu: „Wie alt er auf einmal geworden ist.“
    Magnus Ryerson schloß die Tür. Seine Hände, auf denen die Adern dick hervorquollen, zitterten leicht. Er stützte sich schwer auf seinen Stock, während er durch das Zimmer ging, um das Feuer zu schüren.
    „Nehmen Sie Platz“, sagte er zu Maclaren. „Ich habe eine Flasche Whisky vom Festland besorgt, als ich erfuhr, daß Sie kommen. Ich hoffe, er taugt etwas. Ich selbst trinke nicht, aber bitte bedienen Sie sich.“
    Maclaren betrachtete die Flasche. Die Marke war ihm unbekannt, aber er sagte: „Danke. Das ist eine meiner Lieblingsmarken.“
    „Haben Sie schon gegessen?“ erkundigte sich der alte Mann.
    „Ja, danke, Sir.“ Maclaren nahm ein Glas entgegen. Ryerson humpelte hinüber zu Tamara, um auch ihr eins zu geben.
    „Können Sie über Nacht bleiben? Ich könnte die Dachstube herrichten.“
    Maclaren tauschte einen Blick mit Tamara. „Aber gern“, sagte er.
    Ryerson schlurfte zum Kamin, nahm den Teekessel vom Feuer und goß sich eine Tasse Tee ein. Er hob sie. „Auf Ihre Gesundheit“, sagte er. Dann setzte er sich in seinen alten Lehnstuhl. Seine Hand strich über ein in Leder gebundenes Buch, das auf der Lehne lag.
    Eine Weile herrschte Stille, nur unterbrochen von dem Donnern der Wogen unten am Strand.
    Schließlich sagte Maclaren: „Ich … ich meine, wir … wir sind gekommen, um Ihnen unser Beileid auszusprechen. Und wenn Sie irgendeine Frage haben, die ich Ihnen beantworten kann … ich war dabei, das wissen Sie ja.“
    „Aye. Sie sind sehr freundlich.“ Ryerson suchte nach seiner Pfeife. Er blickte zu Boden. „Soviel ich weiß, hat er sich gut geführt?“
    „Ja, natürlich tat er das.“
    „Das ist die Hauptsache. Später, wenn ich mehr Zeit zum Nachdenken hatte, werden mir schon noch einige Fragen einfallen. Aber das war die einzig wichtige, auf die es mir ankam.“
    Maclarens Blick wanderte durchs Zimmer. Er sah die Steuerhandbücher in den Regalen, die Steine und Häute und Götzenbilder von fremden Planeten. Der Doppelstern Sirius glühte wie zwei Augen in der Dunkelheit. Er sagte: „Der Sohn war seinem Vater ebenbürtig.“
    „Er war besser, hoffe ich“, sagte der alte Mann. „Unser Leben würde wenig Sinn haben, wenn Söhne keine Gelegenheit hätten, mehr als ihre Väter zu sein.“
    Tamara stand mit einem Ruck von ihrem Stuhle auf. „Aber das ist es ja!“ rief sie. „Es hat keinen Sinn! Ich sehe nur Sterben und Sterben und Sterben. Wofür? Daß wir noch einen neuen Planeten betreten können, eine weitere Tatsache unserem Wissen hinzufügen können? Was haben wir davon? Was haben wir damit erreicht? Und warum? Bei deinem Gott, was haben wir getan, daß Er unsere Männer dort hinausschickt?“
    Ihre Hände verkrampften sich. Sie atmete schwer. Nach einer Weile sagte sie: „Verzeiht mir“, und setzte sich wieder.
    Magnus Ryerson blickte auf, und seine Augen waren plötzlich gar nicht mehr alt. Eine Zeitlang lauschte er schweigend der Brandung, und dann antwortete er ihr: „Denn das ist unser Geschick und unser Stolz.“
    „Wie?“ Sie zuckte zusammen. „Oh, auf Englisch. Terangi, er meinte …“ Sie wiederholte die Worte in Interlingua.
    Maclaren saß still und rührte sich nicht.
    Ryerson schlug sein Buch auf. „Man hat Kipling im Augenblick vergessen“, sagte er, „aber eines Tages wird man sich seiner wieder erinnern. Denn kein Volk lebt lange, das seinen jungen Söhnen nichts als Wohlleben und Sicherheit bietet. Tamara, Mädchen, laß diese Worte deinen Sohn später auch einmal hören. Es ist auch sein Lied, denn er entstammt dieser Erde.“
    Die Worte waren Maclaren unbekannt, doch er hörte zu, und ihm war, als verstünde er sie.
     
    Wir nährten die See an die tausend Jahr,
    doch ihr Hunger bleibt ungestillt,
    gleichmütig rollen die Wogen dahin,
    trägt keine der Toten Bild,
    Uns’re besten Söhne opferten wir
    dem Hai und den Möwen zum Fraß;
    wenn Blut der Preis für die Seeherrschaft,
    so haben wir voll bezahlt.
     
    Als Ryerson geendet hatte, erhob sich Maclaren,
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