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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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wir zu dritt waren, würde es nicht eben erleichtern, unentdeckt zu bleiben.
    Der Name Wladi klang, als könnte man ihn von Waldemar ableiten. Dann war er kein Russe, wie der LKW-Fahrer vermutet hatte, sondern vielleicht Waldemar Zartl, nicht bloß virtueller Fleischermeister und vermutlich Oberbayer.
    Es war knapp vor halb zehn, als wir die Ortseinfahrt von Schönpolding passierten. Im Sommer gab es hier sicher eine Menge Balkonblumen, jetzt wirkte der Ort wie irgendein trostloses Kaff am Ende der Welt. »Schönpolding grüßt seine Gäste«, stand auf einer Tafel, bei der, schlammbespritzt und schmutzig wie sie war, der ehemals blau-weiße Untergrund nur mehr zu erahnen war.
    »Groß ist der Ort nicht. Wenn wir die paar Straßen abfahren, haben wir rindvieh.com bald gefunden«, sagte ich.
    »Wir fahren ins Wirtshaus«, entschied Vesna. »Dort erfahren wir am meisten.«
    »Um zehn in der Früh?«
    »Wir sind in Bayern.«
    Das Wirtshaus »Zum braunen Bären« lag, wie sich das gehörte, direkt neben der Kirche. Wir parkten ein, und noch ehe ich meine müden Glieder durchstrecken konnte, war Vesna schon auf dem Weg zur Eingangstür. Grete hatte die Fahrt über fast nichts gesagt.
    »Ich hoffe, ich bin euch nicht im Weg«, murmelte sie jetzt.
    »Nein«, erwiderte ich, »eher ist sich Vesna mit ihrer Ungeduld im Weg.« Längst bereute ich meine Idee. Ich würde versuchen, unsere Spritztour als netten Ausflug mit Freundinnen zu nehmen. Zumindest, nachdem ich einen großen, starken Kaffee bekommen hatte.
    An der Bar lehnten drei Männer, zwei waren um die fünfzig, der dritte Mitte dreißig. Fast war ich erstaunt darüber, dass keiner von ihnen Lederhosen trug. Sie musterten uns neugierig.
    Wir setzten uns an einen der hellen Holztische und bestellten Frühstück. »Drei Bier für die Herren!«, rief Vesna hinüber.
    Ich sah sie strafend an.
    »Lass mich nur machen, das kenne ich.«
    Die Männer prosteten uns zu.
    »Wir sind auf Betriebsausflug«, rief Vesna ihnen zu, »arbeiten in Fleischhauerei.«
    »In Jugoslawien oder wo?« Das klang nicht besonders freundlich.
    »In Wien, wenn es die Herren wissen wollen.«
    »Nur drei Weiber?«, fragte der andere.
    »Ja, Männer brauchen wir keine.«
    »Zu gar nichts?«
    »Na verheiratet sind wir schon, da brauchen Sie gar nichts denken.«
    »Und wer ist die Chefin?«
    »Ich natürlich, sieht man das nicht?«
    Ich stöhnte. Die Männer stießen sich an und flüsterten miteinander. Sie lachten.
    »Und der Chef? Da hast du wohl gut eingeheiratet aus dem Ausland?«
    »Der Chef muss arbeiten, und er hat bei mir eingeheiratet, wenn es genau sein soll. Hier gibt es wohl keinen Fleischhauer mehr, oder?«
    Zwei der drei Männer kamen näher.
    »Wieso kommts ihr ausgerechnet zu uns?«
    Gute Frage. Ich nahm noch einen großen Schluck von meinem Kaffee und beobachtete das Ganze, als ob es mich nichts anginge.
    »Wir sind auf Durchfahrt. Wir schauen uns alles an, außer es hat was mit Fleisch zu tun. Weil heute ist frei.«
    »Die täten dem Wladi gefallen.«
    »Wer ist das?«
    »Na unser Über-drüber-Fleischermeister. Ziemlich nah beim Konkurs, wenn ihr mich fragts.«
    »Mit Fleisch kann man nicht in Konkurs gehen, das wird immer gegessen, Vesna grinste, ganz Geschäftsfrau.
    Die beiden Männer um die fünfzig setzten sich, ohne zu fragen, zu uns. »Hast du eine Ahnung. Wenn man größenwahnsinnig wird, dann geht das schnell mit dem Konkurs. Sein Vater, der alte Zartl, hat noch ein kleines Fleischgeschäft gehabt, aber der Junge hat ja alles niederreißen wollen.«
    »Wie alt ist er denn?«
    »Na jetzt so gegen vierzig. Auf alle Fälle hat er geglaubt, dass er groß ins Verdienen kommt, hat eine richtige kleine Fabrik hingestellt und von uns gar nichts mehr wissen wollen, sondern nur mehr nach München und Salzburg und so geliefert. Wir brauchen dem sein Fleisch eh nicht. Eine ziemliche Villa hat er sich hingebaut beim Wald draußen, wo er auch den Betrieb hat. Aber ich frag mich, was das euch angeht.«
    »Klingt doch gut.«
    »Gut?« Der andere Wirtshausbesucher machte ein Geräusch, als ob er gleich ausspucken wollte. »Gut ist es ein paar Jahre gegangen. Dann hat er eine Riesenlagerhalle für Tiefgefrierfleisch dazugebaut und wollte einen großen Fleischimport-Fleischexport mit solchen von euch aus dem Osten machen.«
    »Ich bin aus Süden, nicht Osten.«
    »Egal, du weißt schon, was ich meine. Früherer Kommunismus. Da hat es ja kein Fleisch gegeben. Und sonst auch nix.«
    »Wir haben
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