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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Autoren: Tony Attwood
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Liebe Leserinnen, liebe Leser
    Dieses Buch bietet eine persön liche Sicht auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit dem Asperger-Syndrom. Es basiert auf meiner umfangreichen klinischen Erfahrung, der Kenntnis entsprechender Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen und eigener Untersuchungen. Ich bin praktizierender Psychologe in einer Klinik und habe das Buch für Eltern, Fachkräfte und Menschen mit Asperger-Syndrom geschrieben. Dabei habe ich versucht, nicht allzu viele Fachbegriffe zu verwenden, sodass man den Text auch ohne psychologische Fachausbildung verstehen kann. Für Kollegen und Studenten, die weitere Informationen suchen, biete ich Quellenangaben, mit denen bestimmte Aussagen belegt werden und die zusätzliche Informationen bereitstellen. Sie finden auch zahlreiche Zitate aus Autobiografien von Menschen mit Asperger-Syndrom. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat von Hans Asperger – dem Wiener Kinderarzt, der die Merkmale des Syndroms als Erster beschrieb – und endet mit einem Zitat von einem Menschen mit Asperger-Syndrom. Ich denke, dass denjenigen, die selbst das Asperger-Syndrom haben, das letzte Wort gebührt.
    Dieses Buch soll Eltern und Fachkräfte mit den aktuellsten Informationen ausstatten, damit sie einem Familienmitglied oder einer Person mit Asperger-Syndrom helfen können. Ich habe es aber auch zum persönlichen Nutzen von Menschen mit Asperger-Syndrom geschrieben. Meine Absicht ist es, dass das Lesen des Ratgebers es einem Menschen mit Asperger-Syndrom ermöglicht zu verstehen, warum er oder sie anders ist als andere, ohne sich deswegen entmutigt oder zurückgesetzt fühlen zu müssen. Es ist auch für andere wichtig, sich bewusst zu machen, dass es immer eine logische Erklärung für das exzentrisch erscheinende Verhalten von Menschen mit Asperger-Syndrom gibt. Dieses Buch erklärt die Logik und die Perspektive des Menschen mit Asperger-Syndrom.
    Das Jahr 2006 war das hundertste Geburtsjahr von Hans Asperger, und je mehr ich die Welt entdecke, wie sie von Menschen mit Asperger-Syndrom wahrgenommen wird, desto mehr muss ich die Genauigkeit seiner detaillierten Beschreibung von vier betroffenen Kindern, Fritz, Harro, Ernst und Hellmuth, vor über 60 Jahren anerkennen. Ich habe Hans Asperger nie persönlich kennengelernt, doch habe ich großen Respekt vor seinem Verständnis und seiner Bewunderung einer bestimmten Gruppe von Kindern, die auch meine eigenen Helden sind. Vor ein paar Jahren traf ich seine Tochter, Maria Asperger-Felder, eine Kinderpsychiaterin in der Schweiz, und ich war bezaubert von ihren Geschichten über ihren Vater, seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit, vor allem aber über die Umstände, unter denen er in Wien Ende der 1930er-Jahre gearbeitet hat.
    Maria gab mir eine der Arbeiten, die ihr Vater 1938 veröffentlichte, als er erstmals jene Merkmale beschrieb, die einige Jahrespäter als autistische Persönlichkeitsstörung bekannt wurden und die seit 1981 die Bezeichnung Asperger-Syndrom tragen. Als Kinderarzt im von den Nazis besetzten Österreich sprach er sich mutig gegen das zuvor eingeführte Gesetz »zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses« aus. Er vertrat die Meinung, dass durch Erziehung »die Gefahren gebannt werden können, die in der genetischen Veranlagung eines Kindes begründet liegen.« Er wollte die Kinder in seiner Klinik davor bewahren, ermordet zu werden und erklärte mit Vehemenz, dass ungewöhnliche Kinder nicht notwendigerweise minderwertig seien. Damit war er eindeutig ein Gegner der Nazis.
    Es gibt also eine interessante Geschichte in Bezug auf die Entwicklung unseres Verständnisses von Kindern und Erwachsenen mit Asperger-Syndrom. Was aber sind unsere Hoffnungen für die Zukunft? Wir müssen innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Konsens finden, was die Diagnosekriterien angeht und wir müssen die Anzeichen des Asperger-Syndroms schon bei jüngeren Kindern sehr genau untersuchen, damit auch diese von frühen Interventionsprogrammen profitieren können. Die Regierungen müssen mehr Mittel für die Unterstützung von Kindern mit Asperger-Syndrom an der Schule bereitstellen, und sie müssen Erwachsenen mit Asperger-Syndrom helfen, eine Beschäftigung zu finden, die ihren Qualifikationen und Fähigkeiten entspricht. In unserer modernen Gesellschaft brauchen wir die Talente von Menschen mit Asperger-Syndrom und wir können Nutzen aus ihnen ziehen.
    Mir macht Sorge, dass es in Regierungsbehörden kaum politische Strategien und Mittel
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