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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
Autoren: Walter Wippersberg
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Der Kater Konstantin

Ein Kater will ins Schwimmbad
    Es war an einem Donnerstagnachmittag im Sommer.
    Der Bäckermeister Semmelweiß öffnete seine Ladentür – aber nur einen Spalt breit. Er blinzelte hinaus auf die Stifterstraße.
    „Was für eine Hitze!”, stöhnte er.
    Als Bäcker war Herr Semmelweiß Hitze gewohnt.
    In seiner Backstube war es auch nicht gerade kalt, aber doch nicht halb so heiß wie hier zwischen den Häusern. Zumindest glaubte das Herr Semmelweiß.
    „Heiß wie in einem Backofen ist es!”, seufzte er. „So eine richtige Backofenhitze hält nicht einmal ein Bäcker aus.”
    Die Stifterstraße lag ein wenig abseits vom großen Verkehr. Sie war ein ruhiges Seitengässchen. Aber heute schienen selbst die Häuser zu schlafen. Damit die Hitze nicht auch in die Zimmer kroch, hatten die Leute ihre Fenster verhängt.
    „Das sieht aus, als wären den Häusern die Augen zugefallen – vor Müdigkeit und Hitze”, dachte Herr Semmelweiß.
    Dann gähnte er laut. Die Hand hielt er sich nicht vor den Mund. Dazu war er viel zu schläfrig.
    Aber was machte das schon aus? Heute ließ sich ohnehin keine Menschenseele auf der Straße blicken.
    Nur ein großer schwarzer Kater schlich daher.
    Herr Semmelweiß gähnte noch einmal.
    „Ich werde mich ein Stündchen aufs Ohr legen”, beschloss er. „Die Leute gehen ja doch erst am Abend einkaufen, wenn es ein bisschen kühler ist.”
    Da kam der große schwarze Kater vor seinem Laden an. Er stellte sich auf die Hinterbeine und sagte höflich:
    „Guten Tag, mein Herr. Können Sie mir bitte den Weg zum Schwimmbad zeigen?”
    „Schwimmbad?”, fragte Herr Semmelweiß und überlegte. „Hm, ganz einfach. Da gehst du die Stifterstraße hinunter …”
    Weiter kam er nicht.
    „Ja, und weiter?”, fragte der Kater.
    Aber Herr Semmelweiß sah plötzlich aus, als hätte man sein Gesicht mit Mehl bestäubt. So blass war er geworden.
    „Eine sprechende Katze!”, murmelte er.
    Dann griff er sich mit beiden Händen an den Kopf und stotterte: „Das darf doch nicht wahr sein! Eine sprechende Katze! Ich glaube … o Gott, o Gott … ich fürchte, ich war zu lange in der Sonne. Ich habe einen Sonnenstich!”
    Herr Semmelweiß knallte die Ladentür zu – und schrie gleich danach ganz schrecklich auf. Er hatte nämlich den Kopf noch nicht ganz zurückgezogen gehabt und sich die Nasenspitze eingezwickt.
    „Warum werfen Sie sich selber die Tür an den Kopf?”, fragte der Kater erstaunt. Er stand immer noch auf den Hinterpfoten. „Sie müssen es anders machen: Zuerst den Kopf zurückziehen und dann die Tür von innen schließen.”
    Da stammelte der Bäcker: „Ja. Danke! Vielen Dank für den Tipp!” Und er tat, wie ihm der Kater geraten hatte.
    Das große schwarze Tier trat näher an die geschlossene Ladentür heran.
    So konnte es hören, wie der Bäcker drinnen immer wieder rief: „Hilfe! Einen Arzt! Ich habe eine sprechende Katze gesehen! Ich habe einen Sonnenstich! Hilfe!”
    Der Kater schüttelte den Kopf. „Seltsame Geschöpfe, diese Menschen!”, meinte er zu sich selber.
    Dann ließ er sich wieder auf die Vorderpfoten nieder und trippelte weiter. Die Stifterstraße nickte wieder ein und schlief noch ein Weilchen.
    Nichts rührte sich, nur die heiße Luft flimmerte über dem Straßenpflaster.
    Da traten zwei Kinder aus einem Haus. Ein hoch aufgeschossener, magerer Junge und ein pummeliges Mädchen.
    „Puh!”, ächzte der Junge.
    Die Hitze verschlug ihm fast den Atem.
    „Komm, beeilen wir uns!”, drängte das Mädchen.
    Die beiden rannten los.
    Aber schon an der nächsten Straßenecke sprach sie jemand an: „Hallo, ihr zwei! Bin ich hier richtig?
    Ist das die Stifterstraße?”
    Die Kinder blickten sich um.
    Wer hatte da gesprochen?
    Es war niemand da – nur ein großer schwarzer Kater.
    Dieses Tier aber richtete sich auf die Hinterbeine auf und fragte: „Steht da oben Stifterstraße?”
    Mit seiner rechten Vorderpfote deutete es die Hausmauer hinauf. Dort war ein Straßenschild angebracht.
    „Ja”, antwortete der Junge.
    Und das Mädchen sagte noch: „Da oben steht Stifterstraße.”
    „Ihr glaubt wahrscheinlich, ich kann nicht lesen”, meinte der Kater und strich verlegen über seine Schnurrbarthaare. „Aber das stimmt nicht. Ich kann sogar sehr gut lesen. Nur bin ich leider ziemlich kurzsichtig.”

    „Da solltest du dir eine Brille besorgen”, schlug der Junge lachend vor.
    „Woher denn?”, fragte der Kater. „Woher soll eine Katze eine
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