Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
die den Blick auf den Hafen von Nylan, den Golf von Candar und das Ostmeer freigeben. Nur nach Norden gibt es keine Aussicht. Die Fenster – diejenigen, die sich öffnen lassen, und auch die großen geschlossenen Glasflächen – werden allesamt von Schwarzeiche umrahmt, welche so exakt eingepasst ist, dass die Enden der auf Gehrung geschnittenen Zargen unsichtbar scheinen. Hinter dem nach Süden gerichteten Fenster im zweiten Stock mit dem schönsten Ausblick auf Hafen und Wellenbrecher befindet sich der große Ratssaal der Bruderschaft.
    Am späten Nachmittag tosen vor der Südspitze des Inselkontinents Recluce zwei Ellen hohe schaumgekrönte Wellen. Derselbe kalte Wind, der den Schaum auf die Wellen zaubert, bläst durch die kleinen Fenster auf der westlichen Seite des Ratssaals herein und durch die genauso kleinen Fenster auf der Ostseite wieder hinaus. Die drei Ratsmitglieder sitzen hinter dem alten, nierenförmigen Tisch, die Augen auf die leeren Stühle gerichtet, die für die Ratsbesucher vorgesehen sind.
    »Maris, wisst Ihr, was da auf uns zukommt?« Der breitschultrige Magier in Schwarz richtet seinen Blick auf den bärtigen Mann.
    Die schmalgesichtige Frau hebt ein Kelchglas an ihre Lippen und nippt an dem grünen Saft. Ihre Augen starren ausdruckslos durch das große Fenster nach Süden, doch sie sagt nichts.
    »Ihr glaubt wohl, ich bin blind, weil ich ein Händler bin. Aber auch wir sehen, was geschieht. Wir sehen es nur anders«, bringt Maris vor; die Finger seiner rechten Hand streichen über den mächtigen Bart. »Auch aus diesem Grund sitzt ein Händler im Rat und nicht nur ...«
    »Heldra vertritt das Volk und Ihr ...«, hebt Talryn an.
    »Erspart mir Eure schönen Reden, Talryn.« Maris seufzt. »Heldra ist eine Magierin und auch Marinekommandantin. Sie repräsentiert die Waffen und die Menschen, die das notwendige Geld haben, um sie zu kaufen. In ihrer Freizeit spielt sie gern die Kommandantin. Auch ich repräsentiere das Geld, und zwar durch die Händler, und ich hasse es, mit Waffen zu spielen. Ihr repräsentiert die Ordnungs-Meister der Bruderschaft, die zwar nur wenig Geld besitzen, dafür aber die Kriegsschiffe aus Schwarzem Eisen und die Macht der Magie. Waffen, Geld und Macht, diese drei Dinge repräsentieren wir, und Ihr habt in Wirklichkeit zwei Stimmen, denn niemand kann die Bruderschaft zwingen, etwas zu unternehmen. Aber Ihr braucht unser Geld und ich brauche Eure Visionen.« Maris hält inne und trinkt einen Schluck. »Ich weiß, dass es in Candar Probleme geben wird, aber wo genau? Ich weiß auch, dass uns erneut eine Chaos-Bündelung bevorsteht. Diese Chaos-Bündelung hat bereits Candar ergriffen und dadurch wird auch unser Handel empfindlich gestört. Aber wann genau? Und welcher Markt ist betroffen?«
    »Es sieht nicht so aus, als wären die hamorischen Händler betroffen«, wirft Heldra ein.
    »Sie handeln mit billigen Massengütern, dem, was die Menschen in schwierigen Zeiten kaufen. Wir hingegen handeln mit Qualitätsprodukten, die das Volk in Krisenzeiten nicht kauft.«
    »Vielleicht solltet Ihr Händler es den Hamoranern gleichtun.«
    »Heldra, Ihr könnt doch nicht so dumm sein ...« Maris kann die Wut in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Die einzig wirklich gute Ware, die wir produzieren und ausführen können, ist Eisen, und Ihr und Talryn habt ...«
    »Genug davon«, wettert Talryn. »Ihr sprecht immer nur von der Chaos-Bündelung.« Seine Augen wandern hinaus aufs Wasser, wo der Golf und das Ostmeer zusammenströmen. Seine Finger umklammern den Stiel seines Glases. »Derzeit haben wir kein Problem mit der Chaos-Bündelung. Der Letzte, der uns Schwierigkeiten bereitet hat, war Antonin, und der junge Lerris hat sich um ihn gekümmert. Er hat seine Sache gut gemacht, wie ich meine.«
    »Zu gut.« Heldras durchdringende grüne Augen wandern von Talryn zu Maris und wieder zurück zu Talryn. Sie schürzt die Lippen. »Er kann nicht so unwissend gewesen sein, wie es schien, als er Recluce verließ. Keiner kann so unwissend sein, nicht mit Gunnar als Vater.«
    »Er wusste wirklich nicht mehr«, beharrt Talryn. »Ihr habt ihn nicht unterrichtet. Aber ich.«
    »Ihr sagtet, dass uns derzeit keine Chaos-Bündelung droht. Das könnte dennoch bedeuten, dass wir kurz davorstehen.« Maris streicht erneut über seinen Bart.
    »All das Chaos, das Lerris losgetreten hat, muss irgendwohin.« Talryns Finger lösen sich vom Glas.
    »Habt Ihr das am Institut vorgebracht?«, fragt Heldra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher