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Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur

Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur

Titel: Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur
Autoren: C.J. Cherryh
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ERSTES KAPITEL
     
    Den ganzen Morgen schon trieb sich etwas im Bereich des Stationsdocks umher, schlich sich zwischen den Stützblöcken und Kabeln und Kanistern heran, die auf ihre Verladung warteten; versteckte sich dort, wo Schatten fielen zwischen den Zugangsrampen der vielen Schiffe am Dock der Treffpunkt-Station. Das Wesen war blasshäutig, nackt und vermittelte einen verhungerten Eindruck in den flüchtigen Blicken, die jeder von der
Chanurs Stolz
von ihm erhaschte. Offenbar hatte niemand den Stationsbehörden davon berichtet, und die
Stolz
tat es auch nicht. Sich in die Belange anderer an der Treffpunkt-Station einzumischen, wohin mehrere Rassen zum Zwecke des Handels und der Versorgung kamen, war schlecht beraten - zumindest solange, bis man persönlich betroffen wurde.
    Worum auch immer es sich hierbei handelte, es war zweifüßig, ging aufrecht, hatte zwei Arme, und war sehr schnell darin, sich unsichtbar zu machen. Sicherlich war es jemandem entlaufen, und am wahrscheinlichsten den Kif, die in allem einen Diebesfinger hatten und die sich nicht zu schade waren zum Kidnapping. Oder vielleicht war es irgendein großes und bizarres Tier; die Mahendo‘sat neigten dazu, seltsame Tiere zu halten und Handel mit ihnen zu treiben, und in dieser Beziehung hatten sie schon bei mehr als nur einer Gelegenheit das Missfallen der Station erregt. Bis jetzt hatte das Wesen nichts angestellt und auch nichts gestohlen. Niemand wollte in ein Frage- und Antwortspiel zwischen den ursprünglichen Eignern und den Stationsbehörden verwickelt werden, und bislang war auch keine offizielle Bekanntmachung von diesen Stationsbehörden gekommen und auch keine Verlustanzeige von seiten irgendeines Schiffes, was an sich schon besagte, dass eine kluge Person besser keine Fragen stellte. Die Besatzung berichtete nur dem Kapitän davon und jagte es zweimal aus dem Ladebereich der
Stolz.
Dann, nachdem sie das Ärgernis zu ihrer Zufriedenheit bereinigt und aus den Weg hatte, machte sich die Besatzung an die Erledigung notwendiger Aufgaben.
    Diesem exotischen Wesen galt kein Gedanke des edlen und vornehmen Kapitäns Pyanfar Chanur, als sie sich auf den Weg die Rampe hinab zu den Docks machte. Sie war eine Hani, dieser Kapitän, mit rotgoldenem Bart, der ihr in seidigen Locken bis zur Mitte der nackten, glänzend bepelzten Brust reichte, uns sie war bekleidet, wie es sich für eine Hani von Kapitänsrang schickte, mit blusenartigen scharlachroten Kniehosen, die um die Taille von einem breiten, goldenen Gürtel gehalten wurde, um den wiederum seidene Schnüre in allen Schattierungen von Rot und Orange gewickelt waren, jede verknotete Schnur mit einem Juwelenanhänger am baumelnden Ende. Golden war der untere Abschluss der Kniehosen. Goldfiligran war ihr Armband, und eine Reihe feiner goldener Ringe sowie ein großer Perlenanhänger schmückten den büscheligen Schwung des linken Ohres. In der Sicherheit der Eignerschaft schritt sie die eigene Rampe hinunter- das Blut noch aufgewühlt von einem Streit mit ihrer Nichte - und sie schrie auf und entblößte die Krallen, als der Eindringling auf sie zugelaufen kam.
    Sie landete einen raschen und erstaunten Schlag, der eine Hani im Kampf ferngehalten hätte, aber die haarlose Haut riss auf, und das Wesen, größer als sie, stürzte an ihr vorbei.
    Es rutschte um die Biegung des gebogenen Rampenhohlgangs und rannte geradenwegs ins Schiff hinein, hinterließ überall eine Blutspur und einen blutigen Handabdruck auf der weißen Plastikwand der Rampe.
    Pyanfar riss empört den Mund auf und stürzte hinterher, wobei ihre Krallen auf den Bodenplatten nach Halt scharrten.
»Hilfy!«
rief sie nach vorne; ihre Nichte hatte sich im unteren Korridor aufgehalten. Pyanfar schaffte es in die Luftschleuse, schlug dort auf die Sperre der Kom-Tafel und schaltete auf Rundspruch. »Alarm! Hilfy - Ruf die Mannschaft herein! Etwas ist an Bord gekommen. Schließ dich in der nächsten Kabine ein und ruf die Mannschaft!« Sie riss das neben dem Kom liegende Schließfach auf, ergriff eine Pistole und machte sich an die Verfolgung des Eindringlings. Das Auffinden der Spur war nicht schwer bei der gesprenkelten roten Linie auf dem weißen Decksbelag. Die Spur führte nach links zur ersten Korridorkreuzung, die verlassen war - der Eindringling musste sich weiter nach links gehalten und die Umrundung der quadratischen Anlagen rings um die Liftschächte begonnen haben. Pyanfar hörte im Rennen einen Schrei aus diesem kreuzenden
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