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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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1. Kapitel
    «Musst du dir diesen Mist anschauen?»
    Kommissär Ferrari nestelte in seiner Chipstüte und starrte fasziniert auf den Bildschirm.
    «He … Francesco, ich rede mit dir!»
    «Wie … was meinst du, Monika?»
    «Wieso ziehst du dir jeden Montag diesen komischen Typen da mit dem Turban rein?»
    «Das ist kein komischer Typ, Monika. Oh, nein, Arian Nostramo ist ein Hellseher. Ein wirklich guter Psychologe, der dir in jeder Lebenslage hilft», erwiderte Ferrari andächtig.
    «So ein Quatsch! Er ist einzig und allein ein Scharlatan! Der und seine Spezis sind ganz gewiefte Gauner, die mit ihren dummen Sprüchen den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen.»
    Keine Reaktion. Ferrari war schon wieder in die unendlichen Sphären des Übersinnlichen entschwunden und somit unansprechbar. Arian Nostramo setzte einen verheissungsvollen Blick auf, faltete die Hände wie zum Gebet, rollte die Augen, als ob er soeben von einer göttlichen Eingebung erleuchtet worden wäre, und gab einer Yvonne, die mit ihm seit einigen Minuten ein Telefongespräch führte, die alles entscheidende Antwort, die ihr Leben verändern würde.
    «Yvonne, meine liebe Yvonne, es wird für dich nicht einfach sein, was ich dir jetzt sage. Aber die Wege des Schicksals sind manchmal unergründlich. Du musst jetzt stark sein, meine Yvonne. Bist du stark, Yvonne?»
    «Ja…», hauchte eine weibliche Stimme in den Hörer.
    «So, wie du mir deinen Freund schilderst, wird nichts aus euch. Er meint es nicht ernst mit dir. Er benutzt dich nur.»
    Yvonne begann zu schluchzen.
    «Dann … dann gibt es keine Zukunft für mich und Rolf, Arian?»
    Arians Augen blickten traurig in die Kamera.
    «Manchmal, meine liebe Yvonne, manchmal ist eine Trennung besser. Sie muss ja nicht für immer sein. Etwas Distanz wird dir gut tun und auch deinem Freund Rolf. Vielleicht kommt er dabei zur Besinnung.»
    «Meinst du … meinst du, dass er dann wieder zu mir zurückkommt?»
    «Oh … wie herzzerreissend. Die arme Kleine kann einem leidtun. Ein aussergewöhnliches Schicksal, das wir …»
    Ferrari warf Monika einen missbilligenden Blick zu, um sich danach sofort wieder Chips kauend mit dem wirklichen Leben der Yvonne M. aus L. auseinanderzusetzen. Arian hatte sich inzwischen in die vor ihm liegenden Karten vertieft. Er seufzte.
    «Die Karten … sie geben mir keine endgültige Antwort, meine liebe Yvonne. Aber ich sehe …»
    Ferrari wollte sich soeben einen besonders grossen Chip reinschieben, hielt aber mit offenem Mund inne.
    «Das ist doch …»
    «Psst, Monika, jetzt kommts!»
    «… ich sehe, dass noch eine kleine Chance besteht, eure Beziehung zu retten. Aber du musst ihm heute noch sagen, dass es so nicht geht. Du musst ihm klarmachen, dass du dich von ihm trennen wirst, wenn er seine Beziehungen zu anderen Frauen nicht aufgibt. Und nur, wenn er deine Bedingungen akzeptiert, darfst du bei ihm bleiben.»
    Yvonne weinte. Es war ein erlösendes Weinen.
    «Danke, Arian. Du bist der Grösste. Genau so werde ich es machen. Danke, Arian, vielen, vielen Dank.»
    Arian nickte mit seinem väterlichsten Lächeln und beendete das Gespräch.
    «In wenigen Minuten sind wir zurück, meine Lieben. Schaltet nicht um, es geht gleich weiter. Wir sehen uns!»
    «Puh!»
    Ferrari atmete befreit auf und stopfte weitere Chips in sich hinein.
    «Danke … danke, Arian … danke, dass du mir einen absolut blöden Rat gegeben hast. Danke, mein Guru … mein Gott!»
    «Du musst gar nicht so zynisch sein. Er gab ihr wirklich einen guten Ratschlag. Dabei kennt er diese Yvonne kaum. Das hättest du nicht besser hingekriegt.»
    «Dass ich nicht lache! Glaubst du etwa, das war eine göttliche Eingebung?»
    «Soweit würde ich nicht gehen. Tatsache ist, er hat sie glücklich gemacht. Trotz spärlichen Informationen und mit wenigen, klaren Worten. Das kann er nur, weil er jemand Besonderes ist.»
    «Du spinnst ja! Du glaubst womöglich den Mist wirklich!?»
    «Das ist kein Mist, Monika. Es gibt weit mehr auf Gottes Erde, als die Frau Apothekerin, der Wissenschaft und nichts als der Wissenschaft hörig, begreift. Sobald etwas nicht mehr mit Logik zu erklären ist, setzen hier», er tippte sich an die Stirn, «die grauen Zellen aus. Es gibt sie, die übersinnlichen Kräfte.»
    «Und dieser Scharlatan hat sie?»
    «Er ist kein Scharlatan. Er ist ein guter Mensch, der anderen Menschen hilft.»
    «Für vier Franken neunzig pro Minute. Das ist natürlich sehr edel.»
    «Ihr Ärzte seid beim Abzocken auch
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