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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
Autoren: Rachel Cohn
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Naomi
    GÄNSEHAUT
    Ich lüge andauernd.
    Ich habe Mrs Loy aus dem 14. Stock angelogen, als ich ihr versichert habe, ja klar wär ich mit ihrem Hund dreimal täglich draußen gewesen und hätte die Pflanzen gegossen, während sie in Atlantic City war.
    Ich habe die Eigentümerversammlung unseres Apartmenthauses angelogen, als Mom... tja, als Mom in einem Anfall von Wahnsinn unsere Wohnzimmerwand demoliert hat, kurz nachdem Dad uns verlassen hatte. Und als Mom der Eigentümerversammlung dann vorgelogen hat, wir würden den Schaden selbstverständlich beheben, habe ich ihre Lüge auch noch gedeckt. Aber eher kriecht mir ein Affe aus dem Hintern, als dass wir das Geld aufbringen könnten, um diesen Niederschlag ihrer eigenen Verwüstung zu beseitigen. Wenn es Mom und mir nichts ausmacht, zwischen Trümmern zu leben, was geht das dann eigentlich die Eigentümer der anderen Wohnungen an?
    Ich habe das Auswahlkomitee der NYU angelogen, als ich behauptet habe, dass mir meine Zukunft und meine Ausbildung am Herzen lägen. Ich bin erst seit knapp einem Jahr an der Uni, aber ich weiß jetzt schon, dass dieser ganze NYU-Deal, ausbuchstabiert: New York University, für mich verlorene Zeit ist. Ich spiele nur deswegen diese verlogene Studentinnen-Nummer, um das Einzige festzuhalten, was in meinem Leben noch nicht in die Brüche gegangen ist - Ely.
    Ich habe Robinaus dem Psycho-Kurs angelogen, als ich ihr geschworen habe, dass Robin (), den wir mal zusammen im Starbucks an der Ecke Eighth/University getroffen hatten, sieund anrufen würde. Meine Mom hat nicht genug $$$, deshalb kann ich nicht in ein Studentenwohnheim ziehen; Robin dagegen, ein Jahr über mir, hat sogar eins der seltenen Einzelzimmer und fährt an den Wochenenden immer nach Hause. Wenn ich aus The Building wieder mal unbedingt rausmuss, überlässt sie mir das Zimmer. The Building, das Apartmenthaus, in dem ich mein ganzes Leben lang gelebt habe, hat zwar eine Top-Lage in Greenwich Village, aber ich muss unbedingt weg von dort. Weg von dem Scheidungsdrama meiner Eltern, weg von meinen Lügen, weg von Mr McAllister, dem schmierigen Fahrstuhl-Mann, immer rauf und runter, der im selben Stockwerk wie Mrs Loy wohnt und mich im Spiegel des Lifts beäugt, seit ich dreizehn bin und sich meine Brüste unter dem T-Shirt abzeichnen.
    Ich habe Mom jedes Mal angelogen, wenn ich ihr erzählt habe, ich hätte bei Robin übernachtet, während ich in Wirklichkeit bei meinem Freund war, der auch ein Zimmer im Studentenwohnheim hat. Ich lüge mir selbst was vor, wenn ich mir einrede, dass es da irgendwas rumzulügen gäbe. Als ob Bruce der Zweite und ich es täten. Wirabends im Bett, knipsen das Licht aus und- wir schlafen einfach -, bis er am nächsten Morgen zu seiner Vorlesung in Rechnungswesen, Beginn pünktlich, aufsteht. Ich lüge ihm was vor, wenn ich behaupte, na klar sei Rechnungswesen ein wichtiges Fach.
    Ich habe Robin () angelogen, als er beim Schachspiel im Washington Square Park gewonnen hat, das war nach diesem Abend mit Robin (), und wir hatten ausgemacht, wenn ich verliere, muss ich ihm auf seine Mitternachtsfrage ohne jede Lüge antworten. Robin hatte behauptet, er hätte nacheinander fünf Männer stolpern sehen, weil sie mich von oben bis unten angestarrt hatten, und ich hätte bloß gelangweilt geschaut. Robin wollte wissen, ob ich meine Schönheit wie ein gutes oder wie ein böses Mädchen einsetze. Wie ein böses Mädchen, hab ich geantwortet. Lüge. Die Wahrheit ist: Ich bin so unberührt wie frisch gefallener Schnee an einem Wintermorgen im Park, bevor die Hunde und Menschen und Räumfahrzeuge dieser schnellen, harten Stadt die vollkommene, friedliche Harmonie zerstören.
    Ich habe Bruce den Zweiten angelogen, als ich ihm versprochen habe, wir würden bald Sex miteinander haben. Richtigen Sex. Sehr bald. Wir hatten es gerade mal bis zu einergeschafft, als der Wohnheimtutor reinkam und uns unterbrochen hat. Es hat sich angefühlt, als würde ich Ely betrügen.
    Ich habe Bruce den Ersten angelogen, als ich ihn glauben ließ, er würde bei mir der Erste sein. Ely wird bei mir der Erste sein. Ich kann warten. Danach wird Bruce der Zweite vielleicht tatsächlich der Zweite sein.
    Vor allem aber lüge ich Ely an.lie to [i:lai].
    Ely ruft mich auf dem Handy an, während ich lügend auf ihn warte. »Bin spät dran. Komm in ’ner Viertelstunde. Halt einen Platz für mich frei. Ich lieb dich, bis gleich.« Bevor ich antworten kann, hat er schon aufgelegt.
    Wir haben
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