Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Eindruck, den du hast, ist möglicherweise ein anderer.“
    „Ja, das stimmt. Trotzdem habe ich diese Bemerkung nicht vergessen, Dave, und ich sehe jetzt, daß du recht hast. Jeder Ozean ist … ist … zu groß, zu alt, zu gefühllos … zu gewaltig.“ Maclarens Blick suchte die Abermillionen Sonnen der Milchstraße. „Auch dieser Ozean der Schwärze, auf dem wir hier gestrandet sind.“
    „Merkwürdig“, sagte Ryerson. „Ich dachte, es wäre dein Einfluß, daß ich in Gedanken die See plötzlich mehr und mehr … nicht als Freund betrachtete, aber als Sinnbild der Hoffnung, das Lebens und … oh, ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß ich ganz gern an dieser Fahrt teilnehmen würde.“
    „O ja, natürlich. Mißverstehe mich nicht. Ich wollte damit nicht sagen, daß ich vor dem Meer plötzlich Angst hätte. Nur, daß ich es jetzt mit anderen Augen ansehe. Vielleicht alle Dinge. Es läßt sich schwer ausdrücken, aber gelegentlich habe ich hier draußen ein Gefühl, das Seiichi vielleicht Einsicht genannt hätte.“
    „Ja, man lernt so manches hier draußen mit anderen Augen ansehen. Mir ging es genauso, seit ich erst einmal eingesehen hatte, daß es nicht Gott war, der mich hierher verbannt hat … Oh, wegen der Kreuzfahrt. Ich möchte natürlich meine Frau gern mitnehmen, aber sie wird das schon verstehen, das mit deinen … ah, Gefährtinnen.“
    „Sicherlich, so wie ich sie einschätze. Du hast mir schon so viel von ihr erzählt, daß ich mich schon als Freund der Familie fühle.“ Fühle, als ob ich sie liebte.
    „Komm vorbei und spiel den Onkel, wenn wir uns auf Rarna eingerichtet haben. Oh, verdammt! Ich vergaß die Quarantäne. Dann besuch uns eben in dreißig Jahren.“
    Nein, nein, ich bin ein Narr. Nur weil sie tapfere Augen hat und Haar wie eine dunkle Blume, heißt das noch nicht, daß sie die Sehnsucht stillen könnte, die ich mein ganzes Leben lang versucht habe zu ersticken. Es ist nur, daß sie seit dem Tod meiner Mutter die erste Frau ist, die ich auch als Mensch gelten lassen kann.
    Und das ist der Grund, Tamara, warum ich drei Viertel meiner Rationen wieder unter unsere gemeinsamen Vorräte geschmuggelt habe. Damit dein Mann bei Kräften bleibt und du ihn wieder in deine Arme schließen kannst. Es ist wenig genug, was ich tun kann, um das zurückzuzahlen, was du mir gegeben hast.
    „Terangi! Was ist? Ist dir nicht gut?“
    „Oh! O doch, natürlich. Tut mir leid, alter Junge. Ich war nur in Gedanken gerade anderswo.“
    Die Brechwalze spuckte den letzten Staub in den Sammelbehälter. Die Vergasungsanlage befand sich im Schiff, und außerdem begann sich jetzt die Kälte, nicht allzu weit vom absoluten Nullpunkt entfernt, trotz der Isolierung in ihre Anzüge einzuschleichen. Ryerson stand deshalb auf. „Natürlich“, sagte er, „wird aus all unseren schönen Plänen nichts, wenn wir hier draußen vorher verhungern.“
    Maclaren erhob sich ebenfalls. Die Flutlichter markierten ihre Gestalten scharf gegen das Dunkel im Hintergrund. Er suchte Ryersons Augen. Einen Augenblick starrten sie sich schweigend an. Ryersons Stirn glänzte plötzlich schweißig.
    „Du weißt natürlich“, sagte Maclaren langsam, „daß wir im Grunde noch viel länger etwas zu essen haben. Ich würde sagen, für zwei Monate.“
    „Nein“, flüsterte Ryerson. „Nein. Das werde ich nicht tun.“
    „Du wirst es“, erwiderte Maclaren.
    Er blieb noch eine Minute bewegungslos stehen, um sich seines Sieges zu vergewissern, den er als Gabe an Tamara betrachtete. Dann machte er kehrt und ging auf die Maschine zu. „Komm“, sagte er. „Machen wir weiter.“

 
15. Kapitel
     
    Maclaren erwachte von selbst. Einen Augenblick lang wußte er nicht, wo er sich befand. Er war irgendwo gewesen, wo Bäume waren, wo am Fuß eines Hügels Wasser glitzerte. Ein Mädchen war bei ihm gewesen, aber weder ihr Gesicht noch ihr Name wollten zurückkommen.
    Er blinzelte zu der stählernen Decke empor. Er lag auf einer Matratze …
    Ja, das Schiff. Aber warum war er so früh erwacht? Schlaf war der letzte Zufluchtsort, der ihm und Dave noch geblieben war. Alle acht Stunden wechselten sie sich an den Kontrollen des Sendenetzes ab, verkrochen sich dann in ihre Kojen und aßen Schlaf.
    Maclaren gähnte und wälzte sich herum, um nach dem Wecker zu schauen. War das verdammte Ding stehengeblieben? Träge beobachtete er eine Weile den großen Zeiger, doch der bewegte sich. Aber dann hatte er … dreizehn Stunden geschlafen!
    Mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher