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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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selbst. Nicht einmal dieses widerliche kleine Indianerbalg würde sich morgen noch daran erinnern.
    Mike drehte sich mit einem Ruck um und betrat als Letzter das winzige, fensterlose Büro.
    Die Einweisung dauerte eine gute halbe Stunde und bestand in der Hauptsache aus einer nicht enden wollenden Aufzählung von Dingen, die sie alle nicht tun durften, solange sie im Besitz der gemieteten Motorräder waren. Mike hatte am Anfang große Schwierigkeiten, sich auf die Worte des Händlers zu konzentrieren. Ob er es wollte oder nicht, seine Gedanken wanderten immer wieder zu jenem schwarzen Van und den vier Indianern zurück, die (ganz bestimmt nicht, verdammt noch mal!) darin gesessen hatten, aber schließlich holte ihn die Wirklichkeit doch ein - spätestens in dem Moment, als die Unterrichtsstunde beendet war und John Wayne Junior sie darauf hinwies, dass er den ganzen Müll samt ihren verständnislosen Gesichtern auf Video aufgenommen hatte; nur für alle Fälle, natürlich.
    »Ich wollte, ich hätte auch nur ein Wort verstanden«, murmelte Mike.
    »Sei froh, dass du es nicht hast«, erwiderte Frank. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht ganz sicher, ob wir nicht schon gegen irgendeine Vertragsbedingung verstoßen, wenn wir diese Maschinen auch nur anlassen.«
    »Geschweige denn, damit fahren«, fügte Stefan hinzu. »Und jetzt kommt noch die Krönung: Wir dürfen eine Proberunde auf dem Hof drehen.«
    »Proberunde?«, wiederholte Mike verständnislos.
    »Klar.« Frank zog eine Grimasse. »Daddy will sich doch davon überzeugen, dass wir auch wirklich Motorrad fahren können - und nicht nur so tun.« Er seufzte übertrieben. »Also los. Augen zu und durch.«
    So ungefähr kam es dann auch. Der humorlose Cowboy bestand darauf, dass sie auf dem weitläufigen Hof einige Runden drehten und eine Vollbremsung vollzogen (bei der sich Mike beinahe hingelegt hätte), und als krönenden Abschluss mussten sie noch eine Runde um den Block fahren - mit voll beladenen Maschinen, und es handelte sich um einen amerikanischen Block, der für sich allein genommen ungefähr so groß war wie so manche deutsche Kleinstadt.
    Mike wackelte mehr auf die Straße hinaus, als dass er fuhr -
    er konnte die misstrauischen Blicke des Händlers fast körperlich im Rücken spüren - und musste dann notgedrungen kräftig Gas geben, um nicht den Anschluss an die beiden anderen zu verlieren. Er fühlte sich unsicher wie nie zuvor. Es war noch keine zweiundsiebzig Stunden her, dass er zu Hause auf seinem eigenen (deutlich schnelleren) Motorrad gesessen hatte, aber plötzlich war es, als versuche er zum ersten Mal ein Fahrzeug zu steuern, das weniger als vier Räder hatte. Mike verstand sich allmählich selbst nicht mehr.
    Die beiden ersten Kurven waren ein Albtraum, zumal sie sehr eng waren und es dazu noch leicht bergab ging, aber irgendwie schaffte er es, und dann lag endlich eine von den Straßen vor ihm, wie er sie sich bei der Planung der Tour vorgestellt hatte: ein sechsspuriger, breit ausgebauter Highway, auf dem der Verkehr gemächlich dahinrollte. Er gab etwas mehr Gas, um zu Frank aufzuschließen, und spürte, wie er ganz allmählich ein Gefühl für die Maschine zu gewinnen begann.
    Wahrscheinlich würde es noch Stunden dauern, bis er sich auch nur einigermaßen sicher auf der Intruder fühlte, aber sein Herz klopfte jetzt wenigstens nicht mehr bis zum Hals.
    Behutsam beschleunigte er das Motorrad weiter und schielte dabei mit einem Auge auf den Tacho, mit dem anderen in einen der beiden Rückspiegel. Der Tacho zeigte beruhigende fünfunddreißig Meilen, der Rückspiegel das ganz und gar nicht beruhigende Bild eines schwarzen Van mit abgedunkelten Scheiben.
    Mike verriss den Lenker. Die Maschine kam ins Trudeln, näherte sich in einem gefährlich engen Bogen dem entgegenkommenden Verkehr und richtete sich schwerfällig wieder auf, als Mike den Gashebel mit einem Ruck bis zum Anschlag aufdrehte und sich gleichzeitig mit aller Kraft nach rechts warf. Hinter ihm quietschten Reifen. Ein zorniges Hupen erscholl, und Mike sah im Rückspiegel, wie der schwarze Van im buchstäblich allerletzten Moment auswich und dabei nun tatsächlich auf die Gegenfahrbahn geriet. Aus dem einzelnen Hupen war mittlerweile ein wahres Hupkonzert geworden, aber Mike hatte keine Zeit mehr, in den Spiegel zu sehen; er hatte alle Hände voll damit zu tun, die Maschine daran zu hindern, sich aufzuschaukeln oder zur Seite zu kippen.
    Irgendwie - er konnte beim besten
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