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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Raketentriebwerke um seine Mittelachse. Das Schiff schlug mit der Nase auf. Die Pilotenkanzel zerschellte, der Bug wurde eingedrückt, und automatische Schotten schlossen sich und dichteten den Rest des Schiffes ab. Das Schiff war schwer, und der Aufprall dementsprechend. Die Kugel wurde auf mehrere Meter völlig breitgedrückt. Aber Antennennetz und Antrieb ragten unbeschädigt in den Himmel.
    Später fragte sich Maclaren, ob womöglich Nakamura nicht schon Tage vorher zu dem Schluß gekommen war, daß es ihm wahrscheinlich nie gelingen würde, auf eine andere Art das Schiff zu landen. Oder vielleicht auch hatte er gemeint, daß seine Ration seinen beiden Kameraden eine zusätzliche Woche Leben ermöglichen würde. Vielleicht aber auch hatte er einfach endlich sein Nirwana gefunden.

 
14. Kapitel
     
    Maclaren stand am Rande der Grube und schaute nach oben. Der Himmel war klar und schwarz und von absoluter Kälte. Und irgendwie besaß er eine dreidimensionale Wirkung, was merkwürdig war, denn theoretisch sollten all die sich drängenden Sonnen – blauweiß und von frostigem Gold und kaltem Rot – auf der gleichen optischen Ebene im Unendlichen liegen. Der Boden unter den Füßen bot nichts, an das man sich klammern konnte, denn er war fast genauso schwarz und genauso unwirklich. Das Licht der Sterne erhellte nur ein paar Meter und wurde dann verschluckt. Die in der Mitte abgeschnittene Milchstraße und ein aufsteigendes Sternbild sagten Maclaren zwar, daß ein Horizont existierte, aber sein Unterbewußtsein schenkte dem keinen Glauben.
    Er seufzte tief auf, klappte einen Blendfilter über die Sichtscheibe seines Helms und schaltete den Wasserstoff-Schneidbrenner ein. In schneller Folge schnitt er mehrere zehn Kilo Platten aus dem Boden, die er in die Grube stieß, damit sie nicht sofort wieder am Boden festschmolzen. Das Loch selbst hatten sie ursprünglich herausgesprengt, aber die Kreuz hatte nicht genug Explosivstoffe an Bord, um das ganze Erz auf diese Weise abbauen zu können.
    Das Wort Erz war an sich schon ein Witz. Wie konnten zwei Männer zu Fuß auf einer sterilen in Vakuum gehüllten Welt nach einem bestimmten Erz schürfen? Es hätte allerdings auch nicht viel Sinn gehabt. Der ganze Planet war einmal glutflüssig gewesen, wenigstens an der Oberfläche, und selbst der metallische Kern mußte sich bis zum Schmelzpunkt erhitzt haben, als die verdichteten Atome sich wieder zu normaler Größe ausdehnten. Alle Elemente mußten jetzt ziemlich gleichförmig verteilt sein: der Planet ein einziger Klumpen Metallegierung. Man nahm also irgendein x-beliebiges Stück, zermahlte, vergaste, ionisierte es, schickte es dann durch den Isotopen-Trenner und erhielt schließlich so viel (oder besser, so wenig) Germanium, wie das gleiche Verfahren mit jedem anderen Stück ergeben hätte. Mit Hilfe der bekannten Verhältniszahlen konnte man sich ausrechnen, wann vier Kilo auf diese Weise gewonnen sein würden. Das Datum lag noch Wochen in der Zukunft.
    Nachdem er eine genügende Anzahl Platten herausgeschnitten hatte, stellte Maclaren den Brenner ab und kletterte in den Greifer des kleinen Baggers, der am Rand der Grube stand. Er ließ sich hinunter, lud die Platten ein und ließ sich wieder hochziehen. Oben entleerte er den Greifer in den Laderaum eines kleinen Elektrokarrens. Dann begann er mit der gleichen Prozedur von vorne, bis der Wagen vollbeladen war.
    Dank ihren toten Erbauern war die Kreuz mit den für Arbeiten auf einer luftlosen Welt notwendigen Maschinen gut ausgerüstet. Aber natürlich mußte sie das sein. Ihre Hauptaufgabe nach Beendigung ihres Flugs bestand schließlich in der Errichtung einer Station, möglichst auf dem sterilen Mond eines der neuentdeckten Planeten.
    Maclaren ließ sich erschöpft hinter das Steuerrad des Wagens sinken. Er und sein Raumanzug wogen hier zwar nur ein Viertel ihres Erdgewichts, aber die Arbeit war anstrengend. Er schaltete die Scheinwerfer ein und rollte den weißen Strich entlang, der den Weg zum Schiff markierte. Es war notwendig gewesen, die Grube in einiger Entfernung von der Kreuz herauszusprengen, da die Erschütterungen vielleicht das Schiff beschädigt hätten. Und da es hier keine Merkzeichen gab und der Boden so glatt und kahl war wie ein Totenschädel, hätten sie ohne die weiße Linie wohl kaum zum Schiff zurückgefunden.
    Nach einer Weile dann sah er das Schiff, eine flachgedrückte Kugel, aus der zwei Skelettfinger hervorragten. Die Stelle vor der
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