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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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1.
    Ein hochgewachsener junger Offizier stand ein paar Schritte vor der angetretenen Kompanie englischer Soldaten, wegen ihrer Uniformen auch »Rotröcke« genannt, und blickte hinauf zu der Festung auf dem Hügel. Seit zwei Stunden wartete dieser Offizier nun schon auf den Befehl zum Angriff, und mit jeder verstreichenden Minute kam ihm die feindliche Stellung abschreckender vor. Wie fast jeder Offizier in der Armee hegte er die größte Achtung und Bewunderung für seinen Oberbefehlshaber, aber in diesem Augenblick überkam ihn die Furcht, dieses Unternehmen könnte zum Scheitern verurteilt sein. Doch er versuchte, den Gedanken zu verscheuchen und vor den Reihen seiner Männer wenigstens ein Mindestmaß an Kaltblütigkeit zu wahren. In diesem Augenblick schlug die erste Kanonenkugel vor den Reihen der uniformierten Infanteristen auf, federte mit gnadenloser Präzision vom harten Grasboden ab, traf vier Soldaten und zerschmetterte ihre Körper zu einem Brei aus Blut, Fleisch und Knochen.
    »Spürt Ihr die Hitze, Mr. Steel?«
    Der Lieutenant hob den Blick. Die große Gestalt, die vom Pferderücken aus zu ihm hinunterblickte und eine wallende Perücke trug, zeichnete sich als dunkler Schemen gegen die Sonne ab.
    »Ein wenig, Sir James.«
    »Ein wenig? Ich dachte, Ihr wärt daran gewöhnt, nachdem Ihr schon so lange Soldat seid. Wie viele Jahre noch gleich?«
    »Bald sind es zwölf, Colonel.«
    »Aber natürlich, wie konnte ich das vergessen? Ihr habt Euch Eure Sporen in den Nordischen Kriegen verdient, nicht wahr? Ihr habt gegen die Russen gekämpft. Da war es ein bisschen kühler, nehme ich an.«
    »Ein bisschen, Sir.«
    »Warum seid Ihr überhaupt dorthin gegangen? Narva, Riga … Was waren das für Schlachten?« Es war keine Frage, eher eine abfällige Bemerkung. »Nun, Steel, wie schätzt Ihr heute unsere Chancen ein? Können wir es schaffen?«
    »Ich glaube schon, Sir. Aber einfach wird es nicht.«
    »Gewiss nicht. Aber wir müssen diese Stadt einnehmen. Sie ist der Schlüssel zur Donau und das Tor nach Bayern. Doch um die Stadt erobern zu können, muss zuerst diese Festung fallen. Wir müssen sie durch einen Frontalangriff nehmen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Sicher, Ihr könntet jetzt einwenden, dass eine Belagerung die beste Lösung sei, und damit hättet Ihr recht. Aber uns fehlen die nötigen Geschütze. Deshalb hat unser Oberbefehlshaber, der Herzog von Marlborough, den Frontalangriff befohlen. Also wird es so gemacht. Wir werden unter feindlichem Beschuss den Hügel hinauf die Festung stürmen.«
    Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Wir werden schlimme Verluste erleiden. Um einen solchen Preis sollte man keine Schlacht gewinnen, weiß Gott nicht. Das wird ein ganz anderes Gemetzel als Eure Schlachten aufseiten der Schweden, das kann ich Euch versprechen. Russen. Schweden … Mann Gottes, Steel. Ich weiß wirklich nicht, was ein Kerl wie Ihr daran finden konnte. Nun ja, heute sind es keine Russen. Heute müssen nur die Franzosen und ihre bayerischen Freunde besiegt werden. Eine harte Nuss, wie? Schönen Tag noch.«
    Colonel Sir James Farquharson lachte, verabschiedete sich von dem jungen Lieutenant, indem er sich an den Hut tippte, und ritt die Front des Bataillons entlang. Seine Stimme erhob sich über den Geschützdonner, als er den anderen Kompanieführern, die mit ihren Leuten zum Sturm auf die Festung Aufstellung genommen hatten, seine Grüße entbot. »Guten Tag, Charles. Ah, Henry, schönen guten Tag! Wir sehen uns zum Abendessen in Donauwörth.«
    Steel schüttelte lächelnd den Kopf. Er wusste, dass ein Mann wie Sir James niemals verstehen würde, weshalb er, Steel, für die Schweden gekämpft hatte. Für Sir James war das Soldatentum Bestandteil eines Lebens als Offizier und Gentleman. Es hatte nichts damit zu tun, dass er sich zum Soldaten berufen fühlte oder auf der Suche nach Kampf und männlicher Bewährung war. Soldat zu sein hatte für den Colonel mit Paraden, Flaggen und Ritterlichkeit zu tun. Aber John Steel hatte in den vergangenen zwölf Jahren eines gelernt: Im Krieg gab es keine Ritterlichkeit.
    Er blickte zu seinen Leuten hinüber, wo die Sergeants und Corporals wieder Ordnung in die Reihen brachten und die blutigen Lücken mit frischen Männern aus den hinteren Reihen schlossen. Die verstümmelten Leichen wurden fortgeschafft.
    »Der Colonel scheint bester Laune zu sein, Sir. Meint Ihr, er glaubt an unseren Sieg?«, fragte eine tiefe, angenehme Stimme, die Jacob
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