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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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erworben haben. Er ist wie Ihr legendärer Howard Hughes — ein
Mann von enormem Reichtum, der zurückgezogen lebt und sein Privatleben mit dem
Fanatismus pflegt, den sonst nur ein Starlet für den nächsten Produzenten
aufbringt. Aber damit endet der Vergleich abrupt. Es handelt sich um einen Mann
namens Axel Barnaby.«
    »Ich habe noch nie von ihm
gehört.«
    »Das geht nur wenigen Leuten
anders. Ich glaube, er gibt ein kleines Vermögen dafür aus, unbekannt zu
bleiben.« Er nahm sich die Zeit, einen Schluck zu trinken. »Wie alle sehr reichen
Männer hat er seine Schwächen.« Er schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Es mag
vielleicht einen Schock für Sie bedeuten, aber selbst ich — Vincente Manatti — habe meine Schwächen.«
    »Ich bin schockiert«, sagte
ich. »Sie scheinen mir sehr liebenswert zu sein, abgesehen davon, daß Sie der ungehobelste Patron sind, der mir je begegnet ist.«
    »Barnaby ist ein Sammler«, fuhr
er, meine kindische Beleidigung kalt ignorierend, fort. »Ein Connaisseur, wenn
Sie so wollen.«
    »Wovon?«
    »Von schönen Frauen.«
    »Das klingt nach einem teuren
Hobby.«
    »Was spielt bei einem Mann in
Barnabys Position Geld für eine Rolle? Er kann einer Frau ein Leben in
unbegrenztem Luxus bieten, bis er sie satt hat. Aber dann erfolgt die
Auszahlung — der goldene Abschiedskuß — im
allgemeinen in Form von kostbaren Steinen, phantastischen Pelzen und — sofern
die Lady besonders zufriedenstellend gewesen war — irgendeinem größeren
Grundbesitz .« Er kratzte sich träge die behaarte
Brust. »Genaugenommen handelt Barnaby gleichermaßen mit Wertpapieren und Frauen,
und es gibt da zwischen beiden nur einen Unterschied. Wenn ein Mann bereit ist,
genügend zu zahlen, wird er jedes Wertpapier erhalten. Überraschenderweise
jedoch gibt es einen kleinen Prozentsatz Frauen, die nicht gekauft werden
können.«
    »Wer zum Beispiel nicht?«
    »Anna Flamini .«
Seine schweren Lider senkten sich plötzlich und verdeckten den Glanz seiner
durchdringenden Augen.
    »Eine der wenigen Frauen
heutzutage, die noch den altmodischen Titel >Filmstar< verdient«, sagte
ich. »Sie hat Barnaby ebensowenig nötig wie ein Loch
im Kopf.«
    »Wie sagt man noch — a quid pro quo ? Anna und ich sind durch einen Vertrag
miteinander verbunden, der noch fünf Jahre Gültigkeit hat. Sie wünscht
dringend, ihre faszinierende Karriere fortzusetzen. Aber eine Schauspielerin,
die in fünf Jahren nicht einen Film dreht, ist kein Star mehr — im Gegenteil,
am Ende dieser langen Periode ist sie praktisch vergessen. Es gibt noch andere
Beziehungen zwischen uns. Sie schuldet mir einen Gefallen.«
    »Soll das bedeuten«, sagte ich
in ungläubigem Ton, »daß Barnaby Ihnen seine Anteile verkaufen will, wenn Sie
ihm als Gegenwert Anna Flamini auf einer silbernen
Platte überreichen?«
    »Das ist eine primitive
Ausdrucksweise, aber im wesentlichen trifft sie zu«,
sagte er leichthin. »Natürlich hat sich Barnaby nicht persönlich auf
Verhandlungen eingelassen. Es hat einen Vermittler gegeben, einen Mann namens
Gregory O’Neil , den ich, obwohl ich ihn erst seit
kurzem kenne, zutiefst verabscheuen gelernt habe. Wir waren gestern miteinander
verabredet, aber er ist nicht aufgetaucht.«
    »Vielleicht ist er aufgehalten
worden.«
    Er schüttelte entschieden den
Kopf. »Unmöglich — allenfalls durch eine Atomexplosion. Daß er nicht erschienen
ist, kann nur zwei Ursachen haben. Entweder hat Axel Barnaby seine Meinung
geändert, was äußerst unwahrscheinlich ist — oder er hat es plötzlich als
überflüssig empfunden, die Verhandlungen fortzusetzen.«
    »Meinen Sie, er habe Anna Flamini vielleicht bereits?«
    »Möglicherweise muß ich meine
Ansicht über Sie revidieren, Holman . Vielleicht sind
Sie doch unerhört tüchtig.«
    »Wo soll sie denn nun angeblich
sein, wenn sie nicht bereits bei Barnaby ist?« knurrte ich.
    »Ich kann nicht behaupten, daß
Anna von dem Vorschlag begeistert war«, sagte er. »Aber wir — nun ja — verhandelten
beide so lange, bis sie mir bestätigte, daß die Bedingungen annehmbar seien.
Der Presse wurde mitgeteilt, daß sie mit ihrer betagten Mutter in irgendeinen
abgelegenen Teil Österreichs in den Urlaub reise. Dann stieg sie mit ihrer
Begleiterin an Bord einer Maschine nach Los Angeles und traf gestern am frühen
Abend im Motel ein.«
    »Aber offensichtlich nicht als
Anna Flamini .«
    »Offensichtlich. Anna versteht
es ausgezeichnet, sich mit Hilfe einer blonden Perücke und dergleichen
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