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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen
Autoren: Iny Lorentz
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antwortete Dohnke. »Trotzdem ist die Sache in höchstem Maße ärgerlich. Es geht um einen sehr hohen Kredit an einen Herrn, der sich bisher als zuverlässiger Kunde erwiesen hat.«
    »Heißt das, er ist es jetzt nicht mehr?«
    »Leider ja«, bekannte der alte Bankier. »Ich hatte diesem Kunden bereits vor Jahren mehrere Kredite erteilt und mir nichts dabei gedacht, als er im letzten Jahr erneut um einen bat. Die mir gebotenen Sicherheiten schienen mir über jeden Zweifel erhaben.«
    Dohnke sprang seinem Schwiegervater bei. »Der Herr besitzt eines der größten Güter in der Nähe von Bremen und wollte für dessen Erzeugnisse eine Konservenfabrik errichten. Die Rendite erschien uns hoch genug, um den Kredit bewilligen zu können. Vor ein paar Wochen schickte der Mann seinen Sohn zu uns und ließ ihn erklären, es seien Probleme aufgetaucht, die er jedoch bewältigen könne. Er bräuchte allerdings weiteres Geld, damit die Situation nicht eskaliere. Als Sicherheit hat er uns den Erbschmuck seiner Familie angeboten.«
    »Ich begreife immer noch nicht, was daran schlimm sein soll«, warf Fridolin ein.
    »Der Schmuck ist falsch!« Es fiel August Grünfelder sichtlich schwer, dies zuzugeben.
    »Haben Sie ihn nicht vorher schätzen lassen?«, fragte Fridolin verblüfft.
    »Selbstverständlich! Und zwar von einem Juwelier mit dem besten Ruf. Auf dem Weg von dort in unsere Bank muss der Schmuck ausgetauscht worden sein. Um zu erfahren, auf welche Weise das vonstattengegangen ist, habe ich einen Detektiv beauftragt. Der Mann soll sich auch auf die Suche nach dem faulen Kunden machen.«
    »Also ist der verschwunden!« Nach Grünfelders Bericht hatte Fridolin nichts anderes erwartet.
    »Ja, das ist er – und zwar unter Zurücklassung gewaltiger Schulden!« Emil von Dohnke ballte die Faust, doch es gab nichts, an dem er seinen Zorn hätte auslassen können.
    »Wie steht es mit seinen Sicherheiten?«, wollte Fridolin wissen.
    »Schlecht! Um es genau zu sagen, sehr schlecht. Der Mann hat außer uns noch vier weitere Banken um ein Vermögen betrogen. Das Ganze wird natürlich äußerst diskret behandelt.« Dohnke rieb sich über die Stirn und trank seinen Cognac auf einen Zug leer, ohne das Aroma des Getränks zu genießen.
    Die Sache setzt ihm arg zu, dachte Fridolin, doch um Mitleid zu haben, war er zu verärgert. »Das Ganze ist wohl so diskret abgelaufen, dass ich nichts davon erfahren durfte!«
    Dohnke hob hilflos die Hände. »Herrgott, wir dachten, es wäre nur so ein Kredit, wie ihn jeder von uns allein bewilligen kann. Sie waren zu dem Zeitpunkt in England, und wir sahen keinen Grund, Ihnen deswegen zu telegrafieren. Bei Ihrer Rückkehr war das Ganze bereits abgeschlossen, und wir haben der Expertise des Juweliers vertraut.«
    »Wie sicher können Sie sich dieses Mannes sein?«
    »Absolut sicher! Er hat uns doch erst auf den Betrug aufmerksam gemacht. Eine andere Bank, die von Baron Klingenfeld ebenfalls Schmuck als Sicherheit erhalten hatte, wollte diesen verkaufen, als die Rückzahlung des von ihnen nur kurzfristig gewährten Kredits fällig wurde und keine Zahlung erfolgte. Um den höchstmöglichen Erlös zu erzielen, ließen sie ihn ein zweites Mal schätzen, und zwar bei dem Juwelier, der uns die Expertise erstellt hat. Dieser hat die Fälschung erkannt und sich erinnert, dass der Betrüger uns dieselben Schmuckstücke übergeben hatte. Als wir den Safe öffneten und ihm die Stücke präsentierten, konnte er uns auf Anhieb sagen, dass wir ebenfalls auf Falsifikaten saßen. Wie es aussieht, hat Richard von Klingenfeld beziehungsweise dessen Sohn Anno den letzten Kredit bereits in betrügerischer Absicht beantragt.«
    Dohnkes Ausführungen klangen schlüssig, dennoch fragte Fridolin sich, weshalb ihm seine Kompagnons das so spät am Abend noch hatten mitteilen wollen. Außerdem ärgerte es ihn, dass man ihn bislang im Unklaren gelassen hatte. »Sie hätten mich spätestens zu dem Zeitpunkt informieren müssen, als der Betrug offenbar war«, tadelte er seine Geschäftspartner.
    »Das haben wir auch überlegt, aber ich dachte, ich könnte die Sache auf eigene Faust bereinigen. Heute hat sich jedoch gezeigt, dass dies nicht möglich ist. Daher wollten wir unbedingt mit Ihnen sprechen.« Grünfelder war das schlechte Gewissen anzumerken, doch so einfach wollte Fridolin ihn nicht davonkommen lassen. »Hätte dies dann nicht Zeit bis morgen gehabt? Wir hätten dann in aller Ruhe im Büro darüber sprechen
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