Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles
Autoren: Ulrich Gast
Vom Netzwerk:
sein, dessen Gebeine sogleich als diejenigen des Apostels Jakobus der Ältere identifiziert wurden und für Wunderlegenden über seine Hilfe im Kampf gegen die Mauren (Jakob der Maurentöter) herhalten mussten. Versprachen doch die aufgefundenen Knochen nicht nur militärische Unterstützung bei der Reconquista und damit eigener Machtzuwachs sondern auch Wohlstand insbesondere durch die Nachkommen der Franken Kaiser Karls des Großen, gleich ob diese als Soldaten, Pilger oder Siedler begrüßt werden konnten. Der spanische Slogan „Ein Volk, ein Reich, ein König“ war geboren, wobei sehr lange nicht feststand, wessen Reich und Krone es nun werden sollte.
     
    Die von der Popularität Santiagos de Compostela in der Christenheit ausgehende politische und religiöse Gefahr wurde von den Mauren nicht unterschätzt, so dass sie bereits im Jahre 997 die Stadt mit samt ihrer Kirche dem Erdboden gleich machten. Hiervon unbeeindruckt bauten die Christen ihre Wallfahrtskirche noch schöner und größer sogleich wieder auf. (Die heutige Barockfassade ist der romanischen Kirche nur vorgesetzt!). Nicht nur um der islamischen Existenzbedrohung des Christentums sondern auch um den christlichen Werteverfall im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (gegründet 800 n.Ch.) wegen dessen Verdruss über das versprochene und doch ausbleibende Jüngste Gericht Einhalt zu gebieten, wurde die Idee des Kreuzzuges als Pilgerfahrt und Kampf gegen die Heiden geboren (Ausruf des l. Kreuzuges in der Synode von Clermont 1095 n.Ch. durch Papst Urban II.), deren sich die Päpste vor allem zur eigenen Machterhaltung und Bereicherung auch in profanen Angelegenheiten rigoros bedienten. Alles aus dem Kreuzzuggedanken Herrührende, ob Gut oder Böse, wurde salopp damit gerechtfertigt, dass Gott es so wolle.
     
    Da das Abendland die Vorteile des Römischen Rechtes noch nicht zu schätzen gelernt hatte, mussten sich auch die Päpste des aus der Völkerwanderung herrührenden Allmendewesens (außer den eigenen Habseligkeiten gehört allen alles) und damit des Lehnswesens (persönliche, jederzeit widerrufbare, unvererbliche Beleihung mit Grund und Boden vom Häuptling als dessen Gegenleistung für ihm zu erbringende Dienstleistungen) bedienen. So entstanden neben den Rittergemeinschaften z.B. des Deutschen Königs, der fast immer auch die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation inne hatte, Mönchsritterorden w.z.B. die sich insbesondere der Pilgerbetreuung verschrieben habenden Johanniter (die heutigen Malteser), die überreichen und übermächtigen Templer (1312 n.Ch. wegen Nutzlosigkeit kraft päpstlicher Bulle verboten) und die noch heute namensmäßig existenten Deutsch Herren. Die Mönchsritterorden hatten ausschließlich dem Papst gefällig und um den Schutz und das Wohl der Pilger auf deren Reisen bemüht zu sein. Vorrangig aber oblag ihre Aufgabe in der Eroberung des Heiligen Landes (ecclesia militans / Kämpfende Kirche). Ausgenommen der Deutsch Herren waren die Mönchsritterorden, die sich des Öfteren gegenseitig auf das Heftigste bekriegten, auch in Spanien aktiv. Der Deutsche Orden hingegen engagierte sich in der Missionierung der Heiden Osteuropas unter Okkupation deren Länder zur Gründung eines eigenen Ordensstaates. Zu allem Überdruss wurden auch noch die heidnischen Normannen im Hohen Norden fidel und begaben sich mit ihren Langschiffen nicht nur auf Beutezug in Richtung Süden.
     
    Zu diesem permanenten Lebensrisiko für Pilger des Mittelalters gesellte sich auch noch dasjenige durch Gesetzlose (Banditen) hinzu, die ständig darauf lauerten, die Pilger um ihr Weniges, was sie hatten, mit schonungsloser Gewalt zu erleichtern. Auch waren im Mittelalter Ausländer normalerweise rechtlos und auf die Gnade des jeweiligen Landesherrn angewiesen, weshalb sie vor allem von Gastronomen und Händlern des Öfteren kräftig geschröpft wurden. Und dennoch scheuten die Christen zuversichtlich der göttlichen Vorsehung und hierbei vertrauend auf die christliche Brüderlichkeit der Menschen auf und am Wege vor diesen Risiken nicht zurück und begaben sich vor allem von ihrer Heilsangst getrieben auf den Weg nach Santiago de Compostela, das neben Rom und Jerusalem zum dritten, großen, christlichen Wallfahrtsort avancierte mit der Folge, dass sich das Papsttum seines Primates unter den Bischöfen und der Einheit seines verkündeten Glaubens im Abendland noch weniger gewiss sein konnte, zumal unentwegt Abweichler w.z.B. die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher