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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hätte er hineingepinkelt?
    Frank kam die Treppe herauf und machte ein langes Gesicht.
    »Mach dir nichts draus«, knurrte er.
    »Ich habe gerade auch mein Fett abgekriegt.«
    »Lass mich raten«, sagte Mike. »Die zehn Dollar ...«
    »... waren pro Fahrgast gemeint«, führte Frank den Satz zu Ende, »ganz genau. Jedenfalls behauptet er, er hätte es Stefan vorher gesagt... Nicht, dass sich einer von uns beiden daran erinnern könnte.«
    »Willkommen in Amerika«, brummte Mike.
    Natürlich gingen sie nicht früh zu Bett, wie Mike es sich vorgenommen hatte, sondern gönnten sich gerade einmal eine knappe Stunde Ruhe, bevor sie das Best Western wieder verließen und bis weit nach Mitternacht das Vergnügungs-viertel Scottsdales unsicher machten.
    Wider Erwarten erwachte Mike am nächsten Morgen aus-geruht und bester Laune. Während er unter der Dusche stand, fragte er sich immer häufiger, wieso er gestern eigentlich so mies drauf gewesen war. Alles in allem waren ihm gestern ein paar kleine Missgeschicke zugestoßen, aber mehr auch nicht.
    Kein Grund, der ganzen Welt den Krieg zu erklären.
    Das Hotel verfügte über einen großzügigen Patio, in dem ein amerikanisches Frühstücksbüfett aufgebaut war - zum größten Teil Grünzeug und Körnerfutter, die Mike mit Verachtung strafte, während sich Frank und Stefan mit wahrer Begeisterung darauf stürzten. Mike selbst begnügte sich mit einer Tasse Kaffee und zwei Scheiben Buttertoast. Frank bedachte seine Auswahl stirnrunzelnd, ersparte sich aber jeden Kommentar. Die beiden Toastscheiben waren schon mehr, als Mike zu Hause frühstückte.
    »Leute, wir sind in Amerika!«, sagte Stefan zwischen zwei Löffeln voll Müsli, das ganz bestimmt schrecklich gesund war, aber zwischen seinen Zähnen knirschte wie Glassplitter.
    »Unser erster Urlaubstag!«
    »Der war gestern«, sagte Mike.
    »Gestern war Anreise«, widersprach Stefan. »Heute ist unser erster Urlaubstag. In ein paar Stunden sitzen wir auf unseren Böcken und donnern über die Route 66.«
    »Bis dahin sind es noch gut hundert Meilen«, warnte Frank.
    »Ist das ein Problem für drei schneidige Kerle wie uns, auf drei Harleys?«, griente Stefan.
    Mike verkroch sich hastig hinter seiner Kaffeetasse. Was die Harleys anging, stand den beiden noch eine Überraschung bevor, und es war keine von der unbedingt angenehmen Sorte.
    Spätestens jetzt wäre der Moment gekommen, ihnen die Wahrheit zu sagen, aber er schreckte davor zurück. Es würde so oder so Ärger geben, und es gab keinen Grund, diesen jetzt schon zu provozieren.
    Sie sprachen eine Weile über die bevorstehende Tour und die Strecke, die sie heute noch bewältigen wollten - von hier aus nonstop nach Flagstaff und dann weiter die Bundesstraße 89
    hinauf bis zu einem Kaff, das auf den klingenden Namen Tuba City hörte. Eine ziemliche Ochsentour, gerade für den ersten Tag. Selbst der Mann im Reisebüro hatte ihnen davon abgeraten, sofort am Anfang ein so langes Stück zu fahren. Sie hatten sich jedoch trotzdem dafür entschieden. Wenn sie am nächsten Morgen zeitig genug aufbrachen, konnten sie schon am frühen Vormittag den Grand Canyon erreichen, ihr erstes wirkliches Etappenziel.
    Aber nur, wenn sie nicht noch länger hier herumsaßen und kostbare Zeit vertrödelten. Mike sah auf die Uhr.
    »Du hast Recht, es ist spät«, meinte Stefan, der die Geste richtig deutete. »Der Verleih macht in zwanzig Minuten auf.
    Wir wollen unsere Fat Boys doch nicht warten lassen.«
    Kaum, dachte Mike. Die dürften sich jetzt bereits schon irgendwo in Nevada befinden.
    Stefan stand auf. »Ich kümmere mich um ein Taxi. Trinkt in Ruhe euren Kaffee aus - oder das, was sie hier Kaffee nennen.«
    Er ging. Frank sah ihm kopfschüttelnd nach, stopfte sich ein Salatblatt in der Größe eines Sombreros in den Mund und stand auf. »Er freut sich wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann«, sagte er.
    »Du nicht?«
    »Doch«, antwortete Frank, wenn auch erst nach se-kundenlangem Überlegen. »So war das nicht gemeint. Ich finde es toll, wenn jemand seine Freude so zeigen kann. Ich selbst bin eher neugierig.«
    »Neugierig?«
    »Auf den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit.«
    Frank machte eine flatternde Handbewegung in unbestimmte Richtung. »Von dem, was wir jetzt tun, habe ich immer geträumt. Bin gespannt, wie es nun wirklich wird.«
    »Ich auch«, sagte Mike, und aus einem plötzlichen Impuls heraus fügte er hinzu: »Wegen gestern ...«
    »Du warst nicht gut drauf.«
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