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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles
Autoren: Ulrich Gast
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zurück zu kommen, seine Rückkehr muss auch erwünscht sein. Erst dann ist man wirklich wieder daheim. „Wer aufbricht kommt auch heim!“ Mit dieser alten Weisheit schließe ich mein Reisetagebuch, ohne jedoch versäumen zu wollen, Gott ausdrücklich für alles herzlich zu danken. Danke!
     

Gedanken zur Geschichte des Jakobsweges
     
    Gestatten Sie mir bitte noch, liebe Leser, meinem geschichtsabstinenten Reisebericht diesen bescheidenen Geschichtsexkurs nachzureichen, um so Ihren Eindruck von meiner Jakobspilgerschaft ein wenig vervollkommnen zu können. Hierbei möchte ich Sie jedoch nicht mit geschichtlichen Ergüssen und Daten quälen sondern war bemüht, die Geschichte der Blütezeit des Jakobsweges so wie ich sie verstehe kurz zu umreißen. Vielleicht können auch Sie wie ich beim Niederschreiben hieran Gefallen finden.
     
    Schon in vorrömischer Zeit verehrten die Kelten und sicherlich auch die übrigen iberischen Völker inbrünstig Naturphänomene wie Bäume, Quellen, Felsen e.t.c. als heilige Stätten und pilgerten zu ihnen. Selbst lange nach Spaniens Christianisierung, das nach der Legende der Apostel Jakobus der Ältere, einer der engsten Vertrauten Jesus, missioniert haben soll, vermochte die Amtskirche diesem heidnischen Brauch nicht den Garaus zu machen. Letztendlich machte sie aus der Not eine Tugend und gab den heidnischen Verehrungsobjekten einen christlichen Sinn. Dieses galt umso mehr, als das Christentum erst sehr spät seine Glaubenszeugnisse schriftlich niederlegte und Teile davon zum Neuen Testament zusammenstellte, weshalb auch heute noch über die wahre Auslegung und Deutung der lediglich mündlich von Jesus verkündeten Lehren leidlich aber herzhaft gestritten wird. So blieben die Westgoten, die sich der iberischen Halbinsel 415 n.Ch. bemächtigten, der arianischen Lehre von der Wesensähnlichkeit Gottvaters und seines Sohnes Jesus trotz deren Verdammung im Ersten Ökumenischen Kirchenkonzil von Nicäa (325 n.Ch.) treu, selbst dann noch, als im Folgekonzil von Konstantinopel (381 n.Ch.) der bis heute gültige Kompromiss von der Dreifaltigkeit Gottes, wonach Gottvater, Sohn und Heiliger Geist eine Dreiheit der göttlichen Personen in der Einheit des göttlichen Wesens ist, entwickelt wurde.
    Den im Streit um die westgotische Königskrone zu Hilfe gerufenen Berberstämmen aus Afrika gefiel es auf der iberischen Halbinsel derart gut, dass sie gleich blieben und mit ihnen ihr islamischer Glaube vom Einen Gott und seinem Propheten Mohammed, dessen Verbreitung die ständig heftigen Glaubenszwistigkeiten unter den intoleranten Christen nicht gerade abträglich waren. Pö a pö machten sich die den Berberstämmen nachfolgenden muselmanischen Araber das Reich der Westgoten bis auf einen Zipfel im Norden der iberischen Halbinsel im Schneeballsystem untertan, so dass zahlreiche, untereinander rivalisierende, maurische Herrschaftsgebiete entstanden. Und dennoch vermochten diese das barbarische Abendland nicht nur mit ihrer Kunst, Philosophie, Wissenschaft und Toleranz (kein Verbot des christlichen Glaubens, nur dessen Missionierung) sondern auch mit ihrem Sinn für Geschäftstüchtigkeit, Wirtschaft und Ästhetik zu befruchten. Nicht umsonst wird der sagenhafte Reichtum und die Pracht des orientalischen Märchens „Tausend und eine Nacht“ unweit des spanischen Cordobas, einst Hauptstadt eines freien Emirates und später sogar Kalifates, zuweilen schöner und prächtiger als Bagdad im Morgenland, vermutet.
     
    Angesichts der maurischen Prachtbauten musste ein schönerer Baustil als die Romanik gefunden werden, wollte man gegenüber dem Islam für alle sichtbar nicht hintanstehen. Die Gotik war entdeckt, die allerdings in den christlichen Mittelmeeranrainerstaaten als von den Barbaren eben den Goten herstammend verächtlich abgelehnt wurde. So findet man zunehmend keine gotischen Kirchen in Italien, je mehr man sich Rom von Norden her nähert.
     
    Obgleich die Bevölkerung mit ihrer maurischen Oberschicht durchaus zufrieden und nach keiner politischen Veränderung zu streben schien, setzten die souverän gebliebenen Widerstandsnester z.B. in Asturien, Kastilien, Aragon und Navarra, teils zu christlichen Königreichen erklärt, zur Rückeroberung der iberischen Halbinsel an, der sogenannten Reconquista, ohne natürlich zu versäumen, sich gleichfalls untereinander herumzuschlagen. Wie Willkommen dürfte da das wundersame Auffinden eines Grabgewölbes auf einem Acker etwa um 813 n.Ch. gewesen
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