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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen
Autoren: Iny Lorentz
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kann man einem Kind nur so einen Namen geben? Würdest du von mir verlangen, eine Tochter so zu nennen, müsste ich mir überlegen, ob ich nicht die Scheidung einreichen sollte.«
    Während Lore den Kopf schüttelte, lachte Fridolin leise auf. »Das ist der Fluch der Tradition, meine Liebe. Du solltest heutzutage aber auch nicht auf der Straße rufen: Wilhelm – oder Friedrich – zu mir! Du könntest zertrampelt werden.«
    »Auf jeden Fall wünsche ich Gottlobine von Philippstein eine erfolgreiche Werbung durch Leutnant von Bukow. Nathalia sollte der Mann jedoch in Ruhe lassen.«
    »Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Schließlich ist sie eine ungewöhnlich reiche Erbin. Auch wenn er selbst nicht gerade am Hungertuch nagt, stellt ein Mädchen wie sie eine große Verlockung für ihn dar, zumal Nati auch noch ausnehmend hübsch ist und Gottlobine in den Schatten stellt. Wir müssen achtgeben, dass alles im Rahmen bleibt. Erinnere dich an den jungen Studenten, der Nati im letzten Jahr dazu überreden wollte, mit ihm durchzubrennen. Der Bursche hatte sich ganz schön in Unkosten gestürzt, um eine Kutsche und einiges mehr zu besorgen. Doch als er damit zum Treffpunkt kam, erwartete ihn Johann dort mit der Nachricht, die Komtess habe es sich anders überlegt und wolle noch ein paar Jahre warten, bevor sie in den Stand der Ehe eintrete.«
    Der Anflug eines Lächelns erschien auf Lores Gesicht. Der enttäuschte Freier hatte Nathalia zwar einen Brief geschrieben, sie habe ihm das Herz gebrochen, doch im Grunde war die ganze Sache harmlos gewesen. Bei von Bukow sah das schon anders aus. Offiziere wie er würden sich nicht so leicht abspeisen lassen.
    »Ich werde noch heute Abend mit Nati sprechen und ihr klarmachen, dass sie Bukow nicht ermutigen darf.« Sie lehnte sich gegen ihren Mann. »Und was ist mit dir? Gehen wir nach dem Fest gemeinsam zu Bett?«
    Fridolin schüttelte bedauernd den Kopf. »Dohnke und Grünfelder haben vorhin angekündigt, dass sie noch heute Abend wichtige geschäftliche Dinge mit mir besprechen müssten. Es soll um eine bedeutende Summe gehen – das kann länger dauern.«
    »Aber du wirst sie gewiss nicht noch irgendwohin begleiten?«
    Fridolin glaubte, einen Hauch Eifersucht in Lores Stimme zu vernehmen. Dabei gab es dafür wahrlich keinen Grund. Männer wie Grünfelder und dessen Schwiegersohn mochten gelegentlich ein Bordell wie das
Le Plaisir
aufsuchen, um dort Entspannung zu finden. Er brauchte das nicht. Nachdenklich betrachtete er seine geliebte Frau und dachte nicht zum ersten Mal, dass sie mit den Jahren immer schöner wurde. Obwohl sie zwei Kinder geboren hatte, hatte sie eine schlanke Figur und musste den Busen auch nicht mit so einem Wunderkorsett stützen, wie es letztens in der Zeitung angepriesen worden war. Ihr Gesicht wirkte immer noch mädchenhaft, auch wenn sie im Augenblick eher nachdenklich aussah. Das elegant frisierte Haar war in den letzten Jahren ein wenig dunkler geworden, leuchtete aber im Schein der Kerzen, die Fridolin der elektrischen Beleuchtung vorzog, wie Bernstein, und was ihre Garderobe betraf, so war ihr Geschmack vortrefflich.
    »Ich wüsste gerne, was du gerade denkst.« Lore stupste ihm in die Seite und riss ihn aus seinem Sinnieren.
    Lächelnd drückte Fridolin ihre Hand. »Ich habe mir eben gedacht, wie glücklich ich mich schätzen kann, dich zur Frau gewonnen zu haben. Du bist wunderschön!«
    »Das hört man gerne, besonders vom eigenen Ehemann.« Lore fand, dass auch sie sich nicht beschweren konnte, denn Fridolin sah gut aus und kleidete sich stilvoll und elegant. Zwar trug er einen ähnlichen Rauschebart wie Kronprinz Friedrich, während sein Kompagnon Emil von Dohnke ebenso wie Leutnant von Bukow jenen schneidigen Schnurrbart vorzog, den Prinz Wilhelm, der Sohn des Thronfolgers, in Mode gebracht hatte. Doch daran hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Außerdem verlieh der Bart, wie ihre Freundin Mary Benecke zu sagen pflegte, Fridolin jene Gediegenheit, die er als erfolgreicher Bankier benötigte.
    »Ich glaube, der Tanz ist zu Ende«, hörte sie ihren Mann sagen und drehte sich um.
    Eben verbeugte Adolar von Bukow sich elegant vor Nathalia und führte sie zu Lore, die zufrieden feststellte, dass ihr Schützling dem jungen Offizier nur die Fingerspitzen gereicht hatte.
    »Gnädige Frau!« Leutnant von Bukow setzte ein strahlendes Lächeln auf, dem die Frauen selten widerstehen konnten, und verbeugte sich.
    »Ich danke Ihnen, Leutnant, dass Sie
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