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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich
Autoren: David Safier
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Er deutete mit seinem Ringelschwanz auf Sven. Der konnte sich nicht der Macht Satans widersetzen, wollte es auch gar nicht, sein innerer Hass hatte ihn längst zerfressen. «Okay», sagte er zu mir, «dich zu töten passt mir ganz gut in den Kram.»
    Als sie das hörte, begann Kata am ganzen Leib zu zittern. Auch Joshua litt, aber er war machtlos, kämpfte er dank der Reiter doch mit den inneren Dämonen, die in einem jeden Menschen wohnen. Und der Reiter, der so aussah wie ich, lächelte nun kalt. Ich wusste, dass ich nun sterben würde. Angst hatte ich keine. Nur Wut. Auf Gott. Weil Kata litt. Und Joshua. Und sie beide noch mehr leiden würden, wenn ich gleich starb.
    Deswegen rief ich zornig in den Himmel: «Eloi, Eloi frika sabati!»
    Und ich bekam auch eine Antwort: «DAS BEDEUTET: MEIN GOTT, MEIN GOTT, MEINE FRIKADELLE
IST UNFRUCHTBAR.»

54
    Um mich herum fror auf einmal die ganze Szenerie ein, als hätte jemand auf Standbild geschaltet. Niemand bewegte sich mehr, alle wirkten wie Statuen. Der teuflische Schweifträger blickte zornig drein, Jesus stand da in schmerzgekrümmter Haltung, das Feuer, das aus den Nüstern der Pferde züngelte, hing eingefroren in der Luft, und auch Kata zitterte nicht mehr. Keiner machte einen Mucks, niemand schrie mehr vor Schmerz, Gier oder Aggression. Plötzlich war alles friedlich.
    Ganz still.
    Das Einzige, was man hören konnte, waren die zischelnden Flammen des brennenden Dornbuschs, der aus dem Nichts neben mir erschien.
    «Eloi, eloi, dharma, sabalili!», schleuderte ich ihm anklagend entgegen und hoffte, diesmal die richtigen Worte gefunden zu haben.
    «UND DAS BEDEUTET: MEIN GOTT, MEIN
GOTT, MEIN DARM LEISTET SCHWERSTARBEIT

    «Du weißt genau, was ich meine!», schimpfte ich und hätte ihm am liebsten volle Kanne Schaumlöscher in die Blätter gespritzt.
    «VERZEIH
» , antwortete der Busch und verwandelte sich gleich darauf in Emma Thompson, die diesmal jedoch kein Kleid aus dem achtzehnten Jahrhundert trug, sondern einfach nur Sachen von H&M – Gott schien nicht so der Typ Frau zu sein, der auf teure Markenklamotten stand.
    «Ich habe dich nicht verlassen. Ich verlasse keinen einzigen Menschen», erwiderte Emma/Gott.
    «Sieht man ja an deinem Sohn», gab ich vor Wut bebend zurück.
    Emma/Gott blickte mitfühlend, ja sogar mitleidend auf Joshua, der mit schmerzverzerrtem Gesicht wie festgefroren dastand. Dann sagte sie: «Mein Sohn will kein Jüngstes Gericht.»
    «Wenn du mir die Schuld daran geben willst, dass ich ihn dazu gebracht habe, dann bitte, nur zu! Ich bin sogar stolz drauf!»
    «Die Schuld? Nun, du bist dafür verantwortlich», befand Emma/Got t in ruhigem Tonfall.
    «Dann wirf mich doch in deinen beknackten Feuersee!», schleuderte ich ihr entgegen, ich hatte nun keine Angst mehr, nicht vor Satan, nicht vor Gott, vor niemandem!
    «Ich soll dich verbrennen?», fragte Emma/Gott .
    «Du kannst mich auch gerne zur Salzsäule erstarren lassen, ist ja auch etwas, was dir Spaß macht», schimpfte ich.
    «Warum sollte ich das tun?»
    Die Frage verwunderte mich und nahm etwas Dampf aus mir raus: «Weil   … weil ich alles durcheinandergebracht habe   …»
    «Das hast du.»
    «Aber?»
    «Du hast es aus Liebe getan.»
    Ihr wunderbares, gütiges Lächeln ließ meine Wut gänzlich verfliegen.
    «Ja, das habe ich   …», bestätigte ich.
    Das Lächeln wurde noch gütiger, noch wundervoller, und dann sagte Emma/Gott zu mir: «Wie könnte ich dich dafür bestrafen? Es gibt nichts, was mich stolzer machen könnte.»

55
    Ich stand völlig verdattert da. Emma/Gott blickte sich um, und wo sie hinsah, heilte die Welt. Die eingefrorenen Menschen hörten auf zu bluten, Flammen und Rauch verzogen sich, und die abgebrannten Häuser standen auf einmal wieder da wie neu, ebenso wie der Notarztwagen und der Laternenpfahl, gegen den er gefahren war, selbst der Notarzt sah nun wieder aus wie ein ganz normaler Mensch. Emma/Gott blickte zu Satan und den flammenden Rossen, und die lösten sich in Luft auf. Ebenso wie der Tod, dessen Verschwinden mich jetzt doch sehr erleichterte. Kata, Sven und der Turnschuhpfarrer saßen nun zivilisiert an einem Eiscafé-Tisch, und die Fußgängerzone sah wieder ganz so aus wie eine stinknormale Fußgängerzone, wenn man mal davon absah, dass alle Menschen noch wie festgefroren wirkten und einer von ihnen Joshua war. Emma/Gott streichelte mit ihrer Hand über sein Haar, und dann war auch er verschwunden.
    «Werde ich ihn nochmal
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