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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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automatisches Schloß.
    Er taumelte zurück zu der Leiter, die zu dem Kontrollstuhl führte. Er würde hochklettern und die Kontrollen abschalten. David würde zwar zornig sein, aber sie würden ein paar Minuten gewinnen. Und in diesen Minuten würde der auf so unerklärliche Weise nachlässige Ingenieur auf der anderen Seite vielleicht das Fernschreiben lesen und einen Versuchsgegenstand durchschicken. Und dann würde David Bescheid wissen. Sie beide würden Bescheid wissen. Maclaren setzte den Fuß auf die unterste Sprosse. Die Leiter war nur zwei Meter hoch, aber in seinem Körper war nur noch wenig Kraft. Er war gerade halbwegs die Leiter hoch, als der Hauptschalter nach unten kippte und die Sendeapparatur aufsummte.
    Er kroch weiter. Jetzt weiß ich, was es heißt, alt zu sein, dachte er.
    Sein Herz flatterte schwach und unregelmäßig, als er endlich auf dem Kontrollstuhl Atem schöpfen konnte. Eine Weile verschwammen die Gegenstände vor seinen Augen. Dann konnte er wieder sehen. Der Senderaum war leer, doch das rote Licht zeigte immer noch Kontakt an. Zumindest hatte es in der Empfangsstation kein Unglück gegeben. Außer vielleicht mit Dave, denn geringfügige molekulare Mißbildungen reichten aus, um einen Mann zu töten.
    Aber ich bin feige in meiner Schwäche. Ich sollte jetzt vor dem Tod keine Angst mehr haben.
    Seine Hand streckte sich nach der Kontrolluhr aus. Eine halbe Stunde, seit Dave gegangen war? Hatte er solange gebraucht, um die Leiter hochzukriechen und ein paar Sätze zu denken? Bestimmt mußte es David in dieser Zeit gelungen sein, selbst den schläfrigsten Mann wachzubekommen. Ein Fernschreiben hätte in der Kammer liegen sollen: Komm, Terangi. Komm nach Hause, Was war schiefgegangen?
    Maclaren entschloß sich. Er stellte die Kontrolluhr auf zehn Minuten ein – solange würde er brauchen, um sich bis zur Sendekammer vorzuarbeiten – und schickte sich an, die Leiter hinunterzusteigen.
    Eine Klingel schrillte.
    Sein Herz tat ein paar schmerzhafte Schläge. Er kroch zurück, spürte undeutlich die Tränen, die ihm über die Wangen liefen, und starrte in den Bildschirm.
    Ein Wesen stand in der Empfängerkammer. Es trug eine Art Panzer, und er konnte deshalb seine Form nicht ganz richtig erkennen, aber obwohl es auf zwei Beinen stand, hatte es nicht die Gestalt eines Mannes. Durch eine durchsichtige Helmkugel, hinter der die Luft eine grünliche Färbung besaß, sah Maclaren sein Gesicht. Weder Fisch noch Frosch noch Säugetier – es war so anders als Gesicht, daß sein Verstand es kaum zu registrieren vermochte. Später konnte er sich nur noch verschwommen seine Züge ins Gedächtnis zurückrufen; darunter die großen roten Augen.
    Es war merkwürdig, und er konnte es sich nicht erklären, doch selbst bei diesem ersten flüchtigen Blick las er Mitleid auf dem Gesicht.
    Das Wesen trug David Ryerson auf seinen Armen.

 
16. Kapitel
     
    An dieser Stelle der Sundastraße fiel das Küstenvorland steil zum Meere ab. Das Land war grün. Dschungel, Plantagen und Reisfelder funkelten in unzähligen Schattierungen dieser Farbe, wenn ein gelegentlicher Sonnenstrahl den Regenvorhang, der es im Augenblick verhüllte, durchbrach. In der Ferne schlang sich weißer Dunst wie ein Kranz um den Gipfel eines Vulkans.
    Terangi Maclaren setzte mit seinem Flugwagen auf braunsilbernem Wasser auf und lief langsam auf die Küste zu. Als sein Führer mit dem Finger deutete und „dort, Tuan“ sagte, seufzte er erleichtert auf und ließ sein Fahrzeug an den Strand hingleiten.
    „Bist du sicher?“ fragte er, denn entlang dieses Küstenstrichs standen viele solcher Hütten aus Palmwedeln und irgendwo zusammengeklaubten Kunststoffplatten.
    „Ja, Tuan. Jeder kennt sie. Sie ist nicht wie die anderen und lebt für sich allein.“
    Es würde wohl stimmen, was der Malaie sagte. Tamara Suwito Ryerson würde nicht einfach in der anonymen Masse des Erdproletariats verschwinden. Maclaren war froh, daß seine Suche damit zu Ende war. Es hatte ihm Zeit und Geld gekostet, dieses Haus zu finden.
    Er rollte mit dem Wagen den Strand hoch und hielt an. „Warte hier auf mich“, wies er seinen Führer an und stieg aus. Der tropische Regen durchnäßte seine Kleidung. Es war der erste Regen, den er spürte seit … seit wann?
    Sie kam zur Tür und wartete dort auf ihn. David hatte ihm Photos gezeigt, und er erkannte sie sofort, aber was die Bilder ihm nicht gezeigt hatten, war die Grazie, mit der sie sich bewegte. Sie trug einen
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