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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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dazwischengekommen ist? Und war es andererseits nicht ausgezeichnet für die Bergemanns, daß gerade Sie hier waren, damit wir den Verbrecher Peter Schlamm entlarven konnten? Daß dadurch auch diesem merkwürdigen Thorsen die Augen geöffnet wurden und er hier alles aufgab und verschwand? Ein großes Plus der Gleichens den Bergemanns gegenüber, will mir scheinen.«
    »Na, wenn's Ihnen so scheint, wird's schon stimmen. Und was nun?«
    »Werd' ich halt den Bergemanns von unserer Unterhaltung berichten, und dann sollen die Bergemanns gefälligst mit den Gleichens ihre Belange selbst zurechtbiegen, meine ich. Wir beiden Alten bleiben im Hintergrund, um eventuelle Dummheiten zu verhüten. Abgemacht?« Aufatmend gab Schirin ihm die Hand.
     
    Nachdem später Michel den Geschwistern Bergemann berichtet hatte, was er von Schirin gehört, vereinbarten Achim und Mary, daß jeder seinen »Fall« allein klären wolle. Mary war sehr darauf aus, bald ein unterhaltsames Gespräch mit dem Kammerdiener zu haben. Sie nahm die Fotos an sich, nickte den Freunden zu, ging nach oben und klingelte dem Kammerdiener, ohne lange zu überlegen.
    Kuno, ahnungslos wie ein vom Himmel gefallenes Engelchen, legte die frische Tischwäsche, die er gerade ordnete, beiseite, ging zu Marys Zimmer, klopfte an und trat ein. »Fräulein Bergemann, Sie wünschen?«
    Mary saß am Schreibtisch, blickte nicht auf und deutete auf einige Briefe, die sie bereit gelegt hatte, obenauf schön sichtbar das Foto, auf welchem Kuno besonders gut zu erkennen war. »Bitte, Kuno, nehmen Sie die Briefe mit, damit sie heute noch zur Post kommen. Sehen Sie bitte alles genau durch, ob Marken drauf sind - besonders die oberste Postkarte - da fehlt die Marke.«
    Kuno, der Kammerdiener, kam näher. Etwas im Tonfall von Mary machte ihn stutzig, es war wie ein unterdrücktes Lachen. Also war er auf der Hut. Er griff nach der Post und zog im gleichen Augenblick die Hand zurück, als habe er sie sich verbrannt. »Verdammt!«
    »Wie bitte?« Langsam hob Mary den Blick zu ihm.
    »Das da. Sie wissen also-? Nun wäre das Ding passiert!« Blaß war der gute Kuno geworden und groß seine Augen, die er fest in Marys Augen senkte. »Und was nun?«
    »Ja, lieber Baron, da muß man halt überlegen, wann man die Kündigung ausspricht.«
    »Aber - aber ich will gar nicht gekündigt werden! Ich will hierbleiben, Kammerdiener bleiben und nie wieder von hier fort müssen.«
    Reizend war ihr Lächeln, sie spielte ein wenig mit einem Bleistift und sagte, ohne ihn anzusehen: »Lieber Baron, ich wollte eigentlich keinen Kammerdiener heiraten. Offen gestanden, ein Baron wäre mir angenehmer.«
    Aus - aus war es! Nur ein Ton, als stöhnte einer aus tiefstem Keller herauf, und schon war Mary nicht mehr Herr ihrer selbst, denn sie wurde von zwei kräftigen Armen hochgezogen und lag dann an einer tief atmenden Kammerdienerbrust. »So, nun wage es, mir zu kündigen, geliebteste, schönste, wonnigste Chefin dieses Landes! Ich nehme die Kündigung nicht an - ich liebe dich, ich liebe dich, seit ich dich zuerst gesehen habe, und denke nicht daran, meinen schönen, einträglichen Posten hier aufzugeben.«
    »Sieh an, das Personal wird renitent? Das Personal stellt Bedingungen? Ob ich dir nicht schon von Anfang an mißtraut habe, du jämmerlicher Kammerdiener! Fehler über Fehler machte der treffliche Kuno, und nur wegen seines Arbeitseifers beließ man ihn in der Stellung. Eine feine Familie seid ihr Gleichens, das muß ich schon sagen. Sogar die Dackel werden mit eingeschmuggelt, damit die Familie nur recht gemütlich wieder beisammen ist!« Sie hob sich ein wenig auf die Fußspitzen, legte ihren Arm um seinen Hals und schnippte ihn mit der anderen Hand gegen die Nase.
    »So weißt du schon alles von uns Gleichens?«
    »Tante Schirin hat es Rübezahl gebeichtet, als wir die Fotos fanden. Dort in der Truhe fand ich sie. Wahrscheinlich habt ihr Gleichens sie früher für solche Dinge benutzt und vergessen, diese Bilder mitzunehmen.«
    »Wie gut, daß wir Gleichens vergeßlich waren!« Kuno küßte Mary, die nun wirklich »seine« Mary war, immer herzlicher, stürmischer und fand, dies sei doch die allerschönste Beschäftigung für einen Kammerdiener. »Und was wird nun mit Gertraude?«
    »Ist doch sonst so schlau, der Kammerdiener Kuno. Hast du nicht auch schon erkannt, daß zwischen Achim und deiner von mir herzlich geliebten Schwester Schwingungen sind, die nur Gutes bedeuten können? Aber das geht uns nichts
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