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Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
Autoren: Ulli Schubert
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Der Zug wurde langsamer und kam schließlich mit einem sanften Ruck zum Stehen. Finn warf sich die Sporttasche über die Schulter und stieß die Tür auf.
    «Norden, hier ist Norden. Der auf Gleis 1 eingefahrene Regional-Express aus Hannover fährt nach kurzem Aufenthalt weiter über Norddeich nach Norddeich-Mole und endet dort!»
    Es war eine Frauenstimme, die über die Lautsprecher die ausgestiegenen Fahrgäste auf dem Bahnsteig begrüßte. Eine echte, menschliche Stimme, kein Computer wie im Hauptbahnhof von Hannover, und sie klang so unverwechselbar norddeutsch, dass Finn sich gleich wieder heimisch fühlte. Dabei stammte er gar nicht von der Küste. Doch die kurze Zeit, die er jetzt in der Fußballschule des FC   Norderdünen wohnte, hatte ihn sein eigentliches Zuhause bereits vergessen lassen. Nur seine Mutter vermisste er manchmal noch.
    Finn schloss die Augen und atmete tief durch die Nase ein. Er wollte nicht an die Vergangenheit denken, sondern lieber das Meer riechen. Aber das klappte natürlich nicht. Der Bahnhof von Norden lag über fünf Kilometer von der Nordsee entfernt, und außerdem stand Finn direkt neben der Lok. Es war so laut und stank so heftig nach verbranntem Öl, dass er lieber schnell das Weite suchte.
    Beziehungsweise Manni Brenneisen, den «Mann für alle Fälle» in der Fußballschule am Meer. Er war Mitte zwanzig, lang, dürr, mit schulterlangem glattem Haar und wartete wie verabredet mit seinem alten V W-Bus auf dem Parkplatz neben dem Bahnhofsgebäude auf Finn.
    Norderdünen hatte keinen eigenen Bahnhof. Es gab zwar einen Bus, der auch an der Hafenmole in Norderdünersiel hielt – allerdings fuhr er am Sonntag nur alle paar Stunden und außerhalb der Feriensaison sogar noch seltener. Die meisten Touristen kamen sowieso mit dem eigenen Wagen, und alle anderen wurden wie Finn vom Bahnhof in Norden oder Esens abgeholt.
    Sogar Olli Hansen, der Besitzer des Campingplatzes, bot seinen Gästen so einen Shuttleservice an, und offenbar sollte er an diesem Tag in Anspruch genommen werden. Sein Mini-Bus plus Anhänger stand jedenfalls auch auf dem Parkplatz, direkt neben dem Wagen von Manni. Die beiden Männer lehnten an ihren Autos, hielten die Arme vor der Brust verschränkt und redeten über die Dinge, über die Männer auf der ganzen Welt redeten: Fußball, Baumärkte, Autos und Frauen.
    Finn war noch kein Mann – jedenfalls kein richtiger. Außerdem war das Wochenende ziemlich anstrengend gewesen. Deshalb versuchte er gar nicht erst, sich an dem Gespräch zu beteiligen, sondern begrüßte die beiden Männer nur mit einem angedeuteten Kopfnicken, wuchtete seine Sporttasche auf die mittlere Sitzbank und wollte gerade einsteigen und es sich auf dem Beifahrersitz bequem machen, als Manni Brenneisen ihn zurückpfiff.
    «Stopp!», sagte er und zeigte ein so übertrieben freundliches Lächeln, dass Finn sofort Übles schwante.
    «Du könntest uns helfen», sagte Olli Hansen prompt.
    Finn rollte innerlich die Augen. Bis kurz vor Abfahrt des Zuges hatte er noch beim Sichtungstraining des Niedersächsischen Fußballverbandes in Hannover auf dem Fußballplatz gestanden. Natürlich hatte er nicht nur tatenlos herumgestanden – ganz im Gegenteil: So ein heftiges Training wie an den vergangenen beiden Tagen hatte Finn noch nie erlebt! Kondition, Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Ballbehandlung, taktisches Verständnis – die Trainer hatten nichts ausgelassen. Aber Finn hatte durchgehalten, und das machte ihn stolz. Immerhin hatte er sich zwei Tage lang erfolgreich mit den größten Talenten seiner Altersklasse gemessen, die Niedersachsen zu bieten hatte. Und das waren nicht wenige!
    Entsprechend platt und ausgepowert war Finn. Schon im Zug war er zweimal kurz eingeschlafen, und selbst im halbwegs wachen Zustand hatte er nur geträumt: von einer heißen Dusche, einem Abendbrotbüfett, so groß wie ein Strafraum, und von seinem Bett.
    Es war also kein Wunder, dass Finn weder die Kraft noch die Lust hatte, den beiden Männern zu helfen – wobei auch immer. Aber das ließ er sich lieber nicht anmerken. In der Fußballschule am Meer wurde erwartet, dass man sich gegenseitig half und unterstützte. Das hatte Finn schmerzhaft lernen müssen. Und obwohl der Campingplatz von Olli Hansen nicht zur Fußballschule gehörte und Finn das Gefühl nicht loswurde, dass die beiden Männerschon eine ganze Weile auf dem Parkplatz gestanden und miteinander gequatscht hatten, anstatt schon mal anzufangen – womit auch
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