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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles
Autoren: Ulrich Gast
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Katharer in ihrem gegründeten Königreich Okzitanien an der heutigen französisch-spanischen Grenze von sich reden machten. Nach katharisch-christlichem Verständnis stehen sich streng dualistisch der gute Gott und der böse, die Welt erschaffen habende Teufel, Geist und Materie, Licht und Schatten ebenbürtig gegenüber. Es könne doch nicht angehen, dass die Schöpfung eines liebenden, guten und allmächtigen Gottes eigen derart viel vom Menschen selbst nicht verursachtes Leid in sich berge z.B. Naturkatastrophen, Missernten, Seuchen e.t.c.; vielmehr müsste die Welt dann vollkommen, ewig und rein wie ihr Schöpfer selbst sein. Wenn also Materie als negativ anzusehen ist und mit der göttlichen Güte nichts gemein hat, so gelte dieses auch für die Zeugung, Kreuzigung und den Tod des Nazareners Jesus, weshalb er entweder als Sohn Gottes nicht gekreuzigt sein konnte oder seine Gestalt lediglich die unsägliche Liebe Gottes zum Göttlichen im Menschen symbolisiere. Durch strenge Askese müsse sich daher der Mensch von der Materie lösen und den Kontakt mit Gott, dem Prinzip ewiger Liebe, selbst herstellen, wenn er zur himmlischen Glückseligkeit gelangen wolle. Einer priesterlichen Sakramentsvermittlung bedürfe es hierbei nicht. Somit wurde auch ein Freitod, die sogenannte Endura, nicht verdammt, falls er nicht gewaltsam (Selbstmord) und nicht in der Absicht, dem irdischen Jammertal entfliehen zu wollen, begangen wird. Wen verwundert es, dass dieses dualistische Verständnis auch auf die Beziehung zwischen Mann und Frau angewandt wurde, weshalb nunmehr der Minne (Liebe) gehuldigt und sie besungen wurde. Der Minnegesang eroberte das Abendland im Sturm. Derart einflussreich mussten die Katharer gewesen sein, dass zu ihrer Ausrottung (1245 n.Ch.) neben einem Kreuzzug extra eine eigene kirchliche Institution nämlich die Inquisition geschaffen werden musste, in der sich besonders die Dominikaner hervor taten. Nicht verwunderlich ist dieses angesichts des lasterhaften Lebens des katholischen Klerus, der seine Existenzberechtigung lediglich theologisch (theoretisch) rechtfertigte, während die katharischen Geistlichen für den im abstrakten Denken ungeschulten, einfachen Menschen von damals sichtbar wie Jesus in Armut christlich vorbildhaft lebten. An den Namen Katharer erinnert bis heute noch das deutsche Lehnwort „Ketzer“.
     
    Oft wird das Geheimnisvolle an der katharischen Kirche aber auch am Tempelritterorden mit dem Geheimnis um den Heiligen Gral in Verbindung gebracht, dessen Existenz ebenso wenig wie dessen Gestalt (Stein, Schale, Kelch, Teller) gewiss ist und der als heidnischer Mythos aus ältester Vorzeit von den keltischen Barden überliefert, von den mittelalterlichen Dichtern glorifizierend jedoch christlich entstellt wieder aufgenommen worden war z.B. in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“. All die menschlichen Sehnsüchte nach göttlicher Weisheit, nach Erlösung vom Leid dieser Welt und nach allumfassender Macht würde der Heilige Gral seinem Besitzer erfüllen, wenn er nur von einem Auserwählten unschuldvoll rein aufgefunden werden könnte. Hätten die Menschen damals nicht an die mystisch magische Legende vom Heiligen Gral geglaubt, das über den Jakobsweg bekannt gewordene Wunder von O Cebreiro (um 1300 n.Ch.) kurz nach der Dogmatisierung der eucharistisch körperlichen Wandlung von Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi ohne erkennbar äußeren Anschein hätte im Abendland vielleicht niemals einen solchen Anklang gefunden.
     
    Vor allem die Benediktiner des Klosters Cluny machten sich für die Pilger dadurch unentbehrlich, dass sie Pilgerrouten ausfindig und kenntlich machten sowie Pilgerherbergen sogenannte Hospize anlegten, womit ein scharenweises und dadurch weniger gefährliches Pilgern ermöglicht war.
    Meines Wissens hatten sich im Laufe des Mittelalters von Deutschland aus drei Pilgerhauptrouten herauskristallisiert, nämlich von Aachen über Paris, von der einstigen deutschen Reichsstadt Straßburg über Cluny und - der sogenannte Schwabenweg - von Konstanz am Bodensee über Einsiedel in der damals noch dem Deutschen Königreiche zugehörigen Schwyz (Austritt der Schweiz erst mit dem Westfälischen Frieden) über Arles. Allesamt münden in den Camino Francès (Fränkischer Weg) im heutigen Spanien ein. Dass bereits im Mittelalter die deutschen Pilger die Pyrenäen nicht länger auf dem Aragonesischen Wege über den näheren Somportpass sondern vorrangig auf dem Navarresischen
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