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071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes

071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes

Titel: 071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes
Autoren: A.F.Morland
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Nibab Sakkri hieß der Bote.
    Seine Maschine war soeben gelandet, und er hütete sein »Handgepäck« wie seinen Augapfel. Die kunstvoll geschnitzte Schatulle befand sich in einer unscheinbaren Tasche.
    Niemand wäre auf die Idee gekommen, Sakkri würde darin ein Heiligtum transportieren. Mit finsterer Miene und feierlichem Schritt durchquerte der dunkelhäutige Inder die Ankunftshalle des Heathrow Airport.
    Schwarz wie Kohlenstücke waren seine Augen, und um seinen Mund kerbte sich ein grausamer Ausdruck. Er war ein aktives Mitglied der Talan-Bewegung, er lebte für den heiligen Tiger und handelte in dessen Sinn.
    Mit anderen Worten, er verbreitete das Böse auch mit Gewalt. Mord war für einen Talan-Jünger kein Verbrechen, sondern eine große, edelmütige Tat zu Ehren ihres Schwarzen Gottes.
    Nibab Sakkri war ein Meister mit der seidenen Schlinge. Schnell und lautlos verstand er damit zu töten. Man hatte ihn nach London geschickt, weil man keinem so sehr trauen konnte wie ihm. Er war bereit, jederzeit für Talan sein Leben zu geben.
    Ein weißer Turban hüllte seinen Kopf ein. Er trug einen weißen Leinenanzug, war mittelgroß und schlank.
    In Bombay hatte man ihm gesagt, ein Talan-Bruder würde ihn abholen. und direkt zum neu errichteten Bethaus bringen, wo er die Schatulle feierlich übergeben sollte.
    Die Talan-Jünger trugen innerhalb der Sekte keine Namen, sondern Nummern. So war der Anführer zum Beispiel Talan 1, sein Stellvertreter Talan 2 und so weiter.
    Nibab Sakkri blieb stehen. Jemand stieß gegen ihn. Er erdolchte den Mann fast mit den Augen. Der Mann entschuldigte sich erschrocken und eilte weiter.
    Sakkri begab sich zum Informationsschalter. Hier sollte er Talan 7 treffen. Sicherheitshalber hatte man ihn auch den Namen des Mannes genannt: Gig Blackman. Es sollte keine Panne geben.
    Die schwarze Kralle sollte nicht in falsche Hände geraten.
    Eine junge Frau stand am Informationsschalter und ließ sich den Flugplan erklären. Sakkri schaute sich suchend um. Talan 7 hätte eigentlich schon hier sein müssen.
    Oder war er aufgehalten worden? Steckte er in einer Autokolonne?
    Sakkri konnte nicht wissen, was sich um ihn herum zusammenbraute.
    Gangster hatten Wind von dem wertvollen Heiligtum bekommen, das er seinen Brüdern bringen sollte. Und sie wollten es an sich bringen. Die Talan-Sekte war nicht arm. Wenn sie ihr Heiligtum wiederhaben wollte, würde sie eine schöne Stange Geld dafür zahlen müssen.
    Zwei Männer hatten sich rechtzeitig auf dem Flughafen eingefunden. Geduldig warteten sie auf die Maschine aus Bombay. Als sie gelandet war, hatten sie sich in die Nähe des Informationsschalters begeben.
    In diesem Augenblick stieß Eddie Greenaway seinen Komplizen Burt Weathers an. »Da ist er!«
    »Denkst du, ich habe Tomaten auf den Augen?« brummte Weathers. »Ich beobachte ihn schon eine ganze Weile.«
    »Na großartig«, sagte Greenaway leicht gesäuert. In letzter Zeit verstand er sich mit Weathers nicht mehr so gut wie früher. Er wußte nicht, woran das lag.
    Vermutlich war Weathers' überhebliche Art daran schuld. Der Typ war ein großer Aufschneider, konnte und wußte immer alles besser. Zum Kotzen war das manchmal.
    »Dann mal los, bevor er uns abhanden kommt«, sagte Greenaway. »Hältst du die Spritze bereit?«
    »Schon seit einer Viertelstunde.«
    »Okay. Wir machen es wie besprochen. Ich lenke ihn ab, und du piekst ihn mit dem Metallstachel.«
    »Bist'n echter Wiederkäuer. Ist doch sowieso alles sonnenklar«, meckerte Weathers.
    Zornesröte stieg Greenaway in den Kopf. »Ich glaube, wir sollten in Zukunft getrennte Wege gehen, Junge.«
    Weathers grinste. »Keine schlechte Idee. Ich werde mit dem Boß reden. Er wird einsehen, daß es nichts bringt, wenn er uns zusammenspannt.«
    »Endlich sind wir mal einer Meinung«, sagte Eddie Greenaway und trabte los.
    Burt Weathers folgte ihm. Er war ein Frauentyp, groß, attraktiv, mit einem männlichen Schnauzbart unter der ausgeprägten Nase. Sein Komplize sah weit weniger gut aus. Deshalb fiel es ihm auch nicht schwer, Greenaway die Miezen auszuspannen, was dieser ihm schon einige Male sehr krummgenommen hatte.
    Sie näherten sich dem wartenden Inder.
    Eddie Greenaway, ein drahtiger Kerl mit eingesunkenen Wangen, war ein wenig nervös. Er leckte sich die schmalen Lippen. Niemand sah ihm an, daß er kräftig und zäh war.
    Und sogar stärker als Weathers, obwohl er schwächer als dieser wirkte.
    Die Vorbereitungen auf die Entführung hatten
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