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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles
Autoren: Ulrich Gast
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Einleitung
    (Jakobsweg - ein Weg nicht nur für Gscheitles)
     
    Unzählbar sind die Menschen, die im Auf und Ab der Zeiten weltweit aufbrachen und auf dem Jakobsweg zur Kathedrale nach Santiago de Compostela zogen, in der die Gebeine des Apostels Jakobus des Älteren aufgebahrt sein sollen (Wahrer Jakob?). Einst wie heute wollen die Jakobspilger sich nicht vergnügen sondern den Weg in all seiner Verwurzelung des Menschseins, seiner historischen Bedeutung und christlichen Sinngebung erleben. Der Camino, wie der Jakobsweg in Spanien heißt, ist seit alters her auch ein Weg der zwischenmenschlichen Beziehungen, eng verbunden mit Bescheidenheit, Almosen und Gastfreundschaft. Wen verwundert es, dass angesichts unserer von elektronischen Medien beherrschten und globalisierten Zeit, unserer weitgehend von der Natur und von körperlicher Arbeit unabhängigen Kunstwelt zunehmend viele sich wieder zu Fuß nur mit dem Nötigsten bepackt auf den Weg machen, um im Einklang mit der Natur, losgelöst von Raum und Zeit zu dem zu finden, was sie bewusst oder unbewusst sehnlich bewegt. Nicht umsonst gilt der Jakobsweg mit seiner Mühsal und Entbehrungen, seiner stetigen Sehnsucht nach dem Ziel aber auch seiner Freude an den einfachsten Gegebenheiten als Spiegelbild unseres Lebens auf Erden und im Glauben. Wochenlanges Wandern vermag unseren Körper mit unserer Seele wieder zu vereinen, auch wenn der Wille zum Weitermarsch ständig mit einer gewissen Wandermüdigkeit zu ringen hat. So haben und werden noch Unzählige alleine oder zu zweit oftmals ohne Fremdsprachenkenntnisse den bekanntesten Pilgerweg Europas von Saint-Jean-Pied de Port/Frankreich bis ins ca. 810 km ferne Santiago de Compostela/Spanien und manchmal noch weiter bis ans Kap Finisterre am Atlantik begehen, um mit sich, der Welt und Gott ins Reine zu kommen. Vielleicht ist dieses das ewige Geheimnis der Faszination des Jakobsweges, der auch ich heuer im ersten Heiligen Compostelanischen Jahr dieses Millenniums anheim fiel und meine Jakobspilgerwanderschaft antrat.
     

Vorbereitungen
     
    Schon alleine die Schwierigkeiten im Vorfeld meiner Jakobspilgerschaft und die ablehnende Haltung vieler meiner Bekannten hierzu erzeugten in mir ein Gefühl, dass ich schon längst ein Außenseiter unserer Gesellschaft mit ihren Normen und Wertvorstellungen geworden war und mich bereits auf Pilgerschaft befand, obgleich ich noch keinen Fuß auf den historischen Jakobsweg gesetzt hatte. So wurde manches Mal mein Vorhaben als christliche Spinnerei oder um es mit den Worten meiner Tante Lore zu sagen: „Als Gott herausfordernd!“, abgetan. Deshalb bedurfte es auch einer gehörigen Überzeugungsgabe, meine Geschäftskollegen als auch meine Chefs zur Gewährung eines sehr langen Urlaubs zu bewegen. Mein langes, vehementes, kompromissloses Streben nach einer Pilgerschaft im heurigen Frühjahr lag im äußerst selten glücklichen Zusammentreffen einiger, für mich nicht unwichtiger Faktoren wie späte Schulsommerferien in Baden-Württemberg und dadurch kein zu erwartender, entgegenstehender Urlaubswunsch meiner Geschäftsvertretung, drei Wochenfeiertage in der Urlaubszeit, angenehmere Wandertemperaturen aufgrund noch nicht aufgeheizten Erdreichs sowie das Bewusstsein, im Ersten Heiligen Compostelanischen Jahr dieses Jahrtausends pilgern zu können. Als ungebührlich betrachtete ich es, von mir ein Aufschieben meines Vorhabens bis zu meinem Renten- bzw. Pensionsalter zu verlangen, zumal niemand vorherzusagen vermag, ob dieses einem dann noch gleich aus welchen Gründen möglich sein wird. Ich lebe heute und nicht morgen, war meine Einstellung. Auch schien mein Argument einen gehörigen Eindruck hinterlassen zu haben, wonach Vorhaben betreffend unsere abendländisch christliche Kultur doch unterstützungswürdiger sein müssten als diejenigen in fremden, exotischen Kulturen, auch wenn unsere heutige Gesellschacht es vorzieht, lieber das Fremdartige als das Eigene zu ergründen.
    Hinsichtlich meinen konditioneilen Schwächen aber auch um mich von Zeit und Raum lösen zu können vermochte ich die Dauer meiner Fernwanderschaft nicht genau einzuschätzen. Sobald man beginnt, im Vorhinein seine Wanderschaft nach Tagesstrecken einzuteilen, beginnt man automatisch auch, seine Reise weitergehend durchzuorganisieren, wodurch einem ein in den Tag Hineinleben unmöglich wird.
     
    Um eine entsprechende Empfehlung im Sinne eines mittelalterlichen Geleitbriefes hatte die Deutsche St. Jakobusgesellschaft
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