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Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts
Autoren: Keith Laumer
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heute nacht bereits mit gut einem halben Dutzend Geistern anderer Verstorbenen gesprochen.«
    »Ich frage mich …« Der Mann betrachtete die Bandagen an den Handgelenken. »Ich frage mich, ob wir nicht vielleicht etwas übersehen haben. Wäre es möglich, daß doch mehr hinter der Idee des Kas steckt? Daß der Geist den Körper während des Schlafes verläßt und herumwandert?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen! Ich versichere Ihnen, Mr. Poldak, daß Sie nicht physisch hier sind, nein, ganz gewiß nicht!«
    »Damit haben Sie recht.« Er zwickte sich in den Arm. »Aber das hier ist echtes Fleisch. Oder die Illusion echten Fleisches. Wie kann man sicher sein?«
    »Mein ganzes Leben wollte ich wissen, wie es ist – ich meine, wenn man diese Welt verläßt. Verraten Sie mir wenigstens, tut es weh? Hatten Sie Angst?«
    Der Mann musterte sie. »Ich nehme an, auf Ihre Art suchen Sie die Wahrheit genau wie ich. Also gut, als quasi Forscherkollegen, sage ich Ihnen alles, was ich weiß. Ich ging zu Bett, las noch ein wenig, um mich zum Träumen anzuregen. Ich erinnere mich an das zweite Einschlafstadium – das ist meine eigene Bezeichnung dafür. Und dann – träumte ich dies. Das ist alles.«
    »Einfach so? Keine Schmerzen! Keine seelischen Qualen?«
    »Aber ich bin bestimmt nicht tot, Mrs. Knefter. Irgendwie scheine ich in einem fremden Körper zu stecken – oder zumindest träume ich es …«
    Die Haustür schlug zu. Les’ fluchende Stimme und seine schweren Schritte näherten sich. »Hoffe, du bist jetzt zufrieden«, brummte er, als er eintrat. Er warf seine Schirmmütze auf einen Stuhl, seine Wolljacke war fast durchgeweicht. Wasser tropfte von seinen Brauen und der Nase.
    »Was war? Erzähl!«
    »Ich rief an, eine feine Dame antwortete. Sagte, sie sei Mrs. Harkinson, und ihr Mann schliefe friedlich neben ihr im Bett. Ich sagte, sie soll noch einmal nachschaun, und sie sagte, für einen Geist schnarche er ziemlich laut. Sie hielt mich für betrunken, hing einfach ab.«
    »Ich werd’ verrückt!« Schwester Louella starrte auf den Mann, aus dessen schlaffem Mund Speichel rann.
    »Mr. Poldak?« fragte sie unsicher. Der Mann sank kraftlos auf das Bett zurück. Schwester Louella erhob sich mit glänzenden Augen. »Les, er ist ein echtes Medium, aber nicht von der üblichen Art. Nicht die Toten sprechen durch ihn, sondern die Lebenden!«
    »Du spinnst ja, Lou!«
    »Du wirst schon sehen, wer spinnt, wenn wir durch ihn reich werden. Adam nennen wir ihn. Adam Nova! Und wir machen was aus ihm!«
     

 
4.
     
    Adams Wunden verheilten. Er durfte aufstehen und durch das Haus und Grundstück spazieren. Im Wechsel von dunkel und hell, im Rhythmus seines Eß- und Schlafbedürfnisses hatte er bestimmte Muster erkannt. Jetzt beschäftigte ihn die Suche nach weiteren »Mustern«. Er wurde sich der Zeit als Matrix bewußt, in der etwas geschah, und auch der Unterschied zwischen Ereignis und eigener Handlung wurde ihm klar. Es war eine sehr erfreuliche Entdeckung. Er experimentierte, bewegte seinen Körper, berührte Dinge, machte Geräusche, Laute. Als Ergebnis von Les’ Flüchen und Schlägen lernte er seine körperlichen Funktionen der Entleerung kontrollieren. Und immer sprachen die Stimmen. Schwach, vage, manchmal, doch hin und wieder so laut und drängend, daß das Ich sich zurückzog. Das mochte er nicht. Daher kämpfte er dagegen an, und mit immer größerem Erfolg, bis er schließlich die Stimmen gezielt zurückhalten konnte, daß allein das Ich bestimmte.
    Les und Schwester Louella, auch nur Lou genannt, waren viel um ihn. Er unternahm keine Anstrengungen, ihren Anordnungen und Bitten nachzukommen. Die Idee, Worte und Handlungen miteinander zu vereinbaren, war ihm noch fremd. Er verbrachte die meiste Zeit damit, seinen Gedanken nachzuhängen, in sich selbst zu forschen, aber auch außerhalb. Er betastete die Dinge um sich und machte Geräusche mit dem Mund. Eines Tages sagte er laut: »Hunger!« Ein komisches Bedürfnis hatte sich in seinem Magen breit gemacht, und wie üblich hatte er es ignoriert. Doch plötzlich formten seine Lippen das Wort.
    Schwester Louella starrte ihn an. »Bist du besessen, Adam?« fragte sie. Auf vage Weise verstand er, daß das Wort »Adam« mit dem Ich verbunden war. Er antwortete nicht. Er war damit beschäftigt, seine Zunge in verschiedenen Stellungen auszuprobieren.
    »Essen!« sagte er.
    »Wer bist du? Wer spricht?«
    Seine Lippen zuckten. Ein neues, nicht angenehmes Gefühl bewegte ihn,
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