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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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in prächtigster Fotografierpose und deutlich zu erkennen.
    Das war ja allerhand! Das konnte sie unmöglich allein verkraften. Also alles zusammengerafft und schnell nach unten!
    Natürlich mußte sie auf der Treppe wieder an Kuno vorbei. Er sagte nur »Oh«, und sie sagte auch nur »Oh« und lief weiter. Sie konnte doch jetzt unmöglich mit dem Kammerdiener Kuno sprechen, nachdem sie sein Foto in Händen hielt, welches eine große, eine ganz große Lüge aufdeckte.
    Erschöpft, erhitzt, verlegen lächelnd setzte sie sich wieder zu ‘ den Freunden.
    »Nun«, fragte Achim, »hast du die Bilder gefunden?«
    »Die noch nicht, aber andere. Schaut euch die bitte mal gründlich an, und dann sagt mir, was ihr davon haltet.«
    Erstaunt nahm Achim ihr das erste Foto ab und setzte seine Brille auf. Marys dringliche Art hatte auch Michel neugierig gemacht. Sie reichte dann auch ihm eines und wartete.
    »Das ist doch -? Bin ich verrückt, oder erkenne ich die Person richtig?« rief Achim zuerst aus, dann Michel gewissermaßen hinterher: »Das ist doch - unbestreitbar ist das unsere prächtige Frau Sörensen mit den Dackelhunden. Nur will mir scheinen, als sei sie auf der Aufnahme etwas jünger.«
    »Und ich erkenne hier unseren Kammerdiener Kuno und meine Sekretärin Gertraude Horn, beide im Reitdreß, mit Wotan und Grane, den Dackelhunden, und in der Mitte, freundlich lachend, die beiden umarmend, unsere prächtige Frau Sörensen. Und wie erklären wir uns das?« Achim fragte es beinahe heiter.
    »Ein Schwindel!« sagte Mary lachend. »Ein Schwindel! Erinnere dich, daß uns Doktor Schöner erzählte, die vorigen Besitzer seien ein Geschwisterpaar, das noch eine Tante habe. Geschwister - seht sie euch doch an, jetzt erst entdecke ich, daß sie sich ähnlich sehen, unser Kammerdiener und deine Sekretärin! Und unsere >prächtige< Frau Sörensen, die ich dort eben hinten im Park Spazierengehen sehe, dürfte dann wohl die Tante der Geschwister sein. Oh, Achim, lach doch bitte auch wie ich! Findest du es nicht herrlich - ach, was rede ich für Dummheiten, aber ich kann nicht böse sein!« Mary legte ihren Kopf auf Achims Schulter, und dieser streichelte sie mit gutem Lächeln.
    »Ich bin es auch nicht. Aber erst wollen wir klug sein und forschen: warum, weshalb und wieso? Böse Motive haben die drei nicht hergeführt, dazu haben sie alle zu ehrlich gearbeitet. Was also war es? Nun schaut euch doch die schlauen Biesterchen an,
    als ob die wüßten, was wir jetzt wissen!« sagte er, lächelnd auf Castor und Pollux zeigend.
    »Oh, Achim, nun wird mir vieles klar! Erinnere dich bitte, Michel, daß ich dir vor Wochen einmal sagte, ich hätte so manches bei dem Kammerdiener, der Sekretärin und der >prächtigen< Frau Sörensen beobachtet.«
    »Genau weiß ich das noch. Daß aber meine Freundin wirklich eine Frau Sörensen ist, steht felsenfest. Sie ist die Witwe eines Münchner Stadtrates, ich weiß das genau. An ihr wäre also nichts zu tippen. Aber was hat die Geschwister Gleichen, also den Baron Kuno von Gleichen und die Baronesse Gertraude von Gleichen veranlaßt, sich hier auf solche Art Arbeit zu suchen?«
    »Himmel, Achim, der Baron bürstet soeben deine Anzüge aus!« Mary legte wie erschrocken ihre Hände vor den Mund.
    »Das ist noch gar nichts, mein Kind. Ich diktierte heute nachmittag der Baronesse sehr intime, sie und mich betreffende Zeilen«, lachte Achim. »Aber leicht werden wir es ihnen nicht machen, das steht fest bei mir. Ganz genau soll das alles geklärt werden.«
    »Also werde ich zuerst einmal bei meiner Freundin Frau Sörensen sondieren, das erscheint mir der richtige Weg zu sein.«
    »Gut, Michel, tue dies - aber bitte gleich. Wir Bergemanns sind etwas ungeduldig.« Achim und Mary sahen den Freund bittend an. Also setzte dieser mit einem gekonnten Schwung, den Rübezahlbart voran, über die Terrassenbrüstung und eilte seiner Freundin nach.
    Erstaunt blickte ihm Schirin entgegen und fragte ein bissel spöttisch: »Woher der jugendliche Übermut, Herr Rübezahl? Sollte das Sehnsucht nach einer alten Frau sein?«
    »Ungefähr so etwas, liebste Freundin.« Michel sah verflixt vergnügt aus, so daß Schirin mißtrauisch und hellhörig wurde.
    »Sie, das gefällt mir nicht, wenn Ihr Rübezahlbart vor Vergnügen wackelt. Was gibt's denn zu lachen?«
    »Nichts Besonderes, liebste Freundin. Betrachten Sie eigentlich gern Fotos?«
    »Ihres nicht, das steht mal vor allen Dingen fest. Und sonst? Wessen Foto soll ich
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