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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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sie.« Die Kellnerin hatte meinen Blick richtig verstanden. Die Temperatur war gestiegen, der typische Warmwettereinbruch vor Weihnachten kündigte sich an. Wir öffneten das Außenfenster zum Extrazimmer und stießen das Innenfenster einen kleinen Spalt auf.
    »Sieht man was?«, rief ich Oskar zu. Ich konnte seine Umrisse erkennen, als er näher kam.
    »Nein, alles bestens. Man hört euch ausgezeichnet, seid bloß ruhig, wenn er kommt.«
    »Das kommt von der Kaminwirkung«, erklärte die Kellnerin.
    Der LKW-Fahrer schob sich durch die Türe, schloss sie wieder. Seine Umrisse wirkten bedrohlich. Er war fast so groß wie Oskar, aber zehn Jahre jünger und sehr muskulös. Musste man wohl sein, wenn man schwere Fleischkartons klaute.
    »Kommen Sie, nehmen Sie Platz«, sagte Oskar mit seiner tiefen, autoritären Anwaltsstimme.
    »Ich weiß nicht genau, worum es geht«, kam es zurück. Bildete ich mir den aggressiven Unterton nur ein? Ein Stuhl scharrte, der LKW-Fahrer setzte sich.
    »Sie wissen es sehr gut. Es geht um rindvieh.com.«
    »Was wissen Sie?«
    »Ich möchte, dass Sie erzählen und mit uns zusammenarbeiten.«
    »Und was hab ich davon?«
    »Ich kann nichts versprechen« – Vesna schüttelte empört den Kopf –, »aber ich werde versuchen, dass ich etwas für Sie tun kann. Auf alle Fälle wirkt Ihre Zusammenarbeit strafmildernd.«
    »Was ist denn da strafbar daran?«, sagte der LKW-Fahrer lauernd.
    »Diskutieren wir nicht.« So bestimmt kannte ich Oskar gar nicht. »Sie erzählen jetzt. Wie sind Sie angeworben worden?«
    »Ich möchte wissen, was ich bekomme.«
    »Wollen Sie wegen Mithilfe zum Mord verurteilt werden? Das kann Ihnen ganz leicht passieren.«
    »Von diesen Sachen weiß ich nichts, ehrlich«, rief der LKW-Fahrer aufgeregt.
    Vesna sah mich zufrieden an. Es war verdammt eng im Lichtschacht, und es stank erbärmlich.
    »Also los. Von Anfang an.«
    Kurze Stille. Räuspern. »Es ist zirka ein halbes Jahr her. Da hat mich ein anderer LKW-Fahrer, den ich zufällig in einem Lokal getroffen habe, in dem wir oft Pause machen, gefragt, ob ich gern ein paar tausend Schilling extra verdienen würde. Wir verdienen beschissen, klar hab ich Ja gesagt.«
    »Sein Name?«
    »Kenn ich nicht, er ist einer von denen, die mit dem LKW kommen und das Fleisch umladen.«
    »Wer ist der Boss?«
    »Weiß ich nicht, wirklich nicht. Ich werde von den LKW-Fahrern bezahlt. Sie reden aber öfter von einem Wladi. Vielleicht ein Russe, hab ich mir gedacht.«
    »Wie oft tauschen Sie das Fleisch aus?«
    »Ich kriege meine Anweisungen per Handy. Normalerweise alle zwei, drei Tage, jetzt vor Weihnachten aber täglich. Ich weiß nicht, warum.«
    »War Ihnen nicht klar, dass das strafbar ist?«
    »Was macht es, wenn die einen das eine und die anderen das andere Fleisch kriegen?«
    »Das nennt man Betrug.«
    »Hören Sie, das lasse ich mir …«
    »Wo haben Sie das Fleisch umgeladen?«
    »Da gibt es mehrere Plätze. Alle an der Autobahnstrecke. Ich erfahr übers Handy, welchen ich anfahren soll.«
    »Genauer, bitte.«
    »Das ist nicht so leicht zu sagen, es sind aufgelassene Fabriken oder irgendwelche Wege, die dann einfach aufhören.«
    »Ich brauche exakte Wegbeschreibungen.«
    »Kann ich machen, aber das dauert. Da muss ich nachschauen, was ich mir aufgeschrieben habe, auswendig weiß ich das nicht. Außerdem: Niemand darf wissen, dass Sie das von mir haben. Die machen keine Witze.«
    »Wenn Sie morgen Früh im Ultrakauf in der Mayerlinggasse sind, geben Sie die Wegbeschreibungen Frau Krajner.«
    »Was hat die übrigens mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Nicht Ihr Bier, und wehe, Sie reden mit Kollegen darüber. Erzählen Sie weiter. Woher ist das Fleisch gekommen?«
    »Irgendwo aus Bayern. Die LKWs haben bayrische Nummerntafeln. Irgendjemand hat eine billige Quelle dort, wahrscheinlich dieser Wladi, sie haben von irgendwelchen Interventionen geredet.«
    »Interventionen bei wem?«
    Womöglich spielte hier auch noch die bayrische Landespolitik hinein. Ich dachte sofort an den Bullen von Tölz. Man musste mit ihm … Das war eine Fernsehfigur. Kein Wunder, dass meine Gedanken auf Abwege gerieten, ich hatte zu wenig geschlafen, und der Gestank vernebelte mir das Hirn.
    Der LKW-Fahrer schien nicht so viel zu wissen, wie wir gehofft hatten.
    »Wer war von Ultrakauf an dem Fleischbetrug beteiligt?«
    »Keine Ahnung, man hat mir nur gesagt, dass wir im Ultrakauf ›Deckung von oben‹ haben. Wer das ist, weiß ich nicht. Eine Zeit lang ist ja
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