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0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht

0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht

Titel: 0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht
Autoren: Bankraub kurz nach Mitternacht
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»Nicht schießen, G-men! Nicht schießen!«
    Wir waren reichlich verdattert. Immerhin war es mitten am Nachmittag, so gegen vier Uhr. Wir befanden uns auf dem Gehsteig der belebten 22. Straße, keine zehn Schritte vom Eingang eines Juwelierladens entfernt.
    Der Kerl, der scheinbar ohne Grund durch die Gegend schrie, war höchstens fünf Yards von uns entfernt und hielt eine Reisetasche in der linken Hand, die er jetzt fallen ließ. Zu meiner Verblüffung reckte er die Arme zum Himmel.
    »Entweder hat der Kerl einen Vogel…«, murmelte Phil.
    »… oder hier stimmt was nicht«, vollendete ich.
    Und damit hatten wir die Überraschungssekunde überwunden. Ein paar Augenzeugen haben später den Reportern erzählt, wir hätten zuerst ausgesehen wie ganz harmlose Spaziergänger, aber nach dem Ruf des Mannes hätten sich ünsere Gesichter schlagartig verhärtet, und wir hätten »richtig wie G-men« ausgesehen. Phil und ich üben seither vor dem Spiegel das »Richtig-wie-ein-G-men-Aussehen«.
    Jedenfalls gingen wir auf den Mann zu, der uns überraschend angerufen hatte. Aus purer Gewohnheit hatten wir beide blitzschnell den obersten Mantelknopf geöffnet, um notfalls sofort die Pistole aus den Schulterhalftern ziehen zu können. G-men müssen auf die unglaublichsten Tricks gefasst sein, und vielleicht war dies nichts als ein gemeiner Trick.
    Wir rechneten mit einer bösen Überraschung.
    Sie kam auch prompt - nur galt sie nicht uns, sondern dem Mann mit der Reisetasche. Er hatte uns die ganze Zeit, vielleicht fünf Sekunden, reglos mit hocherhobenen Armen und vor Schreck versteinertem Gewicht angeblickt. Als wir zwei von den fünf Schritten getan hatten, flog die Tür des Juwelierladens auf, und ein Mann erschien in der Öffnung, der eine Gummimaske vor dem Gesicht trug.
    Unsere Hände fuhren in die linke Achselhöhle, wo das Schulterhalfter hängt. Aber der Maskierte in der offenen Tür war uns die entscheidende Nasenlänge voraus, denn er hatte bereits eine Kanone in der Hand. Als sich unsere Fäuste fest um den Kolben unserer 38er legten, krachte bereits sein Schuss.
    Aus solcher Nähe hört sich selbst ein Pistolenschuss ziemlich laut an, und für ein paar Herzschläge hat man in den Ohren ein grelles Singen, bevor sich die Trommelfelle wieder beruhigen. Die erschrockenen Schreie der Passanten hörten wir nur halb. Dafür sahen wir, wie der Mann mit der Reistasche zusammenzuckte, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag mit einer Peitsche versetzt. Sein Gesicht verzerrte sich, seine Hände fielen herab und verkrampften sich vor der Brust, und mit einem gurgelnden Stöhnen ging er langsam zu Boden.
    Zu einem zweiten Schuss kam der Maskierte nicht, denn jetzt hatten wir unsere Dienstpistolen in der Hand.
    »Lassen Sie Ihre Waffe fallen!«, rief ich hinüber und wenn er mit seiner Pistole auch nur halbwegs in unsere Richtung gezielt hätte, wäre ihm meine Kugel sicher gewesen.
    Aber der Kerl war schlauer. Er sprang rückwärts in den Laden und schlug uns die Tür gleichsam vor der Nase zu.
    Titelfoto (Film): »Scotland Yard hört mit« / defd Die auf unseren Titelbildern dargestellten Schauspieler stehen in keiner Beziehung zu dem Romantitel und dem Inhalt dieses Bastei-Romans. Erstveröffentlichung »Kümmere dich um dem Verwundeten!«, rief ich Phil zu, und sprintete zur Tür des Juweliergeschäftes.
    Natürlich war ich nicht so dumm, mich vor die Glastür zu stellen. Das wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Ich drückte mich an die Hauswand neben der Tür.
    Inzwischen hatte Phil seine Pistole in die Manteltasche gleiten lassen, war zu dem Verletzten gesprungen und zerrte ihn aus der Schusslinie heraus ebenfalls zur Hauswand. Er lehnte den Mann mit dem Rücken gegen die Wand, bückte sich und untersuchte ihn hastig.
    »Zwischen die Schulterblätter!«, rief mir Phil zu. »Ich telefoniere nach einem Rettungswagen.«
    »Okay«, nickte ich. »Und das nächste Revier kannst du auch alarmieren. Die sollen sich gefälligst selber um die Gauner in ihrem Bezirk kümmern.«
    Phil hörte den letzten Satz vielleicht schon nicht mehr, denn er spurtete die Straße hinab zum nächsten Drugstore. Der Gehsteig war inzwischen wie leergefegt, was das Stück vor dem Juweliergeschäft anging. Dafür stauten sich weiter oben und unten die neugierigen Gaffer. Ich hatte allerdings keine Zeit, mich um sie zu kümmern. Ich stand neben einer Tür, hinter der sich offenbar ein paar Gangster befanden. Ich war allein mit meiner Pistole. Und
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