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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Haar laut aufgelacht hätte: aufgedonnerte Klamotten, eine strassbe-setzte Brille, hochtoupiertes und vollkommen unnatürlich gefärbtes Haar und dazu so viel Schminke im Gesicht, dass man sich vermutlich vor herumsausenden Farbspritzern in Sicherheit bringen musste, falls sie laut lachte.
    Endlich setzte sich die Limousine in Bewegung. Mike legte den Kopf gegen die Scheibe, schloss die Lider und riss die Augen mit einem Ruck wieder auf, als er spürte, dass er fast sofort einzuschlafen drohte. Noch zehn Minuten bis zum Hotel, so lange würde er schon noch durchhalten. Alles andere wäre albern, nach allem, was hinter ihm lag.
    Er versuchte sich damit wach zu halten, dass er den Verkehr beobachtete. Obwohl er so etwas schon tausend Mal im Fernsehen gesehen hatte, beeindruckte ihn die schiere Größe der Straße: achtspurig, vier Spuren in die Stadt hinein und vier hinaus, von denen jede einzelne fast so breit war wie eine normale zweispurige Landstraße in Deutschland. Die Größe der meisten Wagen war entsprechend; anscheinend hatten Automobile und Aquarienfische nicht nur eine gewisse Farbenvielfalt gemein, sondern auch die Eigenart, ihre Größe der ihrer Umgebung anzupassen. Im ersten Moment schien diese gewaltige Stadtautobahn die pure Verschwendung zu sein, denn sie wirkte kaum befahren - aber das kam ihm nur so vor.
    Stefan fasste es in Worte: »Bei uns zu Hause wäre das schon wieder etwas für den Verkehrsfunk: Zwölf Kilometer zähfließender Verkehr am Autobahnkreuz Heumar durch hohes Verkehrsaufkommen.«
    Er hatte Recht, dachte Mike. Es waren eine Menge Autos auf der Straße. Sie fielen nur nicht auf, weil dieser Highway, oder wie immer man das hier nannte, derart gigantische Ausmaße hatte.
    »Bin ich froh, auf dich gehört zu haben und mit in die USA gekommen zu sein, statt nach Paris oder Madrid zu fahren,«
    pflichtete ihm Frank bei. »In Europa wäre das der blanke Terror. Aber die Amis fahren ja Gott sei Dank viel defensiver als wir.«
    Mike nickte, fühlte einen neuen Schub von Müdigkeit und brauchte fast eine Minute, um sie niederzukämpfen und wieder halbwegs klar sehen zu können. Frank und Stefan unterhielten sich leise mit Miss Piggy, aber Mike war viel zu müde, um sich auf ihre Worte zu konzentrieren; außerdem war sein Amerikanisch viel zu schlecht. Viel schlechter, nebenbei bemerkt, als er seinen Freunden gegenüber zugegeben hatte. Er stand vor dem spannenden Problem, die nächsten beiden Wochen mit viel Geschick bluffen zu müssen, um sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren.
    Das Gefühl, angestarrt zu werden, riss ihn aus seinen Gedanken. Es war nicht gerade angenehm. Mike löste die Stirn von der kühlen Glasscheibe, drehte den Kopf und sah, dass ihre Mitfahrerin ihn tatsächlich nicht aus den Augen ließ. Genauer gesagt: nicht ihn, sondern den gelbbraunen Kaffeefleck auf seinem Schoß.
    Mike sah mit einem Ruck hoch. Miss Piggy fuhr erschrocken zusammen und beeilte sich, hastig aus dem Fenster auf der anderen Seite zu starren. Stefan grinste unverschämt, und Frank sagte: »Lass dir keine grauen Haare wachsen. Ich habe ihr erklärt, dass du unter ganz schrecklicher Flugangst leidest.«
    Mike hätte ihm am liebsten sein Flugticket quer in den Mund geschoben aber er beherrschte sich und reagierte lieber überhaupt nicht. Erstens war Frank mindestens einen Kopf größer als er und ungefähr dreißig Kilo schwerer; und auch wenn das meiste davon kein Muskelgewebe war, sondern wohl eher die Auswirkungen von gutem bayerischem Hefeweizen: Dreißig Kilo blieben dreißig Kilo. So ganz nebenbei waren sie seit ungefähr ebenso vielen Jahren befreundet, und außerdem war das genau die Art von derben Scherzen, zu denen Mike selbst normalerweise neigte.
    Trotzdem verlief der Rest der Fahrt, den sie zusammen mit Miss Piggy zurücklegten, in unbehaglichem Schweigen. Nach gut zehn Minuten bog der Straßenkreuzer ab und hielt vor einem Hotel, dessen Foyer vermutlich größer war als das gesamte Hotel, in dem die drei Freunde die kommende Nacht verbringen würden.
    Ihre Mitfahrerin stieg aus, verabschiedete sich von Stefan und Frank - Mikes Blick wich sie geflissentlich aus - und bedeutete dem Taxifahrer gestenreich, wohin er ihr Gepäck bringen sollte.
    »Ich habe es Miss Rheinkiesel erklärt«, sagte Frank in versöhnlichem Ton.
    »Und?«, schnappte Mike. »Ob du's glaubst oder nicht, es ist mir herzlich egal, was sie von mir denkt.«
    »Miss Rheinkiesel?« Stefan runzelte die Stirn.
    »Ihre
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