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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lange zu genießen, wie sie ihm die beiden überdrehten Motorradfreaks zugestanden, die er vor sechsunddreißig Stunden noch für seine besten Freunde gehalten hatte. Als dunkle Schatten nach ihm griffen, um ihn mit sich in das verlockende Reich des Schlafes mitzunehmen, riss er erschrocken die Augen wieder auf- nur um nicht versehentlich hinwegzudämmern und den Beginn des »Spaßes« zu
    verpassen, auf den er sich völlig blödsinniger Weise zwei Jahre lang gefreut hatte.
    Frank und Stefan waren hinter der hochgeklappten Koffer-raumhaube verschwunden und alberten lautstark herum, und von ihrem Fahrer war überhaupt nichts mehr zu sehen. Also würde ihn niemand daran hindern, sich diesen Wagen einmal genauer anzusehen, der sie billiger als ein herkömmliches Taxi ans Ziel bringen sollte.
    Das Innere der Limousine war weit weniger geräumig, als ihre enormen äußeren Abmessungen vermuten ließen, und sie hatte ihre besten Tage wohl schon eine Zeit lang hinter sich.
    Die Lederpolster waren leicht abgewetzt, und in der linken unteren Ecke der Windschutzscheibe befand sich ein haarfeiner Riss. Das Radio dudelte Country-Musik der übelsten Art. Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dachte Mike spöttisch. Doch dieser sichtbare Beweis dafür, dass selbst in diesem Sonnenstaat nicht alles Gold war, was glänzte, stimmte ihn irgendwie versöhnlich.
    Der Kofferraum fiel mit einem dumpfen Knall zu, und Stefan und Frank schwangen sich aus entgegengesetzten Richtungen und so schwungvoll in den Wagen, dass die gesamte Limousine ins Schwanken geriet.
    Mike fand, dass die beiden geradezu widerwärtig guter Laune waren.
    »Das wäre geschafft«, sagte Stefan in einem Ton wohltuender Erschöpfung. »Freunde, wir sind in den USA.«
    »Scharf beobachtet«, murmelte Mike. »Ein Hotel und vor allem ein Bett wären mir allerdings lieber.«
    Stefan warf ihm einen leicht irritierten Blick zu, aber Frank schüttelte nur den Kopf und versetzte Mike einen Rippenstoß, den er normalerweise als freundschaftlich empfunden hätte.
    Jetzt musste er sich beherrschen, um nicht zurückzuschlagen -
    und das alles andere als freundschaftlich.
    »He, Mann, wir sind im Urlaub!«, sagte Frank aufmunternd.
    »Jetzt hör gefälligst auf, Trübsal zu blasen, und genieß deinen ersten Tag im Land der T-Bone-Steaks und Harley-Davidsons.
    Morgen früh sitzen wir im Sattel und lassen uns den Wind des Wilden Westens um die Nasen wehen!«
    »Falls ich morgen früh noch lebe«, antwortete Mike mit einem gequälten Lächeln. Er unterdrückte ein Gähnen.
    »Entschuldigt. Ihr habt ja Recht. Ich bin im Moment nicht ganz zurechnungsfähig. Nehmt mich nicht ernst.«
    »Wieso im Moment?«, wollte Stefan wissen, und Frank fügte mit einem angedeuteten Stirnrunzeln hinzu: »Hast du den Eindruck, wir hätten dich jemals ernst genommen?«
    Mike seufzte. »Wer ist eigentlich auf die hirnrissige Idee gekommen, dass wir gemeinsam diese Tour machen?«
    »Du«, antworteten Stefan und Frank einstimmig. »Und sag jetzt nicht, wir hätten dich nicht gewarnt«, fuhr Frank ernst fort. »Du weißt doch: Einzeln sind wir nur schlimm.«
    »Aber zusammen werden wir unerträglich«, schloss Stefan.
    »Zusammen braucht ihr eigentlich einen Waffenschein«, seufzte Mike. Der reichlich gequälte Humor seiner ansonsten vollständig unterschiedlichen Freunde ging ihm gehörig auf die Nerven, aber ihm war natürlich auch klar, dass sie nur versuchten, ihn irgendwie aufzumuntern.
    »Lasst gut sein«, seufzte er. »Am besten ignoriert ihr mich einfach ... wo ist eigentlich unser hilfsbereiter Chauffeur?«
    »Der angelt sich noch einen Fahrgast«, antwortete Frank.
    »Gibt immer einen, der in die gleiche Richtung will. Das macht es für alle billiger.«
    »Prima«, maulte Mike. »Warten wir noch ein bisschen. Darin haben wir ja mittlerweile Übung.«
    Frank blinzelte, während Stefan flüchtig die Stirn runzelte und für einen Moment nun wirklich beleidigt aussah. Zwei oder drei Augenblicke lang breitete sich Schweigen im Wagen aus, aber gerade, als es wirklich unangenehm zu werden drohte, ging die Tür auf und eine vielleicht fünfzigjährige Frau ließ sich neben Mike auf die Sitzbank fallen.
    Mike starrte sie an, blinzelte, starrte sie noch einmal an und wandte dann hastig den Blick ab, ehe sein Gesicht entgleisen und er die Frau möglicherweise beleidigen konnte.
    Sie sah nicht einmal schlecht aus, aber sie entsprach so sehr dem Klischee der typischen Amerikanerin, dass er um ein
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