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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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doch keine Harley, oder?«, fragte Frank.
    »Doch, doch«, murmelte Stefan vollkommen hingerissen.
    »Das erkennt man an dem kopfgesteuerten Vollaluminium-Motor. Harley baut die Dinger seit vierundachtzig.«
    »Und das Fahrwerk ist dann Marke Eigenbau aus Edelstahl«, vermutete Frank.
    »Wohl kaum. Auch wenn die ganze Kiste blitzt, als wäre sie in ein Chrombad getaucht worden - sieht schon irgendwie klasse aus. Obwohl das nicht unbedingt mein Geschmack wäre.«
    Mittlerweile hatte Mike den Kampf mit dem Getriebe gewonnen und den Leerlauf reingewürgt. Mit einem erleichterten Seufzer gaben seine verkrampften Finger den Kupplungshebel frei. Erst dann drehte er sich betont langsam zu seinen Freunden um.
    »Wovon sprecht ihr eigentlich?«, fragte er gedehnt.
    Stefan stöhnte auf. »Mann, du siehst wohl ein Scheunentor selbst dann nicht, wenn du direkt drauf zuhältst, was?«
    »Scheunentor?« Mike kniff die Augen zusammen, wobei er sich bemühte, den einsitzigen Chopper auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu übersehen, der blitzte und blinkte, als hätte man ihn aus Sechziger-Jahre-Chromstoßstangen zusammengeschweißt. »Ich seh kein Scheunentor.«
    Stefans begeisterter Gesichtsausdruck gefror, und einen Augenblick später warf er Mike einen fast traurigen Blick zu, der letztendlich mehr schmerzte als jeder Wutausbruch.
    »Intruder VL 800«, stieß er verächtlich hervor. »Das ist ja wohl eher das, was dich begeistern kann, oder?«
    Offensichtlich erwartete er keine Antwort, denn er stiefelte zu seiner Maschine zurück, startete sie und brauste mit quietschenden Reifen los. Mike starrte ihm einen Moment lang gedankenverloren nach, bevor er einen langen Blick auf das chromblitzende Ungetüm warf, das Stefan so fasziniert hatte.
    Der Anblick der aufgemotzten Harley, die bis auf ihre schwarzen Packtaschen, den Sattel und die breiten Reifen aus geradezu unanständig funkelndem Metall bestand, versetzte ihm einen scharfen Stich. Eine solche Maschine hätten sie zwar kaum leihen können - sicher aber eine Harley Fat Boy oder auch eine Intruder 1500 LC. Auch wenn er sich das nur sehr ungern eingestand: Das war eben doch etwas ganz anderes als die zwar grundsolide, aber leider auch stinklangweilige VL
    800.
    »Wenn wir eine Pause machen sollen ...«, begann Frank vorsichtig, der seinen Blick wohl falsch gedeutet hatte.
    »Eine Pause, bevor wir überhaupt richtig losgefahren sind?«
    Mike quälte sich ein schiefes Grinsen ab. »Ich halte es schon noch eine Weile aus, bevor ich mir wieder einen Glimmstängel zwischen die Zähne schieben darf. Komm, lass uns die Probefahrt beenden, und dann geht es los!«
    Frank öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf.
    Mike trat mit voller Wucht auf den Schalthebel, als wolle er ausprobieren, ob die Japaner wirklich robuste Motorräder bauen können, und ließ die Kupplung mit einem ärgerlichen Ruck kommen. Die Intruder machte einen fast hilflos wirkenden Satz nach vorne, fing sich dann aber wieder, als er vorsichtig Gas gab. Es hatte keinen Sinn, seine Wut an der Maschine auszulassen.
    Als er einen letzten Blick auf Frank warf, der sich nun endlich anschickte, ihm zu folgen, sah er den glücklichen Besitzer der Chrom-Harley auf seine Maschine zusteuern. Es war ein großer, schlanker Kerl in schwarzer Lederkluft, der fast aussah, als wolle er Schwarzenegger in der Rolle des Terminators beerben. Dieses Bild passte irgendwie nicht zusammen. Mike hatte einen angejahrten, dicklichen Harley-Fahrer erwartet, der seine Fettpolster unter einer abgewetzten Lederjacke verbarg - aber nicht einen solchen Bodybuilder-Typ. Einzig die langen Haare passten zu dem Klischee des typischen Arizona-Rockers.
    Als der Typ sich auf seinen Sattel schwang, rutschte etwas, das an seiner Seite baumelte, nach vorne und rauschte nur knapp über den edlen Tank hinweg. Es sah fast aus wie eine Kamera. Aber ein Harley-Fetischist in Lederkluft, der wie ein x-beliebiger Touri herumlief? Das passte zusammen wie Rambo und Mickey Mouse.
    Frank zog an Mike vorbei, und Mike blieb nichts anderes übrig, als sich wieder auf den Verkehr zu konzentrieren, wollte er nicht schon wieder in eine prekäre Situation schlittern. Er wusste, dass er sich keinen Schnitzer mehr leisten konnte. Der Urlaub hatte kaum begonnen: Und er hatte schon alles darangesetzt, ihn gründlich zu ruinieren.
    Sie verließen Phoenix auf dem Highway 17 in nördlicher Richtung und erreichten gegen fünf Flagstaff. Es war
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