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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel
Autoren: Thomas A. Barron
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V ORWORT DES AUTORS
    I n einem bleibt sich Merlin stets gleich: Er überrascht immerzu.
    Das gilt für die ältesten Geschichten, die vor fünfzehn Jahrhunderten zuerst von walisischen Barden gesungen wurden, und es
     gilt heute nicht weniger. Es gilt für Merlins legendäre spätere Jahre, als er der Mentor von König Artus geworden ist, Magier
     der Tafelrunde und Hauptfigur in der wundersamen Legende von Camelot. Und es gilt ebenso für Merlins Jugend, als er darum
     ringt, seinen eigenen Namen, sein eigenes Selbst und seine Bestimmung zu finden.
    Vielleicht entspringt sein Talent für Überraschungen allein der Tiefe – und Vielschichtigkeit – seines Charakters. (Als lediglich
     einer der letzten in einer langen Reihe von Merlins Chronisten verblüfft es mich, wie viel von seinem Charakter nach fünfzehn
     Jahrhunderten immer noch unerforscht ist.) Vielleicht entstammt diese Begabung der mächtigen Magie, die sich während seiner
     Jugend in ihm zu zeigen begann. Oder der geheimnisvollen Zukunft, die ihn erwartet – und die ebenso verlockend wie erschreckend
     ist.
    Oder vielleicht verdankt Merlin seine Fähigkeit zu überraschen etwas viel Einfacherem, Grundsätzlicherem: seiner Menschlichkeit.
     In diesem Band, dem vierten der Merlin-Saga, sind seine Überraschungen weniger eine Folge seiner reifenden Gaben und beginnenden
     Größe alsseiner fundamentalen menschlichen Schwächen. Trotz seiner wachsenden Kräfte und wachsenden Leidenschaften bleibt er ein Sterblicher.
    Sicher hat Merlin seit dem schicksalhaften Tag, an dem die Saga seiner vergessenen Jahre begann, einen langen Weg zurückgelegt.
     An jenem Tag wurde ein erschöpfter, halb ertrunkener Junge an eine fremde Küste gespült. Fast sofort bedrohte ihn der Tod.
     Doch bei allen Ängsten, die ihn bedrängten, war ihm in erster Linie bewusst, was ihm fehlte: Er hatte keine Erinnerung an
     seine Kindheit, an seine Eltern, noch nicht einmal an seinen Namen. Der Tag war nach seinen eigenen Worten »rau, kalt und
     still . . . die Hoffnung fehlte ihm wie meinen Lungen die Luft.«
    Diesen Tag überlebte Merlin zwar, aber seine schwierigste Reise hatte gerade erst begonnen. Seit damals entdeckte er einige
     der Geheimnisse Fincayras, eines Landes, das so schwer fassbar ist wie der Nebel, der seine Grenzen umwabert, einer Insel
     zwischen der sterblichen Erde und der unsterblichen Anderswelt. Er lernte viel über seine Vergangenheit, weniger allerdings
     über seine Identität. Er fand seine Eltern und erfuhr die Wahrheit über seine Geburt. Er gewann einige Freunde – und verlor
     auch einige.
    Und Merlin hatte auf anderen Gebieten Erfolg: Er heilte einen verletzten Drachen, lief wie ein Hirsch, gab den Anstoß zum
     Tanz der Riesen, entdeckte eine neue Art des Sehens, löste das Rätsel der sieben Schritte zur Weisheit, hörte das Flüstern
     einer alten Muschel, entkam dem Schlund eines lebenden Steins, nahm den Geist seiner Schwester in sich auf und trug sie zur
     Anderswelt, triumphierte über Geschöpfe, die Magie vertilgen, und bezwangdas legendäre Rad von Wye. Er baute ein Musikinstrument nach eigenem Entwurf – und erkannte, dass dessen Musik weniger von
     den Saiten bestimmt wurde als von den Händen, die sie zupften.
    Doch trotz all seiner Erfolge liegen Merlins größte Herausforderungen noch vor ihm. Er muss die Tiefen seiner eigenen Menschlichkeit
     ausloten: seine Fähigkeit zu Triumph und Tragödie.
    Wie sonst soll er in seinen späteren Jahren der Mentor von König Artus werden, den wir so gut kennen? Um diese Rolle im Artuszyklus
     zu spielen – und im noch größeren Mythenzyklus, der sich davor und dahinter dehnt   –, muss Merlin die menschliche Natur gut kennen. Ungeheuer gut. Er muss mit unseren höchsten Ambitionen ebenso vertraut sein
     wie mit unseren niedrigsten Schwächen. Er muss verstehen, dass selbst die besten Absichten von Mängeln durchlöchert sein können
     und sogar verheißene Erlösung ernste Gefahr in sich bergen kann.
    Kurzum, er muss sich selbst kennen. Aber wie sieht man sich selbst im ehrlichsten Spiegel? Und wo könnte ein solcher Spiegel
     zu finden sein? Vielleicht zeigt er seine Bilder an den verschiedensten Orten und nur in verschleierter Form. Vielleicht bergen
     diese Spiegelungen, ob sie nun hell leuchten oder tief verschattet sind, ihre eigenen Überraschungen.
    Nur wenn Merlin ein ganz klares Bild von sich hat, kann er hoffen einen jungen, idealistischen Herrscher zu leiten und ihn
     durch die
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