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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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    »Mein Name ist Holman «, sagte ich. »Rick Holman .«
Niemand antwortete; niemand rührte sich auch nur. Der dicke Mann, der
zurückgelehnt in einem riesigen Liegestuhl saß, blickte mich durch seine dunkle
Sonnenbrille an. Seine wulstigen Lippen blieben fest zusammengepreßt. Die
beiden Mädchen, die Seite an Seite ausgestreckt zu seinen Füßen lagen, sahen
bereits aus wie halb gar gebratene Steaks, die darauf warteten, mit grünem
Salat zusammen serviert zu werden. Irgendwo hoch über meinem Kopf brannte die
Sonne erbarmungslos aus einem klaren blauen Himmel herab. Die Gehirne der
beiden waren wahrscheinlich bereits eingetrocknet. » Holman «,
wiederholte ich mit gereizter Stimme, und der Schweiß rann mir über den Rücken.
»Wollten Sie mich nicht sprechen?«
    Die Blonde, die auf dem Bauch
lag, ließ eine Hand den Rücken hinuntergleiten, bis ihr Zeigefinger unter dem
weißen Bikinihöschen verschwand und dort sachte den Ansatz ihrer Hinterbacken
kratzte.
    »Sie müssen Vince Manatti sein«, sagte ich zu dem Dicken. »Es ist eine bekannte
Tatsache, daß kein anderer Mann derartig häßlich ist wie Sie.«
    Die schwabbeligen Backen
zitterten einen Augenblick lang, dann nahm er langsam die Sonnenbrille ab und
enthüllte eng zusammenstehende leuchtendblaue Augen. Das krampfhafte Gekicher
der Blonden ging in einen empörten Aufschrei über, als ihr die Dunkelhaarige
den Ellbogen kräftig zwischen die Rippen stieß.
    »Man muß sich erst einmal
innerlich einstellen«, sagte Manatti in barschem Ton.
»Sie sind also Holman ? Ich hatte Sie mir ganz anders
vorgestellt.«
    »Wie denn?« Ich konnte
natürlich meine große Klappe nicht halten.
    »Nun, jedenfalls wie
komprimierte Tüchtigkeit.« Er hob die Rechte und studierte den massiven
Chronometer, der um sein Handgelenk geschnallt war. »Sie sind zwei Minuten zu
früh. Ich halte mich bei meinen Terminen immer an die vereinbarte Zeit.«
    »Gut gebrüllt, Löwe!« brummte
ich widerwillig.
    Er stand auf, und ich stellte
fest, daß er mich erheblich überragte, wiewohl ich auch nicht klein bin. Er
mußte einiges über zwei Zentner wiegen, und er sah aus wie eine Mischung aus
Dschingis-Khan und einem armenischen Pferdehändler.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Wir
gehen ins Haus.«
    Ich trat vorsichtig über die
beiden Mädchen weg und folgte ihm über die Terrasse ins Innere des Hauses. Das
Zimmer, das wir betraten, war völlig mit Holz verkleidet, üppige schwarz-weiße
Lammwollteppiche lagen auf dem Boden, und eine chromglitzernde Bar nahm die
ganze Länge der einen Wand ein. Es war die passende Umgebung für Orgien; und
ich war enttäuscht, daß keine nackten Nymphen herumhüpften.
    »Ich habe das Haus nur
gemietet«, sagte Manatti , als ob er meine Gedanken
gelesen hätte. »Es ist das Äußerste an Geschmacklosigkeit, aber das sind Trixie und Dixie auch.«
    » Trixie und Dixie ?« murmelte ich.
    »Oder wie immer die beiden wirklich
heißen«, sagte er gleichgültig, »die beiden Mädchen am Swimming-pool draußen. Ich habe den vagen Eindruck, als seien sie in der Miete inbegriffen.
Einen Drink, Mr. Holman ?«
    »Gern, einen Campari mit Soda.«
    Er goß zwei Gläser ein und
schob mir eins davon hin. »Sie sind also der Mann, der sich der Probleme
wichtiger Leute in der Filmindustrie annimmt — Leute meines Schlages«, sagte
er. »Sie sind zudem angeblich ein Mann von großer Diskretion.«
    »Stimmt haargenau«, sagte ich
ohne falsche Bescheidenheit.
    »Was — in Kürze — wissen Sie
über mich?«
    Ich zuckte die Schultern. »Der Koloß von Rom, wenn nicht von Rhodos. Der größte Produzent
von italienischen — und Koproduzent von europäischen Filmen. Ein Mann, der über
ein Imperium verfügt.«
    »Ein bißchen unterbewertet,
aber im wesentlichen zutreffend.« Er nickte
bedächtig. »Aber in einer sich ständig verändernden Welt muß selbst ein Gigant
gelegentlich seine Methoden ändern. Ich bin offiziell hier, um die Koproduktion
eines Filmwerks mit der Stellarproduktion zu besprechen.«
    »Und inoffiziell?« erkundigte
ich mich.
    »Um die Aktienmehrheit bei
derselben Produktion zu erwerben.«
    »Ich wußte gar nicht, daß es
Stellar so schlecht geht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Es geht ihr gar nicht
schlecht. Da gibt es einen Mann, der über genügend Anteile verfügt, um mich
Mehrheitsaktionär werden zu lassen, sofern es mir gelingt, diese Anteile zu
kaufen und sie mit denen zu vereinen, die ich und meine Mitarbeiter bereits auf
diskrete Weise
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