Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
fahr’ schnell zu den Olsens hoch und ruf von ihnen aus den Sheriff an.«
    »Das wirst du nicht! Hat die Polizei uns schon mal geholfen? Im Gegenteil, ich hab’ nur Schwierigkeiten mit ihr.«
    »Wir werden noch größere haben, wenn sie herausfinden, daß wir einem entflohenen Sträfling geholfen haben.«
    »Du brauchst nur die Säge zu holen, Les!«
    Der Mann brummte etwas und verließ das Zimmer. Die Frau nahm ein Handtuch und trocknete dem Patienten Gesicht und Oberkörper. Dann betupfte sie seine aufgeschürften Handgelenke mit Jod. »Es ist nichts Schlimmes, keine tiefen Wunden«, versicherte sie ihm.
    »Es tut weh«, murmelte er. »Meine Beine tun weh.« Er versuchte sich aufzusetzen, aber sie drückte ihn auf das Kissen zurück. »Sie müssen sich ausruhn, Mr. Harkinson.«
    Er runzelte die Stirn und benetzte die Lippen. »Wie bin ich hierhergekommen?« fragte er hörbar beunruhigt.
    »Sie hatten Schwierigkeiten mit Ihrem Wagen, wie Sie sagten.«
    »Hatte ich einen Unfall?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht.«
    »Ich habe ziemlich starke Schmerzen.« Er hob die Hände, starrte auf die glänzenden Reifen mit den herabbaumelnden Kettengliedern.
    »Was – was bedeutet das?« rief er erschrocken.
    »Erinnern Sie sich denn nicht?« fragte die Frau scharf.
    Er ließ die Hände fallen. »Nein. Ich bin siebenundsechzig und kam mein ganzes Leben lang nie in Konflikt mit der Polizei, und krank war ich auch noch nie.«
    Les kehrte mit der Eisensäge zurück. Die Frau ging ihm entgegen. »Er redet wirres Zeug«, flüsterte sie. »Aber er scheint nicht gefährlich zu sein. Wir kümmern uns jetzt erst mal um seine Armbänder.«
    Les brauchte eine Stunde, um beide Metallreifen durchzusägen. Die Frau badete dem Fremden die Handgelenke in warmem Wasser, trug dick Salbe auf und wickelte schließlich eine Mullbinde herum.
    Les half ihr, ihm die Hose auszuziehen. Er fluchte, als er sah, daß der Mann nichts darunter anhatte. »Stell dich nicht so an, Les«, brummte die Frau. »Schließlich war ich jahrelang Krankenschwester.« Als sie seine Knie sah, hielt sie allerdings die Luft an.
    »Sieht aus, als hätte man ihn über Kies geschleift!« kommentierte Les.
    Die Frau verarztete auch diese Wunden, und gemeinsam mit Les zog sie ihm einen von Les’ Schlafanzügen an. Dann entfernte sie die jetzt feuchte Überdecke, und zusammen hoben sie ihn unter die Wolldecke. Während der ganzen Prozedur hatte der Mann sich völlig passiv verhalten und nur getan, wozu man ihn aufforderte.
    »Haben Sie Hunger?« fragte ihn die Frau.
    »Nein«, erwiderte eine seiner Stimmen.
    »Dann schlafen Sie sich jetzt gründlich aus. Morgen sieht dann alles schon viel besser aus.«
     

 
3.
     
    Er lag im Dunkeln und wartete, was als nächstes geschehen würde. Die Stimmen in seinem Kopf flüsterten, aber er wollte sie jetzt nicht hören. Er wollte sich all des Neuen klar werden, der Geräusche und Gerüche und Gefühle. Er verdrängte die Stimmen aus seinem Kopf, ohne daß ihm diese Handlung überhaupt bewußt wurde. Nun konnte er seine volle Aufmerksamkeit all den neuen Eindrücken widmen.
    Es war kein Licht hier, aber es gab soviel anderes: die Berührung des Bettuchs unter ihm; die in der Mitte abgelegene Matratze darunter; der Druck der Mullverbände; der stumpfe Schmerz in seinen Knien, der stärkere, brennendere in seinen Handgelenken. Da waren auch Gerüche: schale Küchendüfte, der penetrante Gestank nach Mottenpulver aus der Wolldecke. Und die Geräusche: das Ächzen des Windes, das sanfte Klopfen des Regens an die Scheiben. Er wußte, was all diese Dinge waren, denn er konnte sich mühelos das Wissen aus den Stimmen holen, die sich so dicht um ihn drängten.
    Blauweißes Licht huschte an seinem Fenster vorbei, sofort gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall.
    Zuck. Panik erfaßte ihn. Er sprang aus dem Bett, rannte zur Tür und drehte den Knopf, aber sie ging nicht auf. Wieder zuckte ein Blitz vorbei, und diesmal kam der Donner fast gleichzeitig. Er heulte und hämmerte verzweifelt an die Tür.
    Eine gewaltige Gestalt in einem wallenden weißen Gewand, der Kopf eine schwellende Masse von Röllchen, hob sich vage vom dunklen Hintergrund ab. Der Mann schrie vor Panik auf und warf sich auf den Boden.
    »Was, in aller Welt, ist in Sie gefahren, Mr. Harkinson?« fragte Schwester Louella. »Haben Sie einen Anfall, oder was?«
    Der Mann auf dem Boden ächzte und bedeckte die Augen mit den Händen.
    »Was ist los?« Les tauchte keuchend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher