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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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- was sehe ich - Sie weinen?«
    »Nein, bestimmt nicht, nur eine kleine Mücke kam mir ins Auge. So, nun ist das schon wieder gut. Wollen Sie weiter arbeiten, Herr -«
    »Wenn Sie jetzt wieder sagen >Herr Professor< dann werde ich aber richtig grob, Gertraude, verstanden?«
    »Ganz wie Sie es für richtig finden, Herr Bergemann.«
    »Nun, man muß zufrieden sein. Ich denke, Sie werden es schon noch lernen. Um von anderem zu reden - lesen Sie bitte dies Schreiben von Staatsanwalt Doktor Sellermann durch. Sehr interessant, finde ich. Froh bin ich, daß wir mit alledem nichts mehr zu tun haben.«
    Interessiert nahm Gertraude das privat gehaltene Schreiben des Staatsanwaltes und las: »Es wird Sie in der Sache dieses Peter Schlamm interessieren, daß er überführt wurde, kurz nach seiner damaligen Entlassung aus dem Gefängnis einen seiner Zellengenossen, einen alten Landstreicher, ermordet und ihm ein uraltes Schriftstück geraubt zu haben. Der Inhalt dieses Schriftstückes, welches man bei Schlamm fand, war die genaue Skizze eines Weges durch den mexikanischen Urwald - nun, Sie kennen ja aus eigener Erfahrung die Route. Daher also hatte der Schwede seine Kenntnisse vom Fundort der drei Götzenfiguren. Der Ermordete, ein sehr alter Mann, war vor vielen Jahren Mitglied einer Forschungsexpedition und hatte seine Kenntnisse von den Maya-Götzen ebenfalls auf verbrecherische Weg ergaunert - ihm nicht zum Heil, für Peter Schlamm zum Verderben. Nun würde mich nur interessieren, ob Sie selbst noch Nennenswertes im Innern einer dieser Figuren gefunden haben -«
    Gertraude sah ihn an und sagte: »Das klärt den ganzen bisher noch rätselvollen Fall. Sie hörten von Einar Thorsen nichts wieder?«
    »Gottlob nicht, ich würde auf ein Lebenszeichen von ihm nicht mehr reagieren. Aber ich muß doch mit Michel Brunnig reden, ob wir nicht die eine Figur, in welcher Kuno, der tüchtige Kammerdiener, dieses seltsame Geräusch hörte, aufsägen wollen, womit wir allerdings diese Figur um ihren Wert brächten.«
    »Unbedingt würde ich das tun, Herr Pro - ich meine, Herr Bergemann - schon allein, um den interessanten Tatsachenbericht zu vervollständigen.«
    »Wie kann man nur so gescheit sein, so tüchtig und trotzdem so — nun ja, also wir werden sehen. Arbeitslust habe ich jetzt nicht mehr, das gestehe ich ehrlich ein. Ich glaube, es ist auch bald Teezeit. Ich verlasse mich aber darauf, daß ich morgen früh das zuletzt Diktierte in äußerst sauberer Reinschrift auf meinem Schreibtisch vorfinde.«
    Antwort gab sie nicht, neigte nur den hübschen Kopf und verließ das Zimmer, langsam, als bedaure sie es, gehen zu müssen. Aber er hielt sie nicht zurück, sah ihr nur mit einem lieben, zärtlichen Blick nach.
     
    Erfolg dieses kurzen Diktates war, daß Gertraude drüben im Nebenhaus der guten Tante Schirin schluchzend um den Hals fiel und weinte und weinte und weinte.
    »Hö - wo brennt's denn, alte Heulsuse?«
    »Oh, Tante Schirin! Oh, wenn du wüßtest!« Weiter wurde geschluchzt.
    Schirin zuckte die von Gertraudes weinendem Gesicht nicht besetzte Schulter und brummte: »Und wenn ich es weiß, was dann?«
    »Findest du es nicht schlimm? Tante Schirin, wir sind doch alle drei Schwindler, wir belügen diesen edlen Mann, wir haben uns unter falschen Namen, falschen Voraussetzungen eingeschlichen. Wenn er das erfährt, glaube mir, dann spricht er kein Wort mehr mit mir!«
    »Brauchte er ja auch nicht, wenn er nur sonst nicht auf den Kopf gefallen wäre«, war der knurrende Kommentar. »Und nun hör auf zu heulen. Willst du mit den verweinten Augen zum Abendessen hinüber gehen? Also, kaltes Wasser auf die Augen, dich eine halbe Stunde auf dein Bett legen und vernünftig sein. Um euch den Kopf klar zu halten, wenn's schiefgeht, darum bin ich nämlich hier, verstanden?«
     
    Michel kam rechtzeitig aus München zurück und freute sich ehrlich, wieder »heim« zu kommen, was er auch in dankbare Worte faßte. »Schön ist es hier. Wenn man das verrückte Treiben der Stadt erlebt, dazu den Gestank, den Krach, dann fragt man sich, warum eigentlich die Menschen nur nach der Stadt drängen und nicht ein jeder auf einer noch so kleinen Klitsche auf dem Lande geblieben ist.«
    »Wie nun, wenn es wirklich so sein sollte - glaubst du, daß man dann hier draußen viel Ruhe hätte? Du wirst die komische Welt nicht mehr ändern. Aber freue dich mit uns, daß wir diesen herrlichen Winkel erringen konnten und das Glück haben, hier leben zu
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