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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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bewundern?« Haushoch war Schirins Mißtrauen, zumal nun Michel absichtlich langsam eines der Fotos aus seiner Tasche zog, die Mary in der Truhe gefunden hatte. Er hielt es ihr vor und sah sie gespannt an. »Nett, nicht wahr?«
    Ein Blick genügte Schirin, und schon blies sie die Backen auf. »Päng - also ist das Ding geplatzt?«
    »Hm, mir scheint es wenigstens so. Nett, das Bildchen, nicht wahr? Besonders Baron Kuno und die Baronesse sehen ausgezeichnet aus.«
    »Ich etwa nicht?«
    »Sicherlich. Nun würde mich der Verwandtschaftsgrad interessieren, der Sie an die Geschwister Gleichen bindet.«
    »Die Tante bin ich - wer sonst, alter Dussel?«
    »Auch wieder richtig. Hätte ich mir denken können. Und was soll das Ganze?«
    »Na, Rübezahl, dann werde ich mal Farbe bekennen. Aber 'ne heitere Operette hören Sie nicht von mir, es steckt eine Menge Kummer und Sorgen dahinter. Setzen wir uns dort auf die Beichtbank, dann rede ich. Erst aber will ich wissen, woher Sie das Foto haben.«
    Als er sie zur Bank geführt hatte, erklärte er schnell, wie man zu den Fotos gekommen sei, wie es Achim und Mary aufgenommen hatten, und daß er vorgeschlagen habe, zuerst mit ihr zu sprechen.
    Ruhig und verständig nickte sie und sagte dann: »Darum bin ich ja hier, Rübezahl. Denken Sie, ich hätte die Kinder allein in dieses Abenteuer laufen lassen? Nun hören Sie mal ruhig zu, die Geschichte ist lang und fängt mit meinem Bruder, dem verstorbenen Baron Edgar von Gleichen an -«
    Nichts ließ sie aus in ihrem Bericht, schonte den leichtsinnigen Spieler, ihren Bruder, nicht, schilderte, wie die Geschwister den bitteren jahrelangen Kampf um die geliebte Heimat führten, wie sie ihn aufgeben und mit nichts, wenigstens so gut wie nichts das Torhaus Gleichen verlassen mußten, wie sie sich um ihren Lebensunterhalt sorgten, vergeblich alles mögliche versuchten, besonders Kuno. Bis die Geschwister dann die drei Annoncen von Achim Bergemann gelesen hatten.
    »Na, und da fing es an. Kuno versuchte es, Gertraude versuchte es, ich schrieb an unsere alte Lina, daß sie uns nicht verraten möge, und alle drei trieb uns das Heimweh hierher zurück. Gleichgültig war es uns, unter welchen Bedingungen wir hier wieder sein durften. Sagen Sie selbst, Rübezahl, hat einer von uns dreien hier gefaulenzt? Ehrlich für das Gehalt arbeiteten die Kinder, und ehrlich, weil ich Gast der Lina sein durfte, suchte ich mir Beschäftigung. So, und nun können Sie mal einige unpassende Worte reden, alter Rübezahl.« Ein wenig war Schirin doch erregt und unsicher geworden, als aber nun ihr neuer alter Freund Rübezahl ihre beiden Hände ergriff und sie achtungsvoll, wenn auch ein wenig ungeschickt an die Lippen zog, da purzelten ihr doch einige Tränen über die braunen Wangen.
    »Das wäre vorerst meine Antwort, Frau Sörensen.«
    »Mit der könnte ich ja wohl zufrieden sein. Aber was sagen denn nun der Professor und Fräulein Mary? Sind sie wütend?«
    »Nichts davon. Im Gegenteil. Und da muß ich nun ein wenig aus der Schule plaudern. Die Mary war übrigens schon damals, ehe diese Sache mit Einar Thorsen dazwischenkam, Kuno gegenüber etwas mißtrauisch, aber nicht etwa wütend. Und nun meine ich, gefällt es ihr aus bestimmten Gründen ganz gut, daß der Kammerdiener Kuno halt eben der Baron Kuno Gleichen ist.«
    »Dann könnte man ja beinahe aufatmen, Rübezahl, wenn's so gut ausginge. Denn ich weiß von den Kindern genau, daß sie beide verliebt sind. Der alten Tante wurde das eben doch eingestanden. Hab' mich immer ein bissel davor gefürchtet, daß die Kinder eines Tages dieses Paradies hier unter vielleicht häßlichen Begleitumständen wieder aufgeben müßten. Es freute mich gar nicht, daß Kuno sich in Mary Bergemann verliebt hat - aber wie, kann ich Ihnen sagen! Und die Gertraude hat auch immer blanke Augen, wenn sie vom Professor spricht.«
    »Genau wie er im umgekehrten Fall, wie ich beobachtete. Also, Frau Sörensen, zwischen uns wäre der Fall klar. Wie aber soll es weitergehen?«
    »Wegen der Gertraude habe ich ein bissel Sorge. Das Mädel hat so ganz besondere Ehrbegriffe und wird es vielleicht nicht ertragen, wenn der Mann, den sie so verehrt, den sie liebt, erkennen muß, daß sie sich hier unter falschen Voraussetzungen eingeschlichen hat. Rübezahl, mit allem hatten wir ja gerechnet, aber doch nicht mit der Liebe - damals, als die Kinder auf die verrückte Idee wegen der drei Annoncen kamen!«
    »Sollen wir etwa bedauern, daß dies
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