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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Seite und maß ihn mit einem sehr langen, sehr besorgten Blick von Kopf bis Fuß, dann zog er eine Grimasse. »Du siehst schrecklich aus.«
    »So fühle ich mich auch«, murmelte Mike. »Aber im Ernst: Es ist nicht schlimm. Ein paar Schrammen, mehr nicht.«
    »Wenn sie so schlimm sind, wie die an deiner Kiste«, fügte Stefan hinzu, »dann sind sie schlimm genug. Ein Wunder, dass das Ding noch läuft.« Er schob das Motorrad an den Straßenrand, stellte es ab und betrachtete abwechselnd die zerbeulte Suzuki und ihren kaum weniger mitgenommenen Fahrer.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Mike. »Schafft sie es noch bis zum Hotel?«
    »Sie schon, aber wie sieht es mit dir aus?«, wollte Frank wissen. »Was ist denn nur passiert?«
    »Keine Ahnung«, behauptete Mike. »Es ging viel zu schnell.
    Ich muss wohl einen Stein übersehen haben oder ein Schlagloch. In der einen Sekunde saß ich noch im Sattel, und in der nächsten lag ich auf der Nase. Aber es hätte schlimmer kommen können.«
    Frank überwand seinen Schrecken endlich und trat mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, aber Mike machte eine so hastige, abwehrende Bewegung, dass er wieder stehen blieb und ihn erneut mit einer Mischung aus Schrecken und Verständnislosigkeit ansah.
    »He, ich will dir doch nur helfen!«
    »Das brauchst du nicht«, schnappte Mike.
    Die vollkommen grundlose Feindseligkeit in seiner Stimme überraschte ihn selbst, aber vielleicht war es ganz gut so. Was er am allerwenigsten hatte, war Zeit. Es machte nichts, Frank vor den Kopf zu stoßen, wenn die Alternative bedeutete, endlose Minuten hier herumzustehen und immer wieder zu beteuern, dass nichts passiert war. Bevor Frank sich daran erinnern konnte, dass er nicht nur sein ältester Freund war, sondern auch der vielleicht sturste Mensch, den er je kennen gelernt hatte, drehte er sich mit einem Ruck zu Stefan um, ließ sich ächzend in die Hocke sinken und tat so, als interessiere ihn wirklich, was dieser an der demolierten Susi tat.
    »Kriegst du sie hin?«
    »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn wir die Karren wieder abliefern«, antwortete Stefan, nickte aber zugleich und fügte etwas leiser hinzu: »Ich denke schon.
    Wenigstens provisorisch, damit wir weiterfahren können. Bis zum Hotel hält sie schon durch. Die Frage ist - hältst du so lange durch.«
    »Verdammt, hört endlich auf, euch meinen Kopf zu zerbrechen«, fuhr ihn Mike an. »Ich bin in Ordnung. Und selbst wenn nicht - wir können ja schlecht mitten in der Wüste sitzen bleiben und darauf warten, dass ein Wunder geschieht.«
    »Ich könnte zurück nach Cameron fahren und einen Krankenwagen holen«, schlug Frank vor. »Das dauert zehn Minuten.«
    Prima Idee, dachte Mike. Und bring die Cops gleich mit. Er stand auf. Sein Bein und sein Rücken quittierten die unüberlegt schnelle Bewegung mit einer derartigen Schmerzattacke, dass er gequält aufstöhnte und für eine Sekunde ins Taumeln kam.
    Er hatte sich fast sofort wieder in der Gewalt, aber eben nur fast und eindeutig nicht schnell genug, damit die beiden anderen nichts bemerkten.
    »Es geht schon«, murmelte er.
    »Wirklich. Gebt mir zehn Minuten, und ich bin wieder in Ordnung.«
    »Aber klar«, sagte Frank. »Und morgen früh kletterst du mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen den Grand Canyon hinunter.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Mike machte einen vorsichtigen Schritt. Es tat weh, wobei er den Schmerz nicht genau lokalisieren konnte. Aber er konnte sich bewegen, und er war ziemlich sicher, sich weder etwas gebrochen zu haben noch vielleicht innerlich schwer verletzt zu sein. Spätestens morgen früh würde er vor Schmerzen wahrscheinlich aufheulen, wenn er sich aus dem Bett quälte, aber das spielte keine Rolle -
    solange es ein Hotelbett war und nicht die Pritsche einer Ge-fängniszelle.
    »Hört endlich auf, mich zu bemuttern, zum Teufel noch mal!
    Wenn ihr euch so große Sorgen um mich macht, dann frage ich mich, warum ihr eine halbe Stunde hier herumgestanden und auf mich gewartet habt, statt zurückzukommen.«
    Das war unfair, und das sollte es auch sein. Ein kleiner Streit war vielleicht das Einzige, was ihm jetzt noch half, endlich von hier wegzukommen, bevor der Vater des toten Jungen auftauchte.
    »Ich habe gedacht, du wärst zurückgegangen, um deine Zigaretten zu holen«, sagte Frank ernst. Er klang leicht verärgert, aber auch resignierend. »Aber gut, ganz wie du willst. Du bist schließlich alt genug, um zu wissen, was du tust.«
    Um
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