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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stunden nichts mehr gegessen hatte und sein Blutzuckerspiegel deshalb im Keller war. Am besten sagte er jetzt gar nichts mehr, sondern sah zu, dass er es noch irgendwie bis ins Hotel schaffte, um dann bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen.
    Er ignorierte Franks von fragenden Blicken flankiertes Schweigen, zwang seine Augen, sich gegen das grelle Sonnenlicht zu öffnen und blinzelte das erste Mal wirklich aufmerksam in die Runde.
    Was er sah, hätte ihn enttäuscht - wenn er zu einem solchen Gefühl überhaupt noch in der Lage gewesen wäre. Eine Menge Beton, vor allem. Das Innere des Flughafengebäudes hatte klein gewirkt - kein Vergleich mit Düsseldorf oder gar München oder Frankfurt - und schon fast provinziell, auf gar keinen Fall aber amerikanisch, wie man es sich so aus Film und Fernsehen vorstellte. Und auch hier draußen war alles ganz anders als erwartet. Die - zugegebenermaßen gewaltigen -
    Gebäude bestanden hauptsächlich aus monotonem Sichtbeton, dem auch die futuristische Architektur nicht viel von seiner tristen Ausstrahlung nehmen konnte. Die Straßen waren breit, aber überall schlampig geflickt und hier und da schon wieder zur Beute heftig nachwuchernden Unkrauts geworden. Und statt der Armada von Taxis und Limousinen, die er erwartet hatte, entdeckte er gerade vier oder fünf Wagen, von denen zwei so aussahen, als würden sie den Weg bis zum nächsten Hotel und zurück nicht ohne Reparatur durchhalten.
    Und so etwas nennt sich Sky Harbour!, dachte er spöttisch.
    Na ja, zumindest der Name hatte ja amerikanische Dimensio-nen ...
    Stefan steuerte mit seiner Gepäckkarre den größten der hintereinander geparkten Wagen an - eine cremefarbene, sechstürige Limousine, deren Fahrer (ganz offensichtlich einer von Franks ach so hilfsbereiten Amis) mit gelangweiltem Gesicht und hartnäckig verschränkten Armen am Kotflügel seines Straßenkreuzers lehnte und Stefan dabei zusah, wie er sich mit dem sperrigen Gepäck abmühte. Stefan richtete sich ächzend auf und begann unverzüglich mit dem Fahrer zu verhandeln. Mike fragte sich, wozu. Der junge Bursche im Reisebüro hatte gesagt, dass sie ungefähr fünfundzwanzig Dollar bis zum Hotel bezahlen müssten, nicht mehr und nicht weniger. Wie bereits gesagt: Die Tour war gründlich vorbereitet.
    Stefan strahlte über das ganze Gesicht, als sie endlich heran waren. »Zehn«, krähte er.
    »Zehn was?«, fragte Mike.
    »Zehn Dollar«, erklärte Stefan stolz. »Er fährt uns für zehn Bucks ins Hotel.«
    Bucks, dachte Mike spöttisch. Sieh an. Selbst Zahnarzt Dr.
    Stefan Böttcher hat schon gemerkt, dass wir in Amerika sind.
    Und er sorgt selbstverständlich dafür, dass wir auch merken, dass er es gemerkt hat. Laut sagte er: »In welches Hotel?«
    »Ins Best Western«, antwortete Stefan in leicht beleidigtem Tonfall. »Hältst du mich für doof?«
    Die ehrliche Antwort wäre ein glattes Ja gewesen, aber die schluckte Mike vorsichtshalber hinunter. Während der letzten Stunden war er alles andere als freundlich zu den beiden gewesen, und er hatte keine besondere Lust, ihren gemeinsamen Urlaub mit einem handfesten Streit zu beginnen.
    Schlechte Laune hatte mitunter die unangenehme Eigenschaft, ansteckend zu wirken.
    Der Chauffeur, der seelenruhig zusah, wie Stefan das Gepäck in den Kofferraum der Limousine wuchtete, betrachtete mit ausdrucksloser Mine den gelbbraunen Fleck auf Mikes Hose.
    Einen Moment lang fürchtete Mike, er würde sich weigern, jemanden mit einer »voll gepinkelten« Hose mitzunehmen.
    Doch stattdessen kam endlich Bewegung in den Mann, und er ließ sich dazu herab, zwei der zahllosen Türen seines rollenden Einfamilienhauses aufzureißen.
    Endlich wieder sitzen, dachte Mike spöttisch, während er in den Wagen stieg. Ihm tat schlicht und einfach der Hintern weh, so viel hatte er in den letzten vierundzwanzig Stunden gesessen. Die Vorstellung, die nächsten zwölf Tage im Sattel eines Motorrades verbringen zu müssen, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
    Wenigstens waren die breiten Sitze der Luxuslimousine deutlich bequemer als die Economy-Class der TWA, und vermutlich würde es hier auch keinen Kaffee regnen. Mike ließ sich zurücksinken, schloss für einen Moment die Augen und registrierte zu seiner eigenen Überraschung, dass sich fast sofort ein Gefühl wohliger Entspannung in ihm breit machte.
    Vollkommen absurd, aber im ersten Moment wehrte er sich fast dagegen. Doch dann atmete er tief durch und beschloss, die Ruhe so
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