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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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errichteten die Werkstatt. Ich wollte ein einfacher Schreiner sein und jeder Magie aus dem Weg gehen.
    Und all das war nur geschehen, weil ich in der Schreinerei meines Onkels in Recluce die Zwingen etwas zu gewaltsam an eine Tischplatte angelegt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. Justen und Tamra würden bald eintreffen und das Schwelgen in Erinnerungen brachte mich nicht weiter mit dem Schrank. Noch bevor die drei Pferde in den Hof trabten, hatte ich den Firnis aufgetragen. Ich legte den Lappen beiseite und lief hinaus in den kalten Herbstwind. Wenn in Candar der Winter nahte, lag ein beißender Geruch in der Luft, ein wenig moderig und bitter, was wahrscheinlich mit dem verfaulenden Laub zusammenhing.
    Ich küsste und umarmte meine dunkelhaarige, schwarzäugige Sub-Kommandantin, noch bevor ihre Stiefel den Boden berührten. Tamra und Justen saßen noch im Sattel; Justen ritt wie immer auf Rosenfuß.
    »Hast du mich vermisst?« Krystal lächelte.
    »Ich vermisse dich ständig.« Ich umarmte sie wieder.
    »Musst du deine Freude so offen zeigen, Krystal?«, fragte Tamra verächtlich.
    »Aber wenn ich mich doch freue. Eines Tages wirst auch du das verstehen.« Krystal umarmte mich noch fester und gab mir einen langen, zärtlichen Kuss. Ich hatte nicht einmal etwas dagegen, als der Griff ihres Schwertes gegen meinen Unterleib stieß.
    »Widerlich ...« Tamra schwang sich vom Pferd. Sie trug die übliche dunkelgraue Kleidung, diesmal mit einem blauen Schal, der ihr rotes Haar vortrefflich zur Geltung brachte und sehr gut zu ihren eisblauen Augen passte.
    Justen stieg mit einer Anmut von Rosenfuß ab, die von einer langen Übung herrührte, und sah seinen Lehrling an. »Wir bringen alle drei Pferde in den Stall, Tamra.«
    »Zeig es ihm, Krystal«, zischte Tamra, als sie sich die Zügel von Krystals Braunem schnappte.
    Krystal zeigte es mir auf ihre ganz besondere Art und wir beide genossen es. Schließlich gingen wir doch ins Haus, wo Krystal für kurze Zeit verschwand, um sich zu waschen, während ich mir in der Küche schnell Gesicht und Hände wusch, bevor wir uns zu den anderen an den Tisch setzten.
    Rissa hatte bereits einen frischen Laib Brot, Olivenbutter und Rotbeerenmarmelade aufgetragen. Ich vermisste die Birnäpfel aus dem Norden, doch in Kyphros herrschte ein zu warmes Klima für diese leckere Obstsorte.
    Tamra griff nach dem Brot. Der Rotschopf war immer hungrig und blieb doch dünn wie eine Bohnenstange. »Ein Gutes haben die Besuche bei dir schon, Lerris – das Essen ist vorzüglich. Du wirst noch dick und träge werden.«
    »Wohl kaum. Meine Hosen werden immer weiter.«
    »Rissa lässt sie wahrscheinlich ständig heraus.«
    »Habe ich dich nicht neulich mit einer Nadel in der Hand gesehen?«, warf Justen mit Blick auf Tamra in die Runde.
    Tamra errötete bis über beide Ohren. Rissa kicherte. Justen sah Tamra, seinen ungebärdigen Lehrling, mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich hatte von Justen sehr viel gelernt und hätte noch mehr lernen können, wenn ich nicht gezwungen gewesen wäre, ihn zu verlassen, weil ich nicht gut genug aufgepasst und eine Straßenhure in aller Öffentlichkeit in Jellico geheilt hatte. Daraufhin waren sämtliche Truppen des Vicomte hinter mir hergehetzt. Nur mit viel Glück hatte ich diesen Vorfall überlebt. Besser wäre gewesen, auf Justen zu hören, aber Justen verhielt sich wie alle Magier, die mit Ordnung zu tun haben. Außer der Empfehlung, Die Basis der Ordnung zu lesen, erfuhr ich von ihm nichts. Tamra schien es auch nicht besser zu ergehen und was mich betraf, hüllte sich Justen nach wie vor in Schweigen.
    Eigentlich müsste Justen ein tatteriger Greis sein, denn er war vor über zwei Jahrhunderten geboren worden – nach dem, was ich herausgefunden hatte. Er selbst erzählte nie etwas, außer, dass er zufällig mein Onkel war und dass auch er einst Recluce hatte verlassen müssen. Das erklärte zumindest, warum mein Vater, der sogar noch älter als Justen war, meinen Fragen nach der Familiengeschichte und auch allen sonstigen Fragen stets ausgewichen war. Dieser Mangel an Wissen brachte mir und vielen anderen jungen Vertriebenen aus Recluce – den armen Gefahrenbrigadieren – eine Menge Ärger ein. Viele wurden getötet und auch ich bin dem Tod mehr als einmal gerade noch entronnen. Unwissenheit ist tödlich, besonders wenn sie nicht offensichtlich ist.
    Justen wirkte wie ein Mann mittleren Alters. Er hatte braunes Haar, das immer dann von silbergrauen Strähnen
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