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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beschäftigt, an den Maschinen herumzufummeln, aber Frank war Mikes Manöver nicht entgangen. Er starrte ihn verwirrt an, sah dann nachdenklich in die Richtung, in die er die Zigarettenpackung geschleudert hatte, und setzte ein demonstrativ fragendes Gesicht auf.
    »Ich brauche sie nicht mehr«, sagte Mike.
    Frank seufzte. »O nein. Sag nicht, du hörst wieder einmal auf zu rauchen. Wie lange willst du es diesmal aushalten? Eine Stunde oder zwei?«
    Mike verzichtete auf eine Antwort. Er hatte schon so oft versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, dass Frank gar nicht mehr anders konnte, als mit Spott auf jede weitere derartige Ankündigung zu reagieren. Es war ihm niemals gelungen, auch nur einen einzigen Tag ohne Nikotin durchzustehen.
    Aber diesmal war die Situation vollkommen anders. Seine Worte waren mit Bedacht gewählt gewesen. Es war nicht wieder einer jener halbherzigen Vernunftentschlüsse, das Rauchen aufzugeben, weil es ungesund und widerlich war. Es war genau so, wie er gesagt hatte: Er brauchte die Zigaretten nicht mehr. Ihm war klar, dass die nächsten Tage alles andere als leicht werden würden, aber er wusste, dass er es diesmal schaffen würde.
    Ganz einfach, weil es nichts mehr gab, vor dem er sich noch fürchten musste.
    Stefan brauchte nur noch wenige Minuten, um auch die beiden anderen Maschinen zu starten. »Jetzt aber nichts wie los«, sagte er; nachdem auch Mikes Intruder wieder zu dem gewohnten, ruhigen Grollen erwacht war. »Wir müssen uns ranhalten, wenn wir pünktlich im Hotel sein wollen.«
    »Kein Problem«, sagte Frank. »Ich glaube nicht, dass sie den Nationalpark abschließen, wenn wir zu spät kommen. Gut gemacht. Ohne dich würden wir wahrscheinlich noch morgen früh hier stehen und auf Hilfe warten.«
    Er schwang sich auf sein Motorrad und gab ein paar Mal spielerisch Gas.
    »Läuft wieder wie geschmiert.«
    »Ja«, bestätigte Stefan. »Aber jetzt fragt mich bloß nicht, was los war. Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vielleicht der Staub, die trockene Luft... «
    Er hob die Schultern.
    »Keine Ahnung. Hauen wir ab und reden heute Abend bei einem Bier darüber. Also los. Wer zuletzt an der Straße ist, gibt einen aus.«
    Er fuhr so schnell los, dass sein Hinterrad einen schwarzen Streifen auf dem noch fast jungfräulichen Asphalt des Parkplatzes hinterließ, und war nach kaum zwei Sekunden im Wald verschwunden.
    »Also ich weiß nicht...«, seufzte Mike. »Aber gut - ich denke, er hat es sich verdient.«
    »Der arme Kerl ist vollkommen frustriert«, sagte Frank. »Er würde es nie zugeben, aber ich weiß, dass es ihn rasend macht, nicht zu wissen, was mit den Karren los war. Ist ja schon komisch.« Er wedelte mit der Hand. »Worauf wartest du?«
    »Ich habe nicht vor, ein Rennen mit dir zu fahren«, antwortete Mike. »Verschwinde schon. Aber tut mir einen Gefallen und wartet unten an der Straße auf mich.«
    Frank setzte zu einer Antwort an, zuckte dann aber nur mit den Schultern und drehte den Kopf, um einen Blick zum Waldrand zu werfen. Schließlich grinste er, rammte knirschend den Gang hinein und fuhr los. Mike dachte einen Augenblick über den möglichen Grund dieses schon fast anzüglichen Grinsens nach, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Es war auch nicht wichtig. Er wollte einfach nur noch einen Moment hier sein, allein mit sich und diesem Ort.
    Die Schatten kamen, kaum dass das Grollen der Intruder im Wald verklungen war. Etwas bewegte sich zwischen den Bäumen. Unsichtbare Augen starrten ihn an, und er spürte die Berührung federleichter, eisiger Spinnenbeine, die an seiner Seele kratzten und Einlass verlangten.
    Mike lächelte. Natürlich hatte er gewusst, dass die Angst zurückkommen würde. Er hatte die feindlichen Heerscharen besiegt, aber nicht vollkommen ausgelöscht. Es wäre naiv gewesen, zu glauben, dass sich die versprengten Überlebenden nicht zu dem einen oder anderen Überfall zusammenschließen würden. Nun musste er sich einfach beweisen, dass er in der Lage war, damit fertig zu werden; allein, ohne Hilfe, nur aus eigener Kraft. Er war aus dem gleichen Grund hier geblieben, aus dem ein Feldherr nach dem Sieg noch einmal ganz allein das Schlachtfeld abschreitet, und mit dem gleichen Ergebnis: Er fühlte sich nicht als Sieger. Aber er wusste, dass er gewonnen hatte und dass er wieder gewinnen konnte, wenn es sein musste.
    Während er im Sattel der beruhigend im Leerlauf tuckernden Suzuki saß, den Blick über den weiten, leeren Platz schweifen ließ und
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