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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
Autoren: Delfried Kaufmann
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Der Schreibtisch des FBI-Chefs floß über von Papieren. Die Papiere waren alles, was von dem Fall des San Franciscoer Rauschgiftsyndikates übriggeblieben war, aber sie bedeuteten Zuchthaus für eine Menge Chinesen und lebenslängliche Einkerkerung für zwei weiße Männer, wenn nicht der Elektrische Stuhl.
    Obenauf lag ein Totenschein, vor zwei Stunden ausgestellt vom Polizeiarzt für den Chinesen Li Wong-Chu, einstmals Besitzer des »Shanghai« und ein großer Herr in den Augen seiner Landsleute. Daneben lag das Protokoll, das der Sterbende mit flüsternder aber haßvoller Stimme zu Papier gegeben hatte, und das den Dr. Lester Viscount schwer belastete. Diese beiden Dokumente waren die Endzeugnisse einer Zusammenarbeit, an deren Anfang das ärztliche Verhör eines opiumsüchtigen Patienten stand, der vor sechs Jahren niedergelegt hatte, daß er Opium von dem Chinesen Wong-Chu empfangen habe.
    Zwischen diesen Papieren gab es in großer Menge Unterlagen, die von der Ausdehnung eines erst kleinen Opiumhandels zu einer die Vereinigten Staaten umspannenden Organisation Zeugnis ablegten: Kundenlisten, Abrechnungsbogen, Anschriften bestechlicher Zollbeamter, Adressen von Opiumpflanzern in Indochina und auf den Malaiischen Inseln.
    »Wir sehen klar«, sagte O’Connor und schob den ganzen Papierwust zur Seite. »Ich fasse zusammen. Vor sechs Jahren betrieb Wong-Chu einen relativ kleinen Opiumhandel, der wahrscheinlich schon einige Zeit bestand. In Viscounts Finger geriet zu dieser Zeit ein süchtiger Patient, der von dem Chinesen selbst, wahrscheinlich in seinen Anfängen, zum Opiumrauchen verführt worden war. Durch die Aussage des Patienten hatte Viscount den Chinesen in den Fingern. Er konnte ihn jederzeit hinter Gitter bringen, aber er tat es nicht, sondern drängte sich in die Geschäfte Wong-Chus ein. Er wurde sein Teilhaber, und er sorgte für die Ausdehnung des Unternehmens. Er tat es auf mannigfaltige Weise, aber die scheußlichste war, daß er seine Patienten, die bei ihm Heilung suchten, auf Opium umgewöhnte, anstatt sie wirklich von ihrer Sucht zu befreien. Er unternahm das so geschickt, daß die Patienten es selbst nicht merkten. Er sorgte dafür, daß sie zur gegebenen Zeit einem von Wong-Chus Chinesen in die Finger liefen, die ihnen das Opium verkauften, an dem Viscount verdiente. Er verstand es, sich zum Herrn des Unternehmens zu machen. Trotzdem sicherte er sich nach allen Seiten. Er machte Dan Webster zu seinem willenlosen Knecht, indem er ihn zwar entwöhnte, ihn aber dann nach seiner Entlassung erneut in die Sucht trieb. Webster wurde sein Bote und der einzige Mann, der außer Wong-Chu um Viscounts Beteiligung am Geschäft wußte, aber Webster tat alles für den Arzt, denn Viscount befriedigte immer wieder seine Rauschgiftsucht und gab ihm soviel Mittel, wie er nur wollte. Als Masson dann auf Wong-Chu stieß und seine Stellung durch die unglückliche Prüfung des Opiums in Viscounts Laboratorium verriet, wurde er zwar noch getötet, aber allmählich begann der Boden für Wong-Chu heiß zu werden. Wie wir von Webster wissen, wollte Viscount schon damals, daß der Chinese sich aus dem Geschäft zurückzog, aber Wong-Chu weigerte sich. Er hetzte seine Leute auf Cotton, aber sie hatten kein Glück. Die Sache endete zunächst mit der Aushebung des Unternehmens, und jetzt fürchtete auch Viscount, hineingezogen zu werden, denn es war sicher, daß Wong-Chu ihn verriet, wenn der Chinese für sich selbst keinen Ausweg mehr sah. Er schickte Webster mit dem Auftrag, ihn zu töten. Und ich bin sicher, Viscount hätte selbst nach Erledigung des Auftrags Webster seinerseits getötet. Es war ja so einfach für ihn. Eine mit etwas zuviel Morphium gefüllte Spritze, und der Polizei wäre nach Auffindung der Leiche nur übriggeblieben, festzustellen, daß der Rauschgiftsüchtige Dan Webster sich durch unvorsichtige Dosierung eines Suchtmittels selbst getötet hatte. Na ja, es kam nicht dazu, und so vorsichtig Lester Viscount war, blieb er doch gerade an dem Menschen hängen, dessen eigenen Willen er durch teuflische Gemeinheit vernichtet hat. – Unten in seiner Zelle liegt Dan Webster und windet sich in wahnsinniger Gier nach dem gewohnten Suchtmittel. Er sagt alles, was er weiß, ja, er heult sein Wissen geradezu heraus, denn das Gift hat jeden eigenen Willen, jede eigene Meinung in ihm zerbrochen, und er fleht uns an, wir sollen ihm Gift geben, er würde dann alles, alles sagen.«
    Er füllte uns die Gläser neu.
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