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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nie gesehen, ebenso wenig wie Stefan.
    Der Einzige, der die drei Verträge in Deutschland in die Hand genommen hatte, war Mike, und da hatte Suzuki VL 800
    Intruder auf jedem einzelnen dieser verdammten Formulare gestanden.
    Schließlich hatte Mike es eigenhändig hineingeschrieben, nachdem er die Typenbezeichnung Harley-Davidson Fat Boy durchgestrichen hatte.
    Wenn überhaupt, dann war jetzt der Moment, seinen beiden Freunden zu beichten, dass er ziemlichen Mist gebaut hatte.
    Vor drei Monaten, als sie die Tour vorbereitet hatten, hatte er es übernommen, sich um die Anmietung der Motorräder, die Versicherungen und alles, was sonst noch dazugehörte, zu kümmern. Natürlich war vom ersten Moment an, in dem aus einer gelegentlichen Schwärmerei allmählich Ernst zu werden begann, eines klar gewesen: Wenn sie mit dem Motorrad durch Amerika fuhren, dann selbstverständlich auf einer Harley, und ohne zu zögern hatte er deshalb drei der legendären Maschinen angemietet, in identischer Ausführung und Farbe. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles glatt gegangen, bis hin zu dem Hochglanzprospekt des Vermieters, in dem die Maschinen abgebildet waren.
    So weit der Teil, der funktioniert hatte. Der Rest hätte vermutlich auch funktioniert, wäre er nicht plötzlich zur Vernunft gekommen. Immerhin: Es war eindeutig vernünftig gewesen, sich vorab eine Harley zu leihen und auf einer abgelegenen Seitenstraße ein paar Proberunden zu drehen!
    Unglückseligerweise hatte diese Probefahrt prompt im Straßengraben geendet, mit einem Sachschaden in vierstelliger Höhe und der Bestätigung dessen, was Mike schon vorher vermutet hatte: nämlich dass dieser Koloss von Motorrad um mehrere Nummern zu groß für ihn war. Es war eindeutig unvernünftig, mit einem Motorrad über enge Passstraßen fahren zu wollen, das Mikes Eigengewicht beinahe um das Sechsfache übertraf. Er war noch am gleichen Tag ins Reisebüro gegangen und hatte den Mietvertrag geändert.
    »Ich habe mit dem Chef gesprochen«, sagte Stefan mit langem Gesicht. »Der Mietvertrag ist in Ordnung. Er ist genau so aus Deutschland gefaxt worden. Da hat jemand gewaltigen Mist gebaut, aber nicht hier.« Er machte ein noch finstereres Gesicht, warf Mike einen kurzen, prüfenden Blick zu und schien dann innerlich den Kopf zu schütteln, als hätte er sich selbst eine Frage gestellt und die Antwort als vollkommen unmöglich verworfen.
    Mike schwieg. Er fühlte sich alles andere als wohl, aber was zum Teufel sollte er sagen? Tut mir Leid, Jungs, aber ich habe ganz aus Versehen den Mietvertrag für alle drei Maschinen geändert. Und als ich es gemerkt habe, war es zu spät, um alles noch einmal umzumodeln. Wirklich, es tut mir Leid, dass ich euch den Spaß verdorben habe, aber so was passiert nun mal, wenn man das Maul zu voll nimmt und dann Schiss vor der eigenen Courage bekommt.
    Ja, genau das sollte er sagen. Spätestens jetzt. Aber er sagte es nicht, sondern hob nur die Schultern und fragte: »Können wir den Vertrag nicht ändern?«
    »Theoretisch schon«, knurrte Stefan. »Praktisch hat er die letzten beiden Harleys vorgestern rausgegeben. Es sind nur noch die Susis da.« Er lachte humorlos. »Wisst ihr, was der größte Witz ist? Er hat die dritte Intruder extra von einem befreundeten Motorradverleih besorgt, weil der Dödel im Reisebüro auf drei identischen Maschinen bestanden hat.«
    »Aber das ist doch Scheiße!«, sagte Frank zornig. »Ich fahre doch nicht mit einer abgespeckten Reisschüssel über die Route 66!«
    »Das werden wir wohl müssen«, sagte Stefan resignierend.
    »Ist die Intruder nicht so etwas Ähnliches wie eine Harley?«, fragte Mike harmlos. Natürlich wusste er, dass sie es nicht war.
    Er hatte die Kiste schließlich ausgesucht. Was tat er hier eigentlich? Sich mit aller Gewalt um Kopf und Kragen reden?
    Spätestens wenn sie wieder zurück waren, würden Frank oder Stefan im Reisebüro Krach schlagen: Und dann würde der ganze Schwindel auffliegen.
    Frank knirschte mit den Zähnen, bevor er mühsam beherrscht hervorquetschte: »Eine 1500er Intruder steht einer Harley sicherlich in nichts nach.« Er lachte humorlos auf. »Wenn es wenigstens noch die 800 Volusia wäre - die hat nämlich ein Wahnsinnsdrehmoment für eine 800er. Aber ausgerechnet die brave alte VL 800!«
    »Aha.« Mike versuchte möglichst unbekümmert auszusehen.
    »Was ist denn mit der?«
    »Die taugt vielleicht für einen Abstecher durch die Eifel«, antwortete Stefan an Franks Stelle.
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